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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2336 1803 12 26 Stephanitag. Der Kaiser und sie fuhren mit den Prinzen nach St. Stephan. Ich früh zum Grafen; mit dem Grafen Louis in den Redoutensaal. Nach 11 h Konzert vom jungen Mayseder, dann die „7 Worte" von Haydn, von ihm selbst dirigiert. Es sangen die Schmalz, Flamm, Weinmüller, Bondra; zum Besten der armen Bürger von St. Marx. Es war sehr voll. Der Kaiser gab 1000 fl., Albert 1200 fl. etc. Um ½ 3 h war die Akademie zu Ende. Therese, welche sich heute besser befindet, speiste mit mir. Nach Tisch kamen die Töpfer, Schmidt und Tandler, später die Lisette Turnau und Gabrieli, welche bei Therese blieb. Ich ging zu Nigst und ins Burgtheater, zum 1. Mal „Der tote Neffe“ – an der Wien hieß es „Tot und lebendig“ – übersetzt von Kotzebue. Gefiel trotz Kochs, Rooses und Weidmanns vortrefflichem Spiel nicht. Zum Beschluss Maitag. Im 3. Stock traf ich Rösgen und lernte durch Vogovics Richart kennen. Mach dem 1. Akt von Maitag ins Kärntnertor-Theater, ich kam zum Finale von „Musicomania“, dann „Tänzerin von Athen“. Im 3. Stock fand ich die Ziegler, im Parterre Haim von Simmering. Nach dem Theater ins Bett. Band 05 (V.), Seite 4r
2337 1803 12 27 Schlechtes, ungesundes Wetter, starker Nebel. Unseres lieben Kárner Namensfest. Früh zum Grafen und nach Haus, Therese befindet sich noch nicht ganz wohl, sie richtete sich schon für den Abend im Burgtheater „Achille“ zu singen. Heute ist die 2. Probe von „Axur“ mit der Natorp. Um ½ 1 h kam Jeanette, der wir gestern, ohne zu sagen wohin, die Einladung auf heute verschoben, ich ging zu Kárner. Kárner und ich fuhren um 1 h zum Brandl, dann wurden Therese und Jeanette abgeholt. Therese sagte mir, Moreau wäre da gewesen. Dies hörte Kárner und er wurde gleich von Kramers Bierhaus zitiert. Jeanette, welche wir zu uns luden, wunderte sich nicht wenig, zu Brandl geführt zu werden und den Kárner zu treffen. Wir waren fidel und guter Dinge, tranken Kárners Gesundheit. Moreau machte die scheelgoschete Familie, den plaudenden Bedienten und sangen ein paar Liedeln. Um 6 h fuhr ich mit Kárner weg, ich ins Kärntnertor-Theater, er an die Wien, zum 1. Mal „Der heisse Tag“, Schauspiel in 3 Akten von Schildbach. Therese, welche wenig aß, fuhr mit Kárners Equipage ins Burgtheater, wo sie zu tun hatte. Im Kärntnertor-Theater „Die Advokaten“, Schauspiel in 5 Akten von Iffland. Exner von Brünn spielte zum ersten Mal den Kammerrat anstatt Krüger, vorher Müller. Er gefiel mittelmäßig und sagte: „Habe ich das Glück gehabt, zu gefallen, so danke ich es meinen Mitspielenden und Ihrer gütigen Nachsicht“. Im Theater war ich mit Korntheuer zusammen gekommen und mit Tobak-Nannerl. Nach dem Theater nach Haus. Nachtrag: Gestern machte man mit der DeCaro Spektakel, es wurde gewütet, geklatscht. Während ihrem Solo schnappte ihr der rechte Fuß um. Destefani trat vor, umfasste sie; sie erholte sich, tanzte ihr Solo, jedoch schwach. Der Lärm bei ihrer Erholung, beim Forttanzen und am Schlusse nach den Fallen der Kurtine war ungeheuer. Sie erschien beim Finale nicht. Heute ist ihr Fuß geschwollen. Band 05 (V.), Seite 4v
