Grauenvolles Wetter: Sturm, Schneegestöber, tiefer Schnee. Im Burgtheater „Wallenstein“, im Kärntnertor-Theater spielt St. Lubin die Violine, die Siebert singt eine Alpenszene, „Laterneninsel“. Ich ging bis Abend wegen der Schmirer nicht aus dem Hause. Vormittags kopierte ich Holbeins Brief, schickte selben dem Seyfried, und schrieb, ob die Pachtung die Oper „Aloyse“ für 270 fl. nehme oder wortbrüchig werden will ? Am Vormittag war die Andres aus Mistelbach da. Hruschka, Marie, Werner speisten mit uns. Um 6 h mit Therese mittels Wagen vom Janschky zur Schmirer, Tanz und Souper von 30 Personen. Familie Gruber samt Magistratsrat Walcha (?) und Familie, Reimann Fritz und Carl, Werner, Förster, Peixner (?), Reich Nettl, Stoffella mit Frau. Um 10 h Souper, vorher Préférence mit dem Walcha; Therese und die anderen spielten Whist. Plauderte mit Walcha von Schenks Krankheit, dass er sich nicht schont, die vorige Woche mit Fanny und Mellini jede Nacht bis 12-1 h spiele; Mellini ihm die Karten mit dem Fluche hinwarf, dass er 6 Monate nicht spiele, weil er so viel verliere; dass er 6 Monate nicht spilelte, nun jede Nacht bis 12-1 h spiele. Nach 1 h fuhren wir zu Haus. Rindfleisch 20 x.
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Rauer Wind, 6 Grad, heiter. Im Burgtheater „Der beste Ton“, im Kärntnertor-Theater „Freyschütze“; Siebert, seine Klara und selbst Cramolini sollen schlecht gewesen sein; im Theater an der Wien „Scharfenecker“. Am Vormittag Promenade, zur Hruschka; sie war bei Fanny. Mittags mit Rösner, nachmittags zu Haus. Ins Burgtheater, nicht voll; plauderte mit Plachl (?), ließ mich nach Hause tragen.
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Wie gestern. Im Burgtheater „Erinnerung“, im Kärntnertor-Theater „Geheimes Fenster“, „Panurge“, im Theater an der Wien „Schnee“. Ging wegen Kopfschmerzen nicht aus. Mittags die Weinmüller, Agnes, Dräxler, Mayer, die Andres, Dehne, Förster. Sprachen von Keckelsbergs (?) Übersetzung als Rechnungsrat am Vorabend eines Balles. Wegen heftiger Kopfschmerzen musste ich mich legen. Abends die Hruschka und Stegmayer, spielten Préférence.
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Schnee, stürmisch, Gestöber. Im Burgtheater „Flattersinn und Liebe“, im Kärntnertor-Theater zum 1. Male „Oberon“, Oper in 3 Akten, übersetzt von Th[eodor] Hell, Musik von Weber; im Theater an der Wien „Schnee“. Ich empfinde mich besser, war den ganzen Tag zu Hause. Kridl speiste mit uns, Schenk Franz brachte den Hausknecht, welcher Schweißt (?), den mir Muth schickte. Um 6 h ließ ich mich ins Kärntnertor-Theater tragen; Oberon Achten, Titania Weiß, Rezia Hardmeier – wurde ausgelacht – Hüon Holzmiller, ganz Anfänger, wenig Kraft und Höhe. Orchester und männlicher Chor brav, Dekorationen mittelmäßig, Garderobe glänzend. Wurde nicht gedrängt, missfiel. Langweilte mich, plauderte viel mit Leykam. Bei Therese Hoffmann und Nichte.
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Kalt. Im Burgtheater „Ahnfrau“, im Kärntnertor-Theater „Oberon“. Im Theater an der Wien „Kabale und Liebe“, im Leopoldstädter Theater „Mann mit Millionen“ von Bäuerle. Den Vormittag zu Hause. Die Hruschka kam, sprach mit der Fanny. Ich sprach mit dem Hoffmann wegen Holbeins „Aloyse“; wollen die 60 # auf zweimal zahlen; wie schmutzig ! Gab dem Elsler den Brief und die Kommission wegen der Hruschka Taufschein. Mittags allein; gegen Abend ging ich herum, zur Marie. Spielte bei der Hruschka mit Radinger Piquet, sie mit Therese und Stegmayer Tarock.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).