Wie gestern. Den Vormittag immer in Geschäften, mittags allein. Therese bekam heute von der Gulyás eine gestrickte Haube zum Geschenk, und von den anderen Mädchen die Mariazeller Muttergottes. Nach Tische zu Braun, um das Schafgeld zu erheben, dann zu Haus. Abends ins Kärntnertor-Theater, Benefiz der Seiltänzer. Therese war am Vormittag bei Hofe, um sich zu beurlauben, sprach die Schosulan, Rakowin (?) etc. Nachmittag war sie zu Haus, auch abends. Ich war meistens auf dem Theater oder im Parterre, es war leer. Therese erhielt von der Richart einen Ring, sie gab meine Haare hinein.
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Ein schöner Tag. Der Vormittag wie gewöhnlich, Moreau kam zu uns und Barany. Der Paul von der Kaiserin brachte Theresen als Präsent eine silberne Tasse, Kaffee- und Milchkanne, ein Zuckerkörbchen und von Porzellan eine schöne Schale blau mit Gold. Dies schöne Geschenk überraschte Therese und mich sehr angenehm. Sie schenkte dem Paul 5 fl., worüber er ganz beglückt ging. Mittags allein. Die Dichtler brachten wir heute durch Sonnleithner im Theater an der Wien an, sie empfängt monatlich 12 fl.. Nach Mittag kam Kárner, den ich mich außerordentlich zu sehen freute. Ich ging mit herum, fuhr ins Theater an der Wien und besorgte mit Therese für ihn einige Kommissionen. Ich ging ins Kärntnertor-Theater „Verwiesene auf Kamtschatka“, fand Lang, Klimbke etc. Nach dem Theater soupierten Kárner und ich beim Lothringer. Ich nahm gleich Abschied, denn er reist morgen über Baden nach Eisenstadt. Er sagte mir, dass sie die „Deutschen Kleinstädter“ aufführen wollen, und äußerte, dass es ihm lieb wäre, wenn Therese die Frau Unter-Steuereinnehmerin Staar spielte.
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Ein schöner Tag. Der Vormittag wie gewöhnlich, nur, dass ich heute den Grafen Vinzenz von der Akademie erlöste. Mittags war Moreau unser Gast. Nina, die gestern mit unserem Gönner von Graz kam, besuchte uns, und brachte mir ein Taschenmesserl. Nach Mittags zu Haus, um 5 h mit Köstler zum Tischler Seitl Gartengasse (?) Nr. 67 wegen einem Uhrkasten. Abends ins Kärntnertor-Theater „Geständnis“, Lustspiel in 1 Akt von Frech, dann „Raub der Sabinerinnen“. Ich fand Compagnie, nach dem Theater nach Haus. Therese machte mit Rosalie eine Promenade auf die Glacis und schrieb an Kárner.
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Trübe. Der Vormittag wie sonst. Bei Therese war die Holzmann, die uns für morgen nach Himberg lud. Mittags allein. Nach Tisch machte ich mit dem Tischler Seitl und Köstler die Sache wegen dem Uhrkasten aus. Ich arbeitete, Therese auch. Abends in beide Theater. Im Burgtheater „Gutherziger Alter“ und „Bacchus“, im Kärntnertor-Theater „Tag der Erlösung“. Mit Salieri ging Therese zur Gulyás und kauften ein Pianoforte von G[eorg ?] Halbig für 180 fl..
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Lustfahrt nach Himberg mit Therese und Richart, wurde durch Ausbleiben des Wagens vereitelt. Wir warteten bis ½ 1 h. Inzwischen ging ich doch zum Grafen. Alles ging und wurde ausgeschickt, um den Kutscher zu suchen, aber vergebens. Therese, Richart und ich fuhren zum Hirschen speisen, gingen nach Tische über die Rasumofsky-Brücke in den Prater, tranken beim 2. Kaffeehaus Kaffee und begaben uns um 6 h in die Stadt. Über die Bastei ins Kärntnertor-Theater, zum letzten Mal Ludwig Porté (?) und Compagnie. Ich war im Parterre und auf dem Theater, Therese und Richart im 3. Stock und in der Theaterloge. Zu ihnen gesellte sich Weinmüller, der den Abend blieb. Nach dem Theater aßen wir Gefrorenes, dann nach Haus.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).