2338 1803 12 28 Dritte Probe von „Axur" mit Mad. Baronesse Natorp. Früh zum Grafen, dann schrieb ich an Woller, Antwort auf den Brief vor 8 Tagen. Zum Adler, zum Schneider und nach Haus. Therese ging den Tag und Abend nicht aus. Mittags war Moreau unser Gast. Nach Tische kam ein Mann und brachte mir die Nachricht, dass um ½ 12 h mittags der Haushofmeister Stöhr verschieden sei. Mich dauert die arme Alte. Nach Tische kam Salieri, Therese probierte mit ihm die Arie, welche sie bei Hofe singen wird. Ich schrieb zu Haus, ging zur Barany, dann ins Kärntnertor-Theater „Toter Neffe“ und „Bacchus“. DeCaro befindet sich besser, doch ist der Fuß sehr geschwollen. Vorher war [ich ?] beim Riedl, traf da den Flautist Mayer und Sänger von der Wien. Wir plauderten von Brauns Misshandlung der Künstler und jener der Campi gegen ihre Kinder. Im Parterre traf ich Nigst und Jungmayer, zu letzterem setzte ich mich und gingen zusammen nach Hause. Therese war den Abend meistens allein, und nur spät kam Joseph, der sich auf seiner Flöte produzierte. Nach dem Theater begab ich mich gleich nach Haus. Band 05 (V.), Seite 4v
2339 1803 12 29 Ein heiterer Tag, aber sehr kotig. Um 8 h schon zum Grafen, auf die Maut, für den jungen Grafen Musikalien kaufen, zu Kárner. Nina ließ Therese einige Anekdoten von der Natorp sagen, da sie täglich, und zwar beim Braun, Proben von „Axur“ haben. Mittags aßen wir allein. Nach Tische kam die Tischler Reserl, elend und ausgezehrt wie ein Skelett, und sagte, dass die Mutter schon 5 Wochen krank sei. Erbarmungswürdig und schrecklich sieht das arme Geschöpf aus. Therese gab ihr 2 fl., Schokolade, Kaffee, Zucker, Feigen und Obst aus Ödenburg. Ich arbeitete bis 4 h, dann ging ich zu meinen Flüchtlingen Schaidegger, die ich schon lange nicht sah, zu Nigst, um für Therese das Chemisel von Petinet zu holen. Abends ins Kärntnertor-Theater, „Der Vormund“, Lustspiel in 5 Akten von Iffland, Exners 2. Debütrolle als Vater Gräber, nämlich der Kammerrat. Exner gefiel weniger als das 1. Mal, wurde mit Anstrengung vorgerufen, machte Verbeugungen, sagte aber nichts. Den Flüchtlingen gab ich die Loge, sie waren mit der Traiteurin darin. Die Schaidegger vertraute mir, dass sie vor Anbruch des Tages zum Fürsten nach Eisenstadt will. Nach dem Theater nach Haus. Therese war den Abend mit Besuchen von der Riebenfeld und Fräulein Urbain beglückt. Band 05 (V.), Seite 5r
2340 1803 12 30 Den Vormittag beim Grafen, bei Kárner und zu Haus. Therese hatte Besuche vom Hetzendorfer Mayer, Schmirer, Gabrieli. Beim Grafen sprach ich mit Vulcani, der mich zu seinem Theater, auch zum Mitspielen einlud. Mittags speiste die gewöhnliche Gesellschaft beim Adler. Pelikan brachte Therese Bayer (?) und speiste mit. Groß von Linz, Hirsch (?) vom Criminale waren auch in der Gesellschaft. Therese hatte nach Mittag 4 h Probe von der Hofmusik, Salieri, Simoni und das ganze Orchester. Die Kaiserin mit der Kammerfrau Schosulan, die Kammerdienerin Hainisch (?) mit Kammermensch waren bei der Probe. Therese sprach mit der Kaiserin und unterhielt sich mit ihrer Begleitung, welche alle mit ihr sehr charmant waren. Sie war heute bei der Gräfin Traun zur Tafel geladen, da sie aber erst um 3 h speiste, musste sie sich mit einer Kollation begnügen. Nach Mittag ging ich zur Viotti, die mir über ihren verlorenen Hund klagte, zur Tabakkramer-Nanett und mit ihr ins Kärntnertor-Theater in die Loge, wo Pelikan und Therese Bayer waren, Groß und Dittmann nachkamen. Ich ging gleich aus der Loge in den 3. Stock, sprach die Richart, Klimbke, Walcher (?), dann ins Parterre, wo die Nigst war. „Barbarei und Größe“, Exner als Vieho (?); er konnte seine Rolle nicht und fiel ganz durch. Den Abend und die ganze Nacht regnete es stark. Richart begleitete ich, dann nach Haus. Bei Therese war Gabrieli und brachte ihr nichtsahnend ein Halstuch von Krepp. Heute zahlte ich den Vadász 27 ¼ Ellen Tuch mit 321 fl. 37 ½ x. Band 05 (V.), Seite 5r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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