Vor Mittag ins Bureau, mittags allein. Ein kleiner Zwist, den ich mit einer herzlichen Umarmung endigte. Nach Mittag bei Gulyás wegen Zimmer. Abends im Burgtheater „Scheinverdienst“, Krüger als Stabschirurgus Rechtler (?), Korn als Heinrich, Pichler Ludwig, Moreau Christian. Krüger spielte vortrefflich, gefiel außerordentlich und wurde vorgerufen: „Ihre Gnade, Ihre Nachsicht ist so groß, so innig mein Dank und rastlos mein Bestreben stets sein wird, sie zu verdienen“. Nachher vollständige Session beim Lothringer, Krüger war auch da.
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Noch im Bette bekam ich eine Estaffette von Kárner wegen Quartier. Therese besorgte mir die zwei Zimmer bei ihrer Mutter. Ich schrieb ein Billett an Kárner und schickte Lindner damit zur Linie, um ihn zu erwarten. Willmann speiste mir uns. Nach Tisch ließ mich der Graf rufen und gab mir verschiedene Aufträge. Als ich nach Hause kam, fand ich die Csekonics mit Pepi und Werlen. Ich ging mit ihnen, sie gingen mit mir eine Strecke, dann auf die Bastei, wo ich mit Therese zusammen kam, noch eine Promenade machte, zur Gulyás ging. Dann ins Burgtheater „So muss man Füchse fangen“. Therese blieb bis 9 h zu Hause. Kiepach führte sie zum Greifen. Nach dem Theater fand ich dort die ganze schöne Compagnie, Kárner mit dem Ofner Stadtrichter Kalmárffy, Falk, Pettenkofen, Friess, als Herr v. Langsam. Wir blieben bis 12 h. Kárner engagierte mich, mit ihm Montags nach Preßburg zu fahren, welches ich ihm recht gerne zusagte.
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Den Vormittag mit dem Grafen beschäftigt. Kárner mit Kalmárffy, Csekonics mit Pepi und Werlen besuchten uns; letztere speisten da. Kárner mit den übrigen Deputierten wurde von Carl Zichy im Augarten gespeist. Nach Mittag erwartete ich Kárner. Therese besuchte die Klob, und lud sie auf Montag zu uns zu der Konzertarie, welche die ältere Gulyás spielen wird. Kárner und ich gingen ins Burgtheater, zum ersten Male „Wer der erste kömmt, führt die Braut heim“, vom Vogel aus dem Französischen. Die Leifer und Moreau lokalisierten (?) und fielen so wie das Stück total durch. Vorher ein fatales Stück „Die beiden Billetts“, Moreau als Bauernjunge. So solenn, so anhaltend habe ich noch nie zischen gehört. Koberwein dankte ab; man ließ ihn nicht reden. Nach dem Theater soupierten wir im Greifen.
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Windig, aber heiter. Früh zum Grafen, da begegnete ich Platzer, welcher uns besuchte und den ich mit Punsch-Rosoglio bediente. Später ging ich auf den Kohlmarkt, um den Einzug der 43 ungarischen Deputierten in 16 Wägen zu sehen. Mittags speisten bei uns Csekonics mit Pepi, Carl und Werlen, mein Bruder, die Tischlerin. Nach Tische kam der Tischler Martin, welcher sich beurlaubte und Dienstags nach Prag reisen wird. Um 4 h gingen Therese, ich, die Familie Csekonics und Uhrmacher in den Prater. Therese und ich fuhren um 6 h ins Theater an der Wien „Zauberflöte“ 1. Teil. In der Kärntnerstraße begegnete uns Kárner, welcher sich zu uns setzte. Bei der Kassa stahlen sie ihm seine Brieftasche mit 114 fl.. Beim Eintritt kamen wir mit Nouseul, Lefèvre und Tannenberg (?) und unterhielten uns während der sehr mittelmäßigen Aufführung. Therese hatte heftiges Kopfweh. Gleich nach dem Theater schickte ich sie nach Hause und soupierte mit Kárner beim Greifen.
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Heiter. Im Kärntnertor-Theater tanzte heute zum 1. Mal Mad. DeCaro mit ihren beiden Schwestern in einem Pas de deux mit Salvatore Viganò. Früh zum Grafen, zum Kárner. Um 10 h fuhr ich mit Kárner, Kalmárffy und Falk nach Preßburg. In Fischamend speisten wir. Im Fahren sprachen wir vom heutigen Pianoforte-Konzert, welches die ältere Gulyás, welche den Korn (?) gestern selbst besuchte, so ziemlich gut bei mir spielen wird. In Hainburg tranken wir Kaffee und spielten Billard, welches aber sehr wenig Tuch hatte. Um 7 h kamen wir in Preßburg an. Ich ging gleich zu den Comtessen, auf die Promenade, mit Kárner speiste ich beim Domherrn Callobino (?), wo der Graf Hardegg sehr stark aufgetragen beißend satirierte. Später kam erst Kerner nach.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).