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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2306 1803 11 27 Kalt, windig; nach Mittag Regen, abends erster Schnee. Früh zum Grafen, Woller, wo ich die neue Brieftasche bekam, dann nach Haus. Therese besuchte die Gulyás, ging mit ihr zur Klob und speiste allein zu Haus, wo sie auch nach Mittag blieb. Abends war sie mit der Klob bei der Gulyás. Auf dem Kohlmarkt traf ich Umlauf, er begleitete mich zu Kühnel, da aß ich mit Beridez Therese Bratwürste, promenierte mit Umlauf vom Burgtor auf der Bastei zum Roten Turm, in die Leopoldstadt zu den Sieben Kurfürsten, wo wir speisten. Nach Mittag ging ich zu den Flüchtlingen, welche mich wegen Quartier ersuchten, und mir erzählten, dass Prince in voller Uniform bei ihnen war. Zu Nigst und mit ihnen in den Dempfinger Hof, wo wir soupierten. Um ½ 11 h nach Haus. Therese lag schon, ich zeigte ihr meine erhaltene Brieftasche. Band 04 (IV.), Seite 142v
2307 1803 11 28 Schnee und dadurch fataler Morast. Früh zum Grafen wegen Kalender, in die Theaterkanzlei, zu Woller und dann nach Haus. Nach 12 h besuchte ich Kárner, mittags allein. Kárner war sehr verstimmt, der Fürst handelt so unbesonnen, liegt ganz in den Armen des Juden J(oë)l, arbeitet gegen sein eigenes Interesse und ist undankbar gegen den seltenen Biedermann Kárner. Nach Mittag zu Haus, abends bei Nigst im Burgtheater „Reise in die Stadt“, dann ins Kärntnertor-Theater „Tänzerin von Athen“. Ich war meistens auf dem Theater. Um ½ 10 h lag ich schon. Therese unterhielt sich den Abend allein. Band 04 (IV.), Seite 142v
2308 1803 11 29 Regen. Früh zum Grafen, der heute mit Balassa nach Preßburg fährt, sonst den ganzen Tag zu Haus. Der Hausmeister von Dietrichstein brachte uns einen Holzzettel auf 2 Klafter, die wir gleich mit 24 fl. bezahlten, ihm Slivovitza, dem Kassier Anton aber Debreer (?) schickten. Mittags allein. Nach Tische kam Salieri und sagte, Abbé Vogler ließe Therese durch die Musik-Sozietät bitten, den Part des Castor der Lolo Müller abzutreten, und dafür die Phöbe zu nehmen, weil dieser Part der Müller zu hoch wäre. Salieri riet Therese, beide mit der Erklärung zurückzuschicken, dass sie die Phöbe nicht behalten könnte, und dass sie sich vorbehalte, der Sozietät ein andermal zu dienen. Es ist die seconda donna, Frank singt die erste Rolle. Später kam Umlauf, brachte Therese die Arie, die er für sie komponierte, probierte sie mit ihr und machte wirklich guten Effekt. Die Woller Lisette kam, trank mit Therese Kaffee, dann führte sie letztere ins Kärntnertor-Theater „Hahnenschlag“ und „Waldmädchen“. Die Lindner (?) machte die Fürstin und tanzte ein Solo, klein, aber ganz artig. Ich ging zur Nigst, dann in den 4. Stock im Kärntnertor-Theater, wo ich die Woller, ihn und Lisette traf. Woller und Nigst brachte ich Scheren. Um ½ 9 h war das Spektakel schon zu Ende. Therese und ich gingen nach Haus und gleich ins Bett. Band 04 (IV.), Seite 143r
2309 1803 11 30 Heftiger Regen den ganzen Tag. Die Sepherl ging um ½ 6 h auf die Holzgestätte wegen Holz. Therese stand erst um ¾ auf 7 h auf. Um 10 h kam das Holz. Therese war bei der Uhrmacherin Gast, abends bei der Barany. Der Bediente Joseph vom Theater kam, um von Therese den Part der Donna Elvira im „Don Juan“, welcher neu textiert wird, abzuholen. Salieri besuchte uns nach Mittag, erzählte, dass er eben von der Töpfer Babett komme, dass sie ruhiger ist, sich besser befinde und über seinen Besuch sehr erfreut ist. Sie weinte als sie ihn sah, und erzählte ihm die ganze traurige Geschichte. Später ging er wegen Rosalie zu Braun. Abends beschloss ich ins Kärntnertor-Theater zu gehen „Helene“, anstatt des Mädchens der Weissenthurn, welche kränkelt, spielt heute jenes des Neumann. Mittags speiste ich mit Umlauf im distinguierten Casino, nachher tranken wir im Bürgerspital Kaffee und spielten Billard. Bei Tisch verabredeten wir von der großen Musik, welche wir morgen über 8 Tag geben wollen. Die 1. Arie, die Umlauf für seine Schwester Pepi schon vor 3 Jahren für Theresens Namensfeier schrieb, wird seine Schwester Liesi, und jene neue große Arie, die er für Therese schrieb, Therese selbst singen. Mittag laden wir Woller, Umlauf, Schwester, Mayer und Pepi ein, nach Mittag hernach um 3 h eine ganze Gesellschaft. Die Gulyás The[rese ?] soll während beider Arien mit Accompagnement der Violine, gespielt von Mad. Pepi Ringbauer (?), eine Sonate spielen. Wir bestimmten schon das Orchester, welches wir dazu nehmen wollen, um ein ganzes Großes zu erhalten. Nach Mittag kam Mayer mit der Pepi, welche wir gleich einluden, und uns auch zusagten. Um 8 h besuchte ich Schaidegger, später Nigst, dann ins Burgtheater „Glücksritter“. Der Wind war zu heftig, die Kälte zu groß, um ins Kärntnertor-Theater zu gehen. Im Theater fand ich Walther mit Frau, Kühnel, Frau und Therese. Nach dem Theater gleich nach Haus und ins Bett, Mich quält Schnupfen und Katarrh in hohem Grad. Band 04 (IV.), Seite 143v
2310 1803 Rosenbaum, Tagebücher: Band V (SN 198) 01.12.1803 bis 31.05.1806 Band 05
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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