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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
10696 1826 10 19 Trüb. Im Burgtheater „Graf von Burgund“, im Kärntnertor-Theater „Freyschütze“, Mlle. Hanff heute zum 1. Mal Ännchen; hat eine gesunde Stimme, gute Figur, gefiel. Im Theater an der Wien „Staberl in floribus“, im Josephstädter Theater Einnahme der Fischer „Miriam (?)“ von Holbein. Den Vormittag Arbeit, Stessel kam. Mittags speisten Agnes und Ball mit uns. Weinmüller ließ uns den Tod der Schauspielerin Luise Weber wissen, 23 Jahre, am serösen Schlage. Sie war Taufpatin, hatte 2000 fl. Gage. Wird übermorgen um 3 h zu den Schotten begraben; die Direktion gab 100 fl., eine Sammlung unter Privaten und Kavalieren brachte 1500 fl. CM zusammen. Mehr von ihr im Partezettel. An den Ausschuss erließ ich ein Zirkular, dass ich wegen meiner schweren Krankheit das Arrangement der künftigen Bälle nicht mehr übernehmen könne. Schlug Porz und Reich vor; schloss den Quartalsausweis ab. Nachmittags durch 2 Stunden große Konferenz mit Schmirer wegen Dehne; sie scheint die Mariage sehr zu goutieren. Abends war Benedetti eine Stunde da, dann allein. Band 11 (XI.), Seite 28v
10697 1826 10 20 Trüb. Im Burgtheater „Lear“, im Kärntnertor-Theater „Nachtigall“, „Eroberung von Malacca“, im Theater an der Wien und Josephstädter Theater das Gestrige. Der guten Aspelmayer nahmen sie an der Maut 3 Shawls, ein Tuch. Der Magistratskommissär Umlauf kam mit einem Gerichtsdiener und dem Goldmann, um die Institutskasse zu pfänden; ich verwies ihn an Hirsch. Fessel und Fechner kamen; Hanl muss mich abends wieder am Rücken mit Lapis infernalis brennen; die Martern haben kein Ende. Nachmittags kam Meisl, erzählte Carls Infamie: dass er einen gewissen Häring sein Stück umarbeiten und sich sogar die Sitze in seinem Stück zahlen ließ. Meisl machte in Bezug der Pachtung des Leopoldstädter Theaters gegen Carl eine Protestation, von 31 Gläubigern unterschrieben, verlangen beim Magistrat eine Tagsatzung. Abends kam die Schmirer mit Anhang; ich ließ Dehne laden, dann Familie Reich. Hanl brannte mich am Rücken mit Lapis infernalis; ich hatte die ganze Nacht Fieber. Band 11 (XI.), Seite 28v
10698 1826 10 21 Heiter, kalt. Im Burgtheater „Schmuckkästchen“, im Kärntnertor-Theater Moscheles, Kammervirtuose des Fürsten Paul, „Nachtwandlerin“, im Theater an der Wien „Ahnfrau“, Schneider von Karlsruhe. Nun dulde ich 2 Monate Leiden aller Art, noch kein Ende. Die Kälte zwang mich, ins Schlafzimmer umzusiedeln. Begräbnis der Weber; am 9. spielte sie zum letzten Mal die Gräfin Louise Salten (?) in der „Lästerschule“; wurde von Koberwein misshandelt. Gegen Mittag warf ich wieder viel Blut aus; bald darauf kam Stessel, ordnete China-Dekokt an. Mit Lembert plauderte ich eine Weile, erzählte Carls jüdische Schmutzereien. Mittags mit Therese allein, aß wenig. Dem Dirzka schrieb ich um meine 200 fl.. Abends die Weinmüller, Ball, Moser, Neefe. Nach dem Dunst, dann morgens 4 h kam Blut. Band 11 (XI.), Seite 28v
10699 1826 10 22 Kalt, es wurde geheizt. Im Burgtheater „Jungfrau voin Orleans“, im Kärntnertor-Theater „Don Juan“, Mad. Fink als Elvira, Hanff Zerline; die Fink ließ man passieren. Im Theater an der Wien „Teufelssteg am Rigiberg“. Beim Frühstück kam wieder Blut. Mayer, Swoboda brachten Rapport vom Garten. Fechner, Stessel kamen; sagte ihnen, dass binnen 24 Stunden dreimal Blut kam, dass ich die Geduld verliere. Sie verordneten Ratania (?). Ball schickte mir Rötelfarbe, brachte Tee von einem Wirt in Margarethen. Mittags allein auf dem Balkon, gegen Abend kamen Dehne, Jungmann, Neefe. Um 7 h ging alles, die Fux blieb die Nacht. Band 11 (XI.), Seite 28v
10700 1826 10 23 Trüb, kalt. Im Burgtheater „Beide Briten“, „No.777“, im Kärntnertor-Theater 2 Akte „Tancredi“, „Eroberung von Malacca“. Im Theater an der Wien zum 6. Mal Meisl „Rudolph von Habsburg“; gefiel, Einnahme über 400 fl.. Um 8 h am Schreibtisch. [Es] kam trotz Salz und Rötelfarbe eine Masse Blut; zeigte es dem Stessel; keine Hilfe; er verstärkte die Ratania. Mit uns speisten Ball und Swoboda samt der Weber. Den Abend ganz allein; es kam wieder Blut. Heute verließ ich mein Gewölbe No. 1 für 460 fl auf 3 Jahre der Kammerdienerin Maria Schall (?). Durch Prunner (?) musste ich einen Sparofenherd machen lassen. Band 11 (XI.), Seite 29r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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