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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2316 1803 12 6 Niklastag. Trübe und außerordentlicher Kot. Beim Fürsten schrieb ich mich auf. Früh zum Grafen, Woller und nach Haus. Therese beschäftigte sich, Verschiedenes herzurichten. Vor Tisch war Umlauf da, der uns die von Dönst geschriebenen Musikalien mit der Äußerung brachte, dass sie schlecht geschrieben sind und manches neu geschrieben werden muss – fatal ! –, dann dass die beiden Weidinger (?) erst um 5 h und Eder (?) vielleicht gar nicht kommen kann. Die alte Töpfer besuchte uns, Moreau war unser Gast. Salieri fiel gestern im Morast und beschmutzte mir alle Blätter des „Freimütigen“ mit Kot; welch eine Verlegenheit, da sie nicht mein sind ! Nach Mittag steckte ich und richtete ich die Lichter, Therese reinigte das Porzellan. Ich war bei Nigst, dann im Burgtheater „Corsaro“. Abends goss es so heftig, dass alle Steine abgewaschen waren. Nach dem Theater nach Haus. Band 05 (V.), Seite 1v
2317 1803 12 7 Schnee und Regen, ein höchst fatales, ungesundes Wetter. Früh zum Grafen, in No. 810, in die Hofapotheke, wo ich Gridl, Wirth und Storch einlud. Dem Poltoni begegnete ich und lud ihn auch ein. Bei Kárner war ich, fand ihn aber nicht. Der Leiblakai Haas war bei Therese um ihr zu sagen, dass sie morgen 10 h bei der Kaiserin Audienz habe, wie ungelegen ! Therese schenkte dem Haas ihr Bild. Nach Tische kam Umlauf, um die Fehler der Arien zu verbessern. Therese ging zur Traun, welche sie sehr freudig empfing und ihr antrug, sich morgen bei ihr umzuziehen. Ich in No. 810, zu Schaidegger, welchen ich die Loge ins Kärntnertor-Theater zu „Maria von Montalban“ brachte, zu Nigst und ins Kärntnertor-Theater. Bei dem so schlechten Wetter war es leer. Ich war meistens auf dem Theater, um mit Umlauf, Schmidt und der Kathel das Orchester und die Instrumente zu besorgen. Nach dem Theater ins Bett. Band 05 (V.), Seite 1v
2318 1803 12 8 Großes Lätizel. Der Eckhart, den ich gestern in Knittelversen einlud, nahm es detto in Knittelversen an. Therese lud die Töpfer und Bruder. Früh nach 8 h ging Therese zur Traun anziehen. Schmidt und Moreau kamen, halfen mir die Betten hinaustragen und verschiedenes hinausräumen und ordnen. Moreau schickte ich zur Sattmann (?) damit sie anstatt der kranken Lisi Umlauf die kleine Kantate singe. Ich ging zum Grafen. Therese frühstückte bei der Traun, ging um 10 h zur Kaiserin. Haas erwartete sie und führte sie zur Kammerfrau Schosulan, diese aber gleich zu ihrer Majestät, welche sie sehr gütig aufnahm. Therese dankte ihr für die Gnade, dass sie ihre Bitte, am Neujahrstage bei Hofe singen zu dürfen, mündlich vortragen darf. Theresen versicherte die Kaiserin, sie habe schon vorher mit dem Kaiser gesprochen; es sei fest bestimmt, dass sie singe. Sie sagte zum Kaiser: Der arme Narr habe schon so lange nicht gesungen, man muss sie wieder einmal singen lassen. Die Kaiserin sagte ihr viel Schönes über ihre Arien unlängst in der „Zauberflöte“, ihre Schwere. Am Ende entließ sie Therese mit dem Versprechen, ihr eine Arie zu wählen. Therese küsste ihr die Hand, dankte für die allerhöchste Gnade und ging. Um ½ 11 h trafen wir zu Haus zusammen, begannen für 11 Personen; Kárner konnte wegen des Fürsten nicht, so waren wir nur 10. Woller, Frau, Lisette, Kühnel, Frau, Umlauf, Mayer, Pepi Therese und ich. Vom Grafen erhielt ich 3 Bouteillen Champagner und 2 Bouteillen Tokajer, welche mittags sprangen. Um 3 h rückte schon das Orchester an, wir saßen noch. Man bediente sie gleich mit Aufgeschnittenem, weißem und rotem Wein, Bier. Um 4 h begann Bernardi mit Begleitung des ganzen Orchesters, Variationen zu blasen, er blies sehr schön. Nachher sang die Sattmann die kleine Kantate von Umlauf, gedichtet vor 3 Jahren vom seligen Lippmann zum Namensfest Theresens; weil aber die Gute ums Kind kam, unterblieb die Produktion. Schmidt teilte unter der Gesellschaft gedruckte Exemplare aus. Nachher sang Therese die neue Arie von Umlauf, welche wiederholt wurde. Mit dem Orchester von 28 Personen waren zusammen 101 Personen. Nebst den 10 