Allerseelen. Den Vormittag beim Grafen, dann besorgte ich für Quarin den Spiegel, vom Geyersperg bestreut, welcher ihn recht artig machte. Die Blumen im Korbe sind mit vieler Natur gemacht. Ich setzte ihn auch bei Quarin auf. Therese hatte Probe von „Medea“. Klimbke und Krieghammer speisten mit uns eine vortreffliche Schnepfen-Pastete. Abends ging ich ins Burgtheater „Gastrecht“; zählte wirklich auf der Kurtine 20 Figuren; auf unserem Tische sind nur 17: meine Wette ist also verloren. Krieghammer machte ich bei Woller einen Besuch.
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Heute regnete es immer. Vor Mittag beim Grafen und im Bureau. Krieghammer speiste mit uns. Nach Mittag zu Hause. Therese hatte früh und abends Probe von „Medea“. Ich führte Krieghammer ins Burgtheater „Die beiden Klingsberg“, Adamberger spielte wieder die Gräfin, wurde mit Klatschen empfangen. Am Schlusse extemporierte Brockmann und sagte: „Bleibt alle bei mir im Hause, da seid ihr sicher, dass ihr nicht gesteigert werdet“. Gewaltig wurde aplaudiert.
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Therese hatte früh Probe, ging aber vor selber zur Gräfin Traun gratulieren. Heute fing ich an, Stahlwasser zu trinken. Nach der 1. Portion gratulierte ich Schreibers. Auch zu Klimbke ging ich, der war krank. Den letzten Teil von der Probe wartete ich ab, dann führte ich Therese nach Hause. Wir speisten allein. Nach Tische kam Eckhart, wir plauderten lange, viel von der hartnäckigen Augenkrankheit der Eisenkohl und ihrer möglichen Erblindung. Abends ging ich ins Burgtheater „Schreibpult“, dann ins Kärntnertor-Theater „Svizzeri“ und „Zauberschwestern“, in die Loge, wo die Wollerschen waren, bei denen soupiert wurde. Moreau feierte heute seinen Namenstag.
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Ein heiterer aber kalter Tag; dies bewog uns, heute zum 1.Mal heizen zu lassen. Ich arbeitete zu Hause. Therese hatte um 10 h Probe. Nach 11 h trug ich mich zum Woller, ging mit Krieghammer in die Leopoldstadt zu dem Armenier, welcher ihr Halstuch druckte. Sie und der kleine Neumann speisten bei uns. Nach Mittag blieb ich zu Hause, abends ging ich in die Generalprobe von „Medea“. Im Burgtheater gab man den „Barbier von Sevilla“; es war ein schwerer Kampf bis ich mich entschloss. Bis 10 h dauerte die Probe. Von der Schmalz versteht man sehr wenig, die Müller als Dirce knauert. Die Musik ist sehr erhaben, studiert und in ganz neuem Stil geschrieben, die Dekorationen prächtig und kunstvoll gearbeitet. Mit dem Arrangement bin ich nicht zufrieden, es fehlt dem Ganzen an schönen Tableaux, an richtigen Gruppierungen. Ich glaube die Oper wird in keiner Rücksicht so gefallen wie die „Deux Journées“. Ich plauderte darin mit Baron Fellner, später kamen Kiepach
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Regen. 1. Aufführung der „Medea" im Kärntnertor-Theater, Oper in 3 Akten von Cherubini. Früh in die Kassa um die Billetts. 2 gab ich den Benkó, 1 Schreibers, später 1 Noe. Den kranken Klimbke besuchte ich. Therese war den Tag über zu Hause, arbeitete an Neris’ Kleide. Ich schrieb den ganzen Tag. Mittags speiste die Krieghammer mit uns. Vor 5 h ging ich ins Kärntnertor-Theater mit Krieghammer, Kiepach und Schmirer Jeanette, vorher schrieb ich noch an Sekretär Seher (?) nach Prag. Agnes besuchte Therese. Die Oper machte kein Glück. Schmalz verstand man gar nicht. Theresens Kleid war von so steifem Taffet, dass es wie ein Steifrock stund und Lachen erregte. Nach der Oper nach Hause.
Band 04 (IV.), Seite 80r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).