Ein heiterer, windiger Tag. Früh zum Grafen, zur Eisenkohl, dann fuhr ich mit ihrem Wilhelm in die Akademie zum Generalen. Er nahm uns sehr freundschaftlich auf, schickte uns zum Professor Zauner, welcher den Jungen prüfte, mit ihm sehr zufrieden war und ihn gleich aufnahm. Ich führte ihn in die Kanzlei, wo ich mich von ihm empfahl und wieder zur Mama fuhr. Die staunte nicht wenig, als ich ohne Wilhelm kam. Um ½ 9 h ging ich mit Klimbke in den Saal zum Fürst Colloredo, bei welchem heute der französische Gesandte Champagny auffuhr. Mittags waren wir allein. Nach Mittag zur Eisenkohl, dann in die Akademie, wo ich das Kostgeld zahlte und dem Jungen die Wäsche brachte. Therese ging allein zur Ascher. Abends holte sie die Sepherl ab und blieb zu Hause. Ich ging zu „Regulus“ und unterhielt mich vortrefflich.
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Früh zum Grafen. Zu Brandl, zu Liebisch wegen Theresens Kleid. Dann bestellte ich ein Pfund Bäckerei und 3 Garniturbänder. Theresens Kleid bekam ich noch nicht; zum Teil verdirbt mir die Freude. Mittags allein, nach Tisch zum Grafen, wegen Zuckerwerk und Bändern. Vor Mittag hatte Therese Probe von „Phasma“, nach Mittag bekam sie viele Gratulationsbesuche. Die Uhrmacherin schickte ihr ein Arbeitskörbchen und eine Torte. Abends war Therese bei der Scheiger, ich ging ins Burgtheater, zum ersten Mal „Repressalien“, Schauspiel in 4 Akten von Ziegler. Der 4. Akt gefiel außerordentlich. Ich holte nach dem Theater Therese ab, und erwartete von Mayers und Umlaufs Galanterie für Therese eine Serenade, aber vergebens. Die Sepherl erleuchtete den Luster, und so legten wir uns, schliefen aber wenig.
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Um 5 h schon verlangte ich unter einem Vorwand Licht und hing Therese ganz unvermutet das Ridicül an den Arm, darin waren die Strümpfe, in einem anderen Paket waren die 100 Ellen Bänder, im 3. Zuckerwerk. Therese wurde überrascht. Nina kam später und brachte ihr ein silbernes Lichtscher-Tatzerl nebst artigen Versen. Die Galvani schickte ihr schön mit Perlen gefasste Ohrgehänge. Ich ging zum Grafen, machte einige Kommissionen, dann nach Hause. Um Therese eine Surprise zu machen, lud ich die Tante und Rosalie und Scheiger ein. Nach Tisch fuhren Therese, Scheiger, ihr Carl, Rösner, Frau und ich nach Dornbach. Es war ein angenehmer Tag. Wir bestiegen den Berg, besuchten das Grabmal, übersahen vom großen Lusthaus die prächtige Aussicht und schöne Anlage des Gartens, kamen zum Tempel und Schwanenteich, mit vielem Schweiß endlich zur Aussicht oder Moritz-Ruhe. Der Invalide Sackl (?) führte uns herum. Um ½ 7 h, schon war es finster, kamen wir beim Schloss an und fuhren in die Stadt. Therese ging zur Scheiger, ich in beide Theater, im Burgtheater „Repressalien“, „Marktschreier“ und „Kohlenbrenner“, im Kärntnertor-Theater. Dann holte ich Therese ab, welche einen schönen Rosenring mitbrachte, welchen ich Scheiger um 141 fl. abkaufte.
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Trübe und neblig. Ich ging zum Grafen, zur Eisenkohl. Therese machte der kranken Galvani einen Besuch. Mittags allein. Nach Tische ging ich zum Grafen. Abends ins Kärntnertor-Theater „Morto vivo“, „Prometheus“. Therese blieb in Gesellschaft der Urbainschen zu Hause. Im Theater ennuyierte ich mich, fand außer Eisenkohl wenig Bekannte.
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Ein angenehmer Tag. Früh zum Grafen, ins Bureau. Mittags alleine. Nach Mittag war ich wieder beim Grafen. Abends ins Kärntnertor-Theater „Sitah Mani“. Therese war bei der Galvani, welche krank.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).