Schöner Tag. Im Burgtheater das Gestrige, im Kärntnertor-Theater „Gefangene“, „Joko“, im Josephstädter Theater „Brieftaube“, Lebesnier Früh schrieb ich Kassabuch, dann in den Garten. Jungmann kam mit August Dehne, später Stessel; nach ihm in Maries Gegenwart Blut auswerfen. Sie, Mayer, Dini speisten mit uns; die Mayer holte ihn ab. Um 4 h trübte es sich ein, wir retirierten uns ins Zimmer. Abends kam die Fux, die Reichischen. Gestern schickte Tschepp einen Schlafsessel mit Ohren, in welchem ich heute ruhte – leider zu eng – und neues Kammertuch, in welchem ich heute ruhte.
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Kalt, trüb, Regen. Im Burgtheater „Beide Figaro“, im Kärntnertor-Theater „Umgeworfene Kutschen“, im Josephstädter Theater zum 12. Male Lebesnier, „Herbstblume“. Früh mit Therese ein ernstes Gespräch wegen der Fanny; sie ist gar zu aufgeregt, zu unduldsam. Um 9 h setzte ich mich an den Schreibtisch. Bald kamen Schmid und Gned und erzählten mir umständlich von dem verunglückten Trauerspiel „Alexander und Darius“, im Burgtheater. Kostet viel; nur des Kaisers Gegenwart rettete es vor dem Auszischen. Gionima mit Therese und Fux. Nach Tische kam die Hruschka, Elsler. Den Abend ganz allein; langer Abend ! Im Bette kam etwas Blut.
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Nebel, kalt, mittags heiter. Im Burgtheater „Stuart“ mit Stich, im Kärntnertor-Theater „Goldener Löwe“, „Joko“, im Josephstädter Theater Lebesnier, „Brieftaube“. Fanny schrieb mir einen sehr gemütvollen Brief; Therese las ihn selbst, schien bewegt. Mittags kam nur Stessel, wir aßen im Zelt. Noch arbeiten Kupferschmiede und Ziegeldecker in der Stadt. Heute kamen 2 Klafter Holz, eine gehauene (?) Brunnröhre von der Stadt. Die Schmirer brachte Tableaux von Petersburg. Große Gesellschaft, mit Axt und Meisl, welcher bis 8 h blieb, plauderte ich gerne. In der Nacht um 1 h wieder Blut.
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Wie gestern. Im Burgtheater „Donna Diana“ mit Stich, im Kärntnertor-Theater „Maurer und Schlosser“, im Josephstädter Theater „Steinerne Jungfrau (?)“ von Gleich, Musik von Gläser. Vormittags wieder an meinem Schreibkasten, schrieb dem Duport wegen Eintrittskarten. Am Rosenberg neben Schießl und Moreau, kam Blut; dann Fechner und Stessel. Schießl, Kridl und Fux aßen mit uns, beim Wasser tranken wir Kaffee. Es war warm, sehr angenehm; den Abend allein.
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Am Morgen Nebel, später ein Regen, es blieb trüb, feucht, abends Regen. Im Burgtheater „Dienstpflicht“, im Kärntnertor-Theater französisch und „Nachtwandlerin“, im Josephstädter Theater das Gestrige. Im Garten, Dini brachte Toni und Pepi; ich sah sie 2 Monate nicht. Toni ist 13 Jahre alt; bekommt 6 Paar Strümpfe, 12 fl.; jede ein Kleid von englischer Leinwand, grün, wie Therese es hat, 25 fl.; dann Spenzer, wozu Fanny den Taffet gab, 20 fl., zusammen 57 fl.. Vormittags schrieb ich eine Weile. Heute enden in der Stadt die Ziegeldecker, kostete 400 fl., Kupferschmied 245 fl., Reich 50 fl., Baumaurer 15 fl., dem Mayer gaben wir für seine Mühe 12 Ellen grauen Taffet, 25 fl.. Um 12 h trieb uns der Sturm aus dem Garten; später nach dem Essen der Regen aus dem Zelt. Peter kam, stieg mit Dini und anderen auf die Galerie, um das große Manöver auf der Schmelz zu sehen. Die Zacharias Leni kam, zahlte ihren Zins und sah den Garten. Die Wohlfarth führte Toni und Pepi nach Haus. Abends wieder Blut. Tod des Carl Zichy.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).