Trüb, sehr kalt; ich lasse im Garten ununterbrochen heizen. Trauriger Sommer ! Im Burgtheater „Nathan“, im Kärntnertor-Theater Akademie des Mandolinespielers Vimercati, Marie Stuck spielt Pianoforte, singt; dann „Zemire“. Im Theater an der Wien „Tell“, im Josephstädter Theater „Alle verliebt“, „Schutzgeist“. Der Gärtner brachte Erdbeeren. Früh arbeitete ich, sprach Birkmayer; er hatte einen Anfall von Schlag. Mit uns speiste Honegger; Kridl ist schon wieder krank. Reimann bat mich um 200 fl. auf 14 Tage. Reich Pepi brachte mir für Koch 1200 fl. CM, bei dem Hauptmann Claus und Bollinger (?), welche eine Maschinenfabrik haben. Bollinger versicherte ihm die Richtigkeit, Claus kommt morgen. Schwarz reist in den Ferien nach Dresden und Berlin; durch ihn schickte ich der Reichhardt unsere Gartenbilder samt der Schilderung und schrieb ihr zugleich. In der Wiener Zeitung steht, zwei englische und ein deutscher Arzt haben Webers Leichnam geöffnet. Man fand 2 Geschwüre an der linken Seite des Luftröhrenkopfes, die Lunge stark angegriffen und 2 Geschwüre darin. Hruschka besuchte uns und brachte ihr Porträt als Jerta in der „Schuld“. Nachmittags zur Corra; sie sieht sehr krank, leidend aus. In Gesellschaft, sprach die arme Seitz; er ist ein Wüterich. Ins Kärntnertor-Theater, hörte von Castelli, dass Vater Koch in Prag im Gasthof zum Schwarzen Ross den linken Arm gebrochen habe. Wie sehr erschütterte mich die Nachricht; der gute Alte, der arme Fritz, die Jette ! Bei Therese war die Moser.
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Regen, kalt. Im Burgtheater „3 Gefangene“, im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, im Theater an der Wien „Rinaldo d’ Asti“, „Hedwig“, mit Louise Höpfner, ehemalige Schöne Kettels; im Josephstädter Theater „Sappho“. Den Vormittag zu Hause. Claus kam, bat um Nachsicht wegen Kochs Wechsel. Schrieb an den Grafen. Zu Mayer ins Amt. Wird alles gereinigt, plauderten lange von der Schwäche der Scheidlin gegen Fischer, von der Verfolgung der Bendel. Mit uns speiste Castelli, sprachen von dem Lump Hassaureck, dass er allen Menschen schuldet, sogar dem Marqueur vom Weinschmid (?) 200 fl.. Wegen der Swoboda, Schuldenmacher (?), schrieb ich dem Roller (?). Gab abends den Zettel dem Mayer, er ließ ihn der Scheidlin lesen. Nach Tische zur Ball, Schwitzer. In Gesellschaft, ins Theater an der Wien. Fand Stessel, Baltauf (?), Mayer, Hruschka; zu ihr kam Letocha und sie in die Loge; fuhr mit ihr in die Stadt.
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Endlich scheint es sich nach 8 Tagen aufzuheitern. Im Burgtheater „Liebeserklärung“, „Benefizvorstellung“, im Kärntnertor-Theater „Jugend Peters des Großen“, im Theater an der Wien „Bürger in Wien“, im Josephstädter Theater Quodlibet, Einnahme der Grünthal, dann „Der falsche Pudel Fido savant“, geschmiert von Meisl. Früh kam Emilie und Marie Holbein; wollte Geld, versagte es ihr. Erzählte ihr von dem Lumpen Hassaureck; stumm wie ein Fisch, ging zur Lizitation der Josephstädter Salniterei, Baron Guldenstein (?) war der Inhaber und Segner Komissär. Sah die kleine Kolonie und stückweise Lizitation. Dann zur Währinger Gasse, sah am Berg dem Bank-Kassendirektor Vogel sein niedliches Gärtchen und schönes Haus, dann Tschepps Garten und Lusthaus.Beantwortete Finks Brief von Prag wegen Kochs linkem Armbruch am 18. nach Tisch. Mittags allein, nachher ließ ich Finks Brief dem Dehne lesen. Zu Reimann gratulieren, sah Fritzens Tafel mit Perlmutter für den Kronprinzen, schöne Tischchen für die Schmirerischen. In Gesellschaft, Jungmann und ich nahmen Sitze im Josephstädter Theater. Volles Theater, das ganze eine komische Szene; die Pfeiffer und Hirsch sangen, viel Langeweile. Fuhren zusammen in die Stadt; bei Therese die Stögers.
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Veränderlich. Im Burgtheater „Sophie van der Daalen“, Lustspiel in 5 Akten, im Kärntnertor-Theater „Goldener Löwe“, dann zum 1. Mal „Fasching in Venedig“, Ballett in 2 Akten von Milon 1816, gesetzt von Petit, Musik von Kreutzer in Paris.Den Vormittag zu Hause. Ließ Bouquets vom Garten bringen. Mit uns speiste die Familie Reimann, dann Jungmann, Axt, Dräxler, Dehne, Honegger, Moser, Schellhorn. Früher erhielt Theodor wegen dem Bau eine goldene Uhrkette, heute gaben wir dem Vater eine große schwarze Dose mit schwarzem Spiegel, 30 fl., dem Evarist einen Knotenring, 20 fl., dem Fritz ein Nadelbüchsel, 10 fl., dem Honegger – auch ein Johann – wurde ein Baldachin aufgerichtet. Nach Tische mit den Reimannischen Katusch’s (?) Haus zu sehen. In Gesellschaft, mit Theodor und Honegger ins Kärntnertor-Theater. Arlequin Torelli, Colombine Roland, Policinello Fleuri, Pierrot Briol, Pantalon Springer. Vortrefflich, sehr ergötzend; die Tänze sind hübsch, nur ein bisschen zu lang.Auszug aus dem Sammler No. 75: Nach der mit Beifall gekrönten Oper „Oberon“ wirkte Weber die Veränderung des Klimas auf seine schwache Gesundheit, weswegen er keinen Teil an den Freuden der großen Welt nahm, sich sehr nach seinem Vaterlande sehnte. Einer seiner Landsleute soupierte