Früh zum Grafen, ins Bureau. Mit dem Grafen sprach ich, dass ich mir einen Platz beim jungen Pálffy wünschte. Er billigte es sehr und versprach mir, mich zu empfehlen. Beim Stessel war ich auch und führte seinen Ludwig herum. Beim Brandmayer sah ich wegen Theresens Schatulle und beim Liebisch wegen Batist-Musselin für Thereseens Angebinde nach. Mittags speiste Neumann mit uns, nach Tisch kamen Mauthner (?), Schmirer, Benkó; wir schwätzten bis nach 5 h. Therese sang mit Salieri. Wegen dem Mädchen, der Benkó Therese überfiel sie ein Argwohn, weswegen sie mich ganz umstimmte. Später gingen wir an der Donau bis zur neuen Brücke in den Prater, dann ins Marinellische Theater, „Löwenritter“, 2. Teil; äußerst elend. Schmirer mit Benkó waren da.
Band 04 (IV.), Seite 19r
1507
1801
9
19
Heiter, aber windig. Therese ging zur Galvani um mit ihr wegen Pálffy zu reden, dann zu Smitmer. Bei Tisch waren wir allein. Ascher und Anhang besuchten uns. Nach Mittag arbeitete ich. Um 4 h gingen wir zur Ascher in den Garten an der Donau hinaus und sahen zugleich den neuen Brückenbau an. Abends ging ich ins Burgtheater „Wechsel“, Lustspiel in 4 Akten von Jünger, Stegmayer als Bedienter statt Weidmann; schlüpfte durch. Therese blieb zu Hause und arbeitete.
Band 04 (IV.), Seite 19r
1508
1801
9
20
Letztes Feuerwerk. Heiter, aber windig. Vor Mittag arbeitete ich, dann auf die Sonntagspromenade. Der Tischler ihr Martin besuchte uns. Er wird heute freigesprochen, dazu schenkte ich ihm ein Beinkleid, Gilet und Hut. Mittags speiste seine Schwester Nanerl und mein Bruder bei uns. Nach Mittag ging ich in den Prater, kam mit Wisenfeld, Schmirer, Benkó samt Frau zusammen. Ich blieb im Feuerwerk, welches elend war, ging mit der Benkó in die Stadt und gleich ins Kärntnertor-Theater, „Zauberflöte“, Krebs als Tamino. Beim Anfang des 2. Akts kam ich hinein, fand es sehr voll. Ging auf’s Theater und hörte zu meinem größten Vergnügen, dass Therese wieder so meisterhaft sang. Ich blieb den Abend auf dem Theater und ging mit der Benkó Therese nach Hause.
Band 04 (IV.), Seite 19r
1509
1801
9
21
Ein angenehmer, aber kühler Tag. Vor Mittag war ich im Bureau und Theaterkanzlei, dann mit Therese und der Goldmann beim Schmalzversilberer Eberl. Mittags nahmen wir die Lieserl des Wokurka zu uns. Therese verfertigte sich den Mantel, ich las bis 5 h, dann machten wir Besuch bei Klingmann. Wir schwätzten über verschiedene gleichgültige Dinge, später kam er dazu, sich für „Stille Wässer“ anzukleiden, dann die Ziegler. Um ½ 7 h gingen wir auf die Bastei, um 6 h ins Theater „Stille Wässer“ und um 9 h lagen wir schon. Die Goldmann zog sich bei uns an und aus.
Band 04 (IV.), Seite 19v
1510
1801
9
22
Reise nach der Brühl. Krassy (?) kam um 7 h mit der Mrasek (?) zu uns, wir frühstückten bei ihr und fuhren dann über Brunn hinaus. Kaum dass wir beim Wirtshaus abgestiegen waren, fing es zu regnen an und regnete stark bis Mittag 4 h. Wir gingen bis zur hinteren Mühle und wurden so durchnässt, dass mein Rock abends noch nicht getrocknet war. In der Mühle speisten wir recht gut und fanden da die Kaffeesiederin vom Bürgerspital. Alle blieben im Zimmer, mich hielt der Regen nicht ab, des Müllers schöne Wirtschaft und den Garten anzusehen. Um 4 h fuhren wir weg und kamen um 7 h beim neuen Theater an. Krassy und [ich] stiegen aus und gingen ins Theater, Therese und Mrasek fuhren nach Hause. Zum ersten Mal „Titus, der Gütige“ von Mozart; war mir langweilig, weil ich selbst von den Rezitativen wenig verstand. Die Campi machte Passagen ohne Zahl.
Band 04 (IV.), Seite 19v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).