Früh zum Grafen. Wegen Kleid des Kridl zum Ball auf Laxenburg in die Garderobe, zur Eisenkohl. Heute steckte ich den Rosenring an. Mittags fuhr ich mit der Brandlin auf den Rennweg zum Joseph speisen. Ich ging zur Ascher, speiste da und ließ mich durch die Sepherl abholen. Um 4 h ging ich in die Stadt, auf die Bastei, traf die Eisenkohl, ging mit ihr ins Theater „Repressalien“. Ein heiterer Tag.
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Trübe und Sturmwind. Zum Grafen, welcher nach Àcs fuhr. Heute bekam ich Schedels (?) Bild und Briefe, beides sehr interessant; Klimbke und ich trauern sehr. Abends zur Eisenkohl und ins Burgtheater „Spieler“.
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Ins Bureau, zu Klimbke. Wir lasen Sch[edels ?] Briefe und weinten. Mittags allein. Nach Mittag ging ich zur Eisenkohl, welche mir für Therese eine schöne englische Brieftasche mit superber Einrichtung gab. Ich eilte nach Hause, um Therese diese Freude zu machen. Abends ins Kärntnertor-Theater „Nachtwandlerin“, „Paris“, ins Burgtheater „Bathmendi“. Ich unterhielt mich nirgends. Therese war eine Zeitlang im Burgtheater, dann ging sie nach Hause.
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Kalt. Früh ins Bureau. Nach 11 h fuhr ich mit der Ei[senkohl ?] in die Akademie, dann in ihre Apotheke. Nach Tische gingen Therese und ich auf die Brandstätte des Arsenal-Tischlers Häfen (?), dann in die Porzellanfabrik, des kleinen Service für die Eisenkohl wegen. Nach 4 h kamen wir zu Hause und blieben bis 6 h. Therese fing heute an, ihren Rock zu stricken, ging zur Schmirer, welche zu Marinelli engagiert wurde. Ich ging mit Klimbke zur neuen Beleuchtungsprobe ins Kärntnertor-Theater, sie überraschte mich. Braun kam, es gefiel ihm so lange vortrefflich, bis der ihm elende Kastrat Marchesi sagte, es fehlten die Pappendeckel (?). Nun brannte es in seinem Kopfe lichterloh. Er wurde mit Pfersmann in höchstem Grade beleidigend, und prostituierte ihn in aller Gegenwart. Nachher gingen Mayer, Pfersmann, Klimbke und ich in die Theaterkasse, da gab’s in den Garderobezimmern wieder Geschichten zwischen den Weibern wegen Aussuchen der Stoffe für „Bayard“, welche ihnen Klimbke hinabtrug. Nach 8 h gingen Mayer, Klimbke und ich zum Spöttl, tranken Wein und plauderten übers Theater bis 10 h.
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Ein schöner Tag. Therese ging zur Kohl, dann nach Erdberg. Ich beurlaubte mich früh von der Gräfin, arbeitete bis 11 h, ging ins Bureau, dann auch zur Ascher, wo wir speisten. Nach 5 h zu Hause, zur Eisenkohl, dann ins Kärntnertor-Theater „Achille“. Nach dem Theater gleich ins Bett. Die Casentini bricht Blut, befindet sich heute schlecht und wird nach der Ärzte Aussage wohl nicht mehr tanzen können.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).