Trüb. Im Burgtheater „Letztes Mittel“, Stich als Baronin Waldhüll, „Komm her !“, ebenfalls Probe ihrer Eitelkeit. Im Kärntnertor-Theater Einnahme des Affen[darstellers] Briol „Joko“, 1. Akt „Tancredi“, im Josephstädter Theater das Gestrige. Den Vormittag am Schreibtisch, die Gärtnerin Jaudl kam, klagte sehr, wünscht sich zurück. In der Stadt lassen wir 4 Klafter hartes Holz, 40 fl., und 3 Klafter weiches, 26 fl. führen; Sepherl muss drin bleiben, Lembert besuchte mich. Carl schloss mit der Schuldenmasse des Leopoldstädter Theaters ab, gibt jährlich 8000 fl., und was über 14.000 fl. gewonnen wird, bleibt 1/3 ihm, 2/3 der Masse; hat nun 3 Theater. Knoll, Fechner, Stessel kamen. Mittags im Zelt; der Wind vertrieb uns. Abends waren Reimann und Ball da.
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Veränderlich. Im Burgtheater „Taschenbuch“, „Erste Liebschaft“, im Kärntnertor-Theater „Gefangene“, „Joko“, Briol zum letztenmal, geht nach Berlin. Im Josephstädter Theater das Gestrige. Den Vormittag am Schreibtisch; ordnete meine Rechnungen. Mittags setzte ich mich ins Zelt; da fand ich Stessel mit Traiteur Jahn, welcher den Garten sah. In Stessels Gegenwart kam wieder Blut. Nach Tische Schmid mit Gned, Mayer, welcher avisierte, dass Carl am 3. Oktober mit „Pansalvyn (?)“ das Theater öffnet. Therese fuhr in die Stadt, zu Fechner, fand die Moser, kam mit der Dini erst um 7 h zu Haus. Die Fux fuhr in die Stadt, die herzensgute Therese ließ durch Elsler Fanny rufen, welche nach Mittag blieb. Es kamen die Lembert, Troppauer, Lethenyey. Nachts 11 h viel Blut. Begräbnis des Grafen Carl Zichy.
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Heiter. Schluss des Jubiläums, Hauptprozession, die Theater geschlossen. Im Garten, den Vormittag beim Schreibkasten, Kornhäusel, Jungmann, Fink besuchten mich. Mit uns speisten Dini, Ball, Neumann, nachmittags trieb es uns aus dem Zelt. Stessel und Fechner kamen; heute ende ich die Kriminalpulver mit Bleizucker. Dem Stessel gab Therese eine lange Kette von schwarzen Perlen. Dehne brachte mir das Interesse; ich zeigte ihm, welches Opfer ich brachte, als ich Gottlieb die 15.000 fl. geliehen; dass ich Bankaktien zu 517 fl. verkaufte. Später kamen Volkert (?) mit Töchtern, und Zacharias, dann Hahn (?) Franz, Gottseidank, heute Nacht kam kein Blut. Rindfleisch 15 x.
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Heiter, kalt. Im Burgtheater „Romeo und Julia“, Stich zum letzten Mal. Im Kärntnertor-Theater „Maurer und Schlosser“, im Josephstädter Theater „Steinerne Braut“. Im Bette wünschte Therese, ich sollte der Fux nach meinem Tode 5000 fl. CM versichern; ich versprach es. Am Vormittag an meinem Schreibtisch, warf gegen 10 h Blut aus, als ich die Versicherung gegen Fux fertig hatte. Dann schrieb ich meinem Bruder; seine Heizung und Herd tun gut. Nach Tische kam Lembert mit Carls Annonce, dass er morgen an der Wien eröffne, mit „Pansalvyn“. Später Gruber mit Theodor, abends Morawa. Den ganzen Tag abführen, im Bett um 10 h wieder Blut.
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In der Nacht und am Tage Sturm, dann heiter. Im Burgtheater „Tancred“, im Kärntnertor-Theater Beleuchtung, Einnahme der Hekkermann „Weisse Frau“, im Theater an der Wien von Carl & Co. „Pansalvyn“. Im Josephstädter Theater Henslers Erben und Direktor Carl „Steinerne Braut“. Schlaflose Nacht, zum Teil wegen Abführen. Am Vormittag am Schreibkasten, schrieb an den Grafen. Fechner und Stessel kamen. Weil das Blutauswerfen nicht endet, schlug ersterer pro consilio den Staudenheim vor; in Gottes Namen, nur ein Ende ! Jungmann speiste mit uns. Nach Tische kam die Mayer, er ist zu beschäftigt. Als sie gegen 4 h weg waren, warf ich wieder Blut aus. Die Wohlfarth kam, mit dem Szabó, ihr und Janschik, ging aber bald wieder ins Theater an der Wien; dort in Gegenwart der Gesellschaft Vorwort, Bassin (?), „Pansalvyn“. Ich war wieder allein.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).