Finster, kalt. Im Burgtheater „Hans Sachs“, Moritz‘ letzte Rolle; gefiel, wurde gerufen. Im Kärntnertor-Theater Akademie, „Panurge“, im Theater an der Wien „Dienstpflicht“, Esslair als Dallner gefiel; nicht voll. Vor Tische setzte ich mich ins große Zimmer vors Fenster. Schmirer mit Brief von Jeanette, ist sehr unbesonnen; dann Lichtscheindl; wir schickten der Frau, Uhl und CsekonicsTücheln, 8 fl.. Fanny schrieb der Pepi wegen Tonis Unarten. Mittags mit Therese etwas Gerstlsuppe von Kalbsknochen. Durch die Sepherl schickten wir den weißen Service in den Garten.
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Öfters Sonnenschein, kalt. Im Burgtheater „Lear“, im Kärntnertor-Theater „Freyschütze“, im Theater an der Wien „Tell“ mit Esslair. Ich setzte mich zeitlich in das große Zimmer. Fechner, welcher noch zweimal kommt, fand den Puls gut; war sehr vergnügt, dass seit Montag kein Blut kam. Ich schrieb der Fanny, schickte Blumen und Kölnerwasser. Elsler, Fieglmüller, Gionima etc., Ball aß mit uns, die Wohlfarth kam mit der Fajt. Schmirer kam sehr bewegt, brachte die ganze Geschichte der Illek an, bei welcher sie viel verliert. Nachmittags kam Cserny, unterhielt mich eine Stunde vom Peter, vom Feuer (?), Wurm (?), welcher aus Heu Zucker bereitet, vom Grabstein aus Granit, welcher 700 fl. kostet. Abends Mark, sie.
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Früh Regen, dann veränderlich; nicht so kalt. Im Burgtheater „Heirat aus Vernunft“, „Kuss durch Anweisung“. Im Kärntnertor-Theater „Insulanerinnen“, „Maskenball“, Divertissement von Astolfi; missfiel. Im Theater an der Wien Einnahme der Weick „Greifenstein“. Am Vormittag etwas auf und ab, dann postierte ich mich ins große Zimmer. Fanny schrieb uns, arbeitet am 2. Kartentableau. Burgerth, Lichtscheindl unsere Gäste; nebst den Tücheln für die Frauen gab Therese dem Burgerth einen Perlenbeutel mit Türkenköpfen, der Lichtscheindl eine Tasche von Krieg. Bei Tisch Wallungen, um 4 h zu meinem Schreibkasten. Die Kinder und Kirchmayer schrieben Therese zum Geburtstag. Abends allein, nur Marie.
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Veränderlich. Im Burgtheater „Emilia Galotti“, im Kärntnertor-Theater das Gestrige, im Theater an der Wien Esslair in „Belisar“. Am Vormittag im großen Zimmer. Lembert brachte mir Kettels Bären-Sendschreiben von Braunschweig an die Ludlamiten, Eduard Gurk speiste mit uns. Fechner fand mich so wohl, dass er heute nicht mehr kommt. Nachmittags Monatsschluss. Gegen Abend die Hruschka, dann die Dagschitz mit Müller, ging und ließ uns selbe den ganzen Abend. Später Marie, Werner.
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Den ganzen Tag Regen. Im Burgtheater „Peter und Paul“, Hruschka Katharina; im Kärntnertor-Theater „Don Juan“, die uns empfohlene Diemar von Berlin Zerline, so-so, die ganze Oper so-so. Im Theater an der Wien „Belisar“; gefiel sehr in einigen Stellen. Schon vor 5 h kam die gute Therese mit Gerstenschleim zum Bette. Recht innig freute ich mich Theresens 55. Geburtsfestes, gab ihr 50 fl., schon früher das drap Merinoskleid vom Schmidt, 60 fl. Frühstückten an meinem Bette Butter, Kaffee zum 1. Mal. Den Vormittag im großen Zimmer. Fechner kam, sprach mich von Arznei frei. Pfanner und Kridl speisten mit uns. Nachmittags schrieb ich der Fanny; ist missmutig. Mami (?) kam auf eine Stunde, dann allein bis ½ 9 h, da kam Dehne mit Interessen. Rindfleisch 20 x.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).