Redoute. Früh zum Grafen. Therese ging zu Pfersmann wegen einem anderem Kleid, erhielt aber keines. Man sagte ihr eine Menge Komplimente und damit speiste man sie ab. Mittags speiste Moreau bei uns. Ich besuchte Klimbke und Wokurka, um mit ihm wegen Klimbkes Bruder zu reden. Nach Mittag wurde bestimmt, dass Therese mit Goldmann, Rosalie und Etzelt in die Redoute gehen. Etzelt ließ um 10 h absagen, da Therese schon den ganzen Nachmittag für sie arbeitete; sehr indiskret. Krieghammer ging nach Tisch nach Hause. Abends ging ich zum Lothringer, dann ins Kaffeehaus in der Herrengasse, wo ich Kiepach und Wokurka mit Mädchen erwartete und in die Redoute führte. Es waren 1116 Personen, ich unterhielt mich gut. Wir – Koch, Stegmayer und ich – hatten viel Jux mit den Masken. Ich lernte den Banco-Kassier Reinhold (?) kennen. Um ½ 4 h nach Hause; wir fühlten das Angenehme eines warmen Zimmers.
Band 04 (IV.), Seite 80r
1922
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Nasskalt. Casentini tritt im Kärntnertor-Theater im Terzett auf. Früh zum Grafen, zu Noe in die Wollenzeugfabrik, dem ich einen gesperrten Sitz brachte. Krieghammer speiste mit Wokurka bei uns. Abends ins Kärntnertor-Theater „Molinara“ und Terzett. Casentini gefiel weniger als zuvor. Nach dem Theater ins Bett.
Band 04 (IV.), Seite 80r
1923
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Den Vormittag beim Grafen und zu Hause. Dem Vetter zahlte ich die 90 fl. für die Repetieruhr. Mittags speisten wir allein. Nach Mittag fuhr ich mit dem Giáy nach Baumgarten, sahen das Haus, Maierhof, Mühle, Bad und Garten an; alles erst im Werden. Doch erhielt das Haus meinen Beifall und den Wunsch einer baldigen Vollendung. Abends ins Kärntnertor-Theater, zum 2. Mal „Medea“; gefiel weniger, war nicht ganz voll. Therese war heute wieder wegen ihrem Kleid und dem erfolgten Lachen disgustiert; ich konnte sie lange nicht beruhigen. Nach dem Theater ins Bett.
Band 04 (IV.), Seite 80r
1924
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Kalt und heiter. Früh zum Grafen, in die Kassa. Ich brachte ihnen Erlauer Ausbruch und erhielt gesperrte Sitze. Krieghammer, Therese und des Neumann Kinder Wilhelm und Therese gingen zum Sattler, Brandmayer und nahmen zur 1. Promenade den Bonbon mit. Krieghammer speiste bei uns. Nach Tische arbeitete ich zu Hause. Therese ging den Abend zur Schmirer, welche sie abholte. Bei mir kam sie mit Etzelt zusammen. Ich war bei Woller, dann im Kärntnertor-Theater „Seltene Audienz“, dann Terzett mit Casentini. Sie hatte ein neues, etwas viel durchsichtiges Kleid, weswegen Braun den Garderobier Luca zum Profosen setzen ließ. Heute war die Schmalz bei Braun und lästerte ganz gewaltig über die Nouseul, Leifer und Schütz, welche sie als Medea in der Loge durch die Hächel zogen. Dies hörte die Schwester von der Schmalz, welche eben damals in der Loge war. Braun versprach ihr volle Genugtuung und befahl ihr, morgen wieder zu singen. Nach dem Theater gleich ins Bett. Kárner kam heute von Eisenstadt und schickte mir 2 Hasen und 2 Fasanen.
Band 04 (IV.), Seite 80r
1925
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Sehr kalt. Früh zum Grafen. Heute las ich den „Coriolan“ von Collin. Mittags speisten wir bei der Ascher. Wir gingen an der Donau hinaus, Krieghammer begleitete uns bis zum Brückenbau. Nach 5 h in die Stadt, abends ins Kärntnertor-Theater „Medea“. Heute nahm Therese einen rot atlassenen Schal, der sich gut machte. Es gefiel heute die Oper weniger, war weniger voll. Ich unterhielt mich zum Teil mit Großmann und dem Kaffeesieder Kaiser. Nach dem Theater ins Bett.
Band 04 (IV.), Seite 80v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).