Personen bei Tische waren Kárner, Salieri, Schreibers, Frau, Benkó, Nannett und Peter, Töpfer Babett und Caspar, Scheiger und Frau, Lavotta und Frau, Rottruff, Frau und Nanett, Latzl, Gabrieli, 2 Moreau, Storch, Gridl und Wagner, Mayer, Klimbke und Turnau, Poltoni, Schmidt, Tandler, Brandl, sie und Therese, Arzt und Frau, Eckhart, Stegmayer und Frau, Vadász, Szuly, Rosenstingl, Sattmann, Sturioni, Lieben (?), mein Bruder, Nina, Rosalie, die Hocheder, Gulyás mit 2 Mädeln, Kunz, Klob, Ringbauer, Korn, Rösner und Frau, Goldmann Jos[ephine ?], Barany mit Toinette, Woller Charles, Hannacker (?) und Bernardi. Diese Zahl war ohne Bedienung unterhalten und hinlänglich bedient worden. Nach dem 1. Stück wurde alles mit Kaffee bedient. Das Orchester verlor sich, nach Genüge erquickt, wobei manche Indiskretion Platz griff, um ½ 7 h; da waren schon ohne weißen Wein und Bier 40 Bouteillen Ofner geleert. Eine Stunde wurde getanzt; die Ringbauer spielte Violine, Sattmann Pianoforte, abwechselnd spielten und akkompagnierten auf der Violine Tandler, Schmidt, Lieben, Stegmayer, der Flautist Scholl (?), der 18 Saiten abschlug. Umlauf spielte auch, war aber schon so begeistert, dass er sich sehr schwer aufrecht halten konnte. Rottruff, Sattmann, Tandler, Latzl (?), Schmidt und Therese sangen abwechselnd Canons. Sturioni sang einige Arien und akkompagnierte sich auf der Gitarre. Später parodierte er Stimme und Manier der Simoni und Holleschek. Um 9 h begannen Moreau und Korn ihr Intermezzo „Ein Schelm tut mehr als er kann", vom Franzky (?). Moreau spielte im 9 Verkleidungen 9 Charaktere, manche aber vortrefflich. Besonders gefiel er als Schöner Carl, als Kutscher – „Jessas, Jesas“ –, als Französin, als schnell plaudernder Bedienter. Nachher wurde wieder getanzt und ohne zu pausieren immer mit Aufgeschnittenem, Kaffee und anderen Getränken serviert. Um 1 h endete sich diese Unterhaltung, die nach einstimmiger Versicherung für alle wirkliche Unterhaltung war. Mein Wunsch, dass alle unser Haus zufrieden lassen, scheint erreicht zu sein. Rosalie sang auch ein paar Arietten sehr artig. Sie schlief bei uns. Schmidt und Tandler halfen uns die Betten hereintragen, Türen einhängen u. dgl. Therese und ich hatten Ärger, weil zuletzt der Kaffee so lange nicht fertig wurde. Therese teilte mit mir die Blumensträuße unter die Tischgesellschaft auf, die Rosen, Veilchen, Reseden und Vanillekraut verbreiteten Wohlgeruch in den Zimmern und überraschten die Gesellschaft angenehm. Die Ringbauer und Benkó erhielten auch Bouquets. Um 2 h legten wir uns; wir schliefen wenig, waren sehr müde und echauffiert. Der Tag war heiter und trocken. Band 05 (V.), Seite 1v
2319 1803 12 9 Feuchtes Wetter, kotig. Therese hatte geschwollene Mandeln, ich musste früh den Eckhart rufen lassen. Ich früh zum Grafen, Uffenheimer, Woller, dann nach Haus. Therese blieb den Tag im Bett, Schmidt war ihr Gast. Ich speiste mit Umlauf, Stegmayer, welcher mich holte, Frankstein, Dittmann (?) im Lamm in der Naglergasse, tranken Kaffee beim Kramer, dann nach Hause. Ich schrieb bis ½ 7 h, fuhr mit Therese ins Kärntnertor-Theater „Zauberflöte“, war im Parterre, 3., 4. Stock, und dem Theater, mich verfolgte der Schlaf überall. Moreau begleitete mich nach Haus, ich eilte gleich in Morpheus' Arme. Mit der Sepherl rechnete ich zusammen, zahlte ihr ihren Halbjahrslohn und beschenkte sie und ihre Geschwister. Band 05 (V.), Seite 2v
2320 1803 12 10 Kalt und heiter. Den Vormittag auf die Hauptmaut und beim Grafen, wegen Zuckerwerk und Champagner. Therese besuchte die Traun, um ihr wegen der Aufnahme bei der Kaiserin zu rapportieren. Uns besuchte die Kohl und Tochter. Mittags war Moreau unser Gast, nach Mittag arbeitete ich, später zu den Flüchtlingen und sah Nigst. Therese vollendete ein gestricktes Nachtleibl, ging zur Woller und führte Lisette in „Helene“. Zum Finale kam ich auf’s Theater, ging mit Therese und Lisette, welche Korn bei uns abholte, nach Haus, ich aber gleich ins Bett. Band 05 (V.), Seite 2v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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