Warm. Früh zum Grafen, dann zu Krieghammer, zum Igel, wo ich meinen Fächer zum reparieren gab, welchen Therese vom Grafen erhielt. Krieghammer war unser Gast nicht. Quarin, bei welchem wir heute speisten, bat mich, ihm seine Porzellanfigur waschen und einen Spiegel dazu machen lassen. Dies besorgte ich, sprach mit Geyersperg und besorgte beim Drechsler eine Scheibe. Nach der Probe von „Medea“ gingen Therese, die Etzelt und ich auf die Bastei. Therese fuhr nach Tische mit Quarin und der Pfaller spazieren. Ich war im Bureau, dann zu Hause. Therese ging den Abend mit der Goldmann zur Etzelt, ich ins Kärntnertor-Theater in die Loge „Die beiden Gefangenen“ und Terzett von Giulio Viganò. Nach dem Theater speiste ich bei Woller, wo die am Sonntag gewonnene Wette verzehrt wurde.
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Vor Mittag im Bureau und zu Hause. Therese hatte im Kärntnertor-Theater Probe von „Medea“, von welcher ich Therese [abholte]. Mit Klimbke sprach ich von dem schlechten Part, welchen Treitschke Therese gab, von seiner Anstellung als Dichter mit 600 fl und extra Bezahlung seiner Arbeiten. Krieghammer speiste bei uns, nach Mittag arbeitete ich. Abends gingen wir ins Marinellische Theater, „Kaspar Grinzinger“ und „Geistesgegenwart“, beides unglückliche Produkte von Hensler. Strack begleitete uns. Nach dem Theater nach Hause. Therese brachte ich vom Grafen einen Fächer, zwar altmodisch, doch immer elegant.
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Früh zu Wisenfeld und ins Bureau. Therese hatte früh und abends Probe von „Medea“. Krieghammer speiste mit uns. Nach Mittag arbeitete ich. Abends ging ich mit Krieghammer ins Theater an der Wien „Ferdinand von Kastilien“, Schauspiel in 5 Akten von Gewey. Hat viele schöne interessante Szenen, manches Langweilige und wurde sehr mittelmäßig gespielt, doch viel spendiert; missfiel. Nach dem Theater nach Hause. Meister (?) lud uns auf morgen.
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1914
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Kalt, heftiger Wind. Redoute wegen Constantin. Heute bekamen wir den Essig- und Öleinsatz samt 6 Salzschäuferln vom Winkler, wofür ich 50 fl. bezahlte. Früh zum Grafen, dann mit Krieghammer und Therese in Cleynmanns Predigt, welche mich sehr erbaute. Mittags speisten Moreau und die Tischlerin mit uns. Nach Mittag kam die Krieghammer; sie, die Benkó Nanett, Goldmann, Kiepach und ich gingen ins Häslingische (?) Theater auf dem Rennweg. Man gab eine Posse „Ein treues Weib ist Gold wert“, die mich sehr unterhielt. Es wurde artig gespielt. Therese blieb mit der Rosalie zu Hause und machte Toilette zur heutigen Redoute. In der Stadt wurde bei der Wildgans gespeist, dann holte ich Therese in die Redoute ab. Es waren über 1800 Menschen. Wir blieben bis 3 h, gingen meistens herum; unsere Unterhaltung war sehr mittelmäßig. Constantin lief mit seinen Offizieren wie unsinnig herum. Kielmann (?) machte mich mit dem württembergischen Legationssekretär Kästner (?) bekannt, einem fein gebildeten Mann, mit dem ich lange plauderte. Klimbke erzählte mir, dass heute der Schurke Daman (?) als Betrüger entlarvt wurde. Er gab schon ein halbes Jahr einem anderen Invaliden Parterre-Billetts zum Verkauf, welcher heute durch den Feuermaurer Doschan (?) ertappt wurde. Zum Teil wurde Patsch dadurch gerechtfertigt.
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Allerheiligen. Früh zum Grafen, dann arbeitete ich zu Hause und schrieb an Krieghammer nach Brünn. Therese speiste allein zu Hause, ich bei Brandl. Nach Mittag arbeitete ich. Abends ging ich mit Krieghammer und Therese ins Marinellische Theater „Don Juan“, eine langweilige Farce, mit „Kaspars Lustbarkeit“. Nach dem Theater soupierten wir in den Sieben Kurfürsten nahe am Theater. Die Sattler beglückte ich heute mit Billetts ins Burgtheater zu „Sitah Mani“.
Band 04 (IV.), Seite 79v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).