Ein heiterer Tag. Früh zum Schultheiss und mit ihm wegen Apotheke der Eisenkohl zu sprechen, dann zu ihr selbst. Im Nachhause gehen begegnete mir Klimbke und erzählte mir von den Sauereien, welche man mit Patsch vor hat. Ich ging gleich zu Weidmann, ließ Patsch rufen, und sagte ihm von dem elenden Bubenstreich, den man mit ihm vor hat. Mittags speisten wir auf der Mehlgrube, nach Tische kamen Klimbke und Patsch. Abends ins Kärntnertor-Theater „Zauberflöte“, zum 24. Mal. Patsch wurde auf der Stelle mit 3monatlicher Abfertigung entlassen. Klimbke und ich trösteten ihn mit der Versicherung, dass wir ihm zu einem Brot verhelfen und indessen die 8 fl. 20 x zusammenlegen werden. Die Feldwebel erhielten den Befehl, mich und niemanden mehr auf das Theater zu lassen; nur Schikanen von den bekannten Schurken.
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Früh im größten Regen zum Grafen. Therese ging zu Weidmann, um ihn zu bewegen, wegen Patsch zu Braun zu gehen; Weidmann war nicht zu bewegen. Vom Grafen ging ich zum Schultheiss hinaus, dann zum Speisen; mir war nicht wohl, ich aß gar nichts. Nach Mittag kam Klimbke, ich schrieb für Patsch ein Promemoria an Braun, welches er selbst hintrug und Braun las. Klimbke und ich machten bei allen Bekannten Bewegungen, um Patsch zu erhalten. Therese war abends bei der Galvani, ich bei Schultheiss, welcher mich abholte, bei Eisenkohl, wo wir wegen Verbesserung der Apotheke sprachen.
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Früh zu Klimbke, in die Theaterkanzlei, wo mich der Heuchler Pfersmann mit einem Handschlag empfing und sich zu Klimbke äußerte, dass ich ihm gestern begegnete und ihn sehr stürmisch ansah. Dann zum Grafen. Um 11 h fuhr ich in die Genie-Akademie, holte den Wilhelm ab und ging auf die Bastei, wo ich mit Fehlmayer (?) promenierte. Mittags allein; nach Mittag ging Therese zur Ascher. Ich blieb zu Haus, um mit Klimbke wegen Patsch Maßregeln zu nehmen. Abends fuhr ich mit Eisenkohl in die Akademie, dann schlich ich herum.
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Montags beginnt die Woche und für mich tröstend. Patsch wird wieder angestellt. Klimbke sagte [es] mir und zugleich die neue Schikane, dass mir das freie Entrée versagt sei. Vor Mittag gingen Therese, Goldmann und ich zur Tischlerin, um Patsch durch die Nannerl zu mir bestellen zu lassen, damit der arme Teufel durch die tröstende Nachricht beruhigt wird. Die Goldmann besuchten wir auch und unterhielten uns eine Weile mit Bildern. Mittags allein, nach Mittag kam Patsch, welchem ich das Fröhliche sagte und ein Halstuch schenkte. Nach Mittag besuchte die Fritzi Therese. Ich arbeitete, ging wegen Geschäften der Eisenkohl zu Eisler (?), nahm den Maurer (?) mit, dann zu ihr selbst. Abends ins Wiedner Theater „Der seltene Prozess“ von Gewey. Im Theater kam ich mit Schuppanzigh zusammen, mit welchem ich nachher im Jägerhorn soupierte. Therese besuchte die kranke Barany.
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Neblig. Früh zum Grafen, zum Distler wegen Billetts zur Opera seria, nach Hause und zur Eisenkohl. Mittags allein, nach Mittag führte ich Therese bei der Eisenkohl auf. Abends gingen wir ins Kärntnertor-Theater, zum ersten Mal „Ginevra di Scozia“, mit Marchesi. Therese ging in die Loge, Eisenkohl und ich auf gesperrte Sitze. Ich unterhielt mich gut. Der Wettstreit zwischen Brizzi und Marchesi war groß; das Publikum entschied für Brizzi. Marchesi wurde am Ende hervorgerufen. Die neue Beleuchtung mit arkantischen Lampen entsprach besonders in der Rivalta (?) nicht. Sie brannten nicht hell, rochen stark und mehrere löschten ganz aus. Das Orchester mit den grün taffetenen Blenden sah gut aus und hatte für das Auge eine angenehme Wirkung.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).