Schöner Tag. Im Burgtheater „Medea“, leer; die Schröder auf dem Zettel, ohne Kunst. Trennten sich in Berlin, er ist in Königsberg. Im Kärntnertor-Theater „Geheimnis“, „Joko“, im Josephstädter Theater „Schutzgeist“, Lebesnier. Mittags Blut. Fechner sagte gestern, ich sollte täglich in den Garten; also setzte ich mich vormittags in den Rosenweg. Besuch von Schmirer, Fieglmüller, Schwarzer. Mayer brachte abends Rapport vom Erfolg der Arbeiten.
Band 11 (XI.), Seite 25v
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Schöner Tag. Im Burgtheater „Mündel“, im Kärntnertor-Theater französisch, im Josephstädter Theater „Hund des Aubri“. Wie gestern Blut. Mittags mit Fechner, Stessel im Garten. Speiste im Zelt mit Kridl, Fux, Therese; mehrere Besuche, der gute Schenk kam. Abends beim ins Bett steigen Blut.
Band 11 (XI.), Seite 26r
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Sturm, kalt. Im Burgtheater „Tochter der Luft“, im Kärntnertor-Theater „Umgeworfene Kutschen“, im Josephstädter Theater „Brief an sich selbst“, Lebesnier. Zum ersten Mal setzte ich mich an meinen Schreibtisch, fing zu schreiben an, Hansel kam vor mein Kabinettfenster geritten. Am Schreibtisch kam Blut. Nachmittags besuchten mich Peter und Strauß, Therese führte sie in den Garten, zeigte ihnen die Wasserkünste; Strauß konnte sich auf der Galerie vor Sturm kaum halten. Abends wie gestern Blut.
Band 11 (XI.), Seite 26r
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Heiter, doch kalt, windig. Im Burgtheater „Flattersinn und Liebe“, die Hruschka als Pauline von Fransdorf, im Kärntnertor-Theater französisch, im Josephstädter Theater „Gabelfühstück“, zum 10. Mal Lebesnier, neue Herkules-Stücke. Beim Erwachen warf ich viel Blut aus. Vor Tische mit Fechner im Garten, saß neben der Hruschka vor dem Hause. Sie speiste mit uns, traf mit dem Grafen zusammen, welcher morgen abreist. Ranftl nahm Abschied, reist Montags auf einige Jahre nach Petersburg und Moskau. Janele erzählte mir von Petters Unglück, dass er wegen Früchteverkauf von Diószegh in Ketten saß. Große Gesellschaft, die Reichischen, Reimann, Schwitzer.
Band 11 (XI.), Seite 26r
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Heiter, kalt. Im Burgtheater zum 1. Mal „Alexander und Darius“, von Uechtritz, in 5 Akten. Löwe und Anschütz, Stich als Statira, seine Gemahlin. Weder Sprache noch Handlung gefielen, wenig Kraft, nichts Vorzügliches. Im Kärntnertor-Theater französisch, Einnahme des Clement, im Josephstädter Theater „Braut aus dem Zauberbrunnen“. Therese fuhr um 8 h mit Pawlikowsky um Schriften, Geld etc. in die Stadt. Kam schnell zurück, brachte alles, nur von Franz kein Geld ! Ich setzte mich an den Schreibkasten, ordnete meine Schriften, rechnete. Ging in den Garten, Ortner und Schmid besuchten mich mit Poller. Mit Fechner und Stessel fuhr ich gegen das Belvedere spazieren, tat gut. Speiste im Zelt, nachmittags kam Lembert, setzte mich mit ihm vor das Haus; warf leider viel Blut aus. Der gute Lembert war sehr verlegen. An der Wien ist wegen Pálffys Schufterei noch nichts entschieden. Abends rapportierte Mayer; schon sei der Brunnen fertig, Dach und Rinnen in Arbeit.
Band 11 (XI.), Seite 26r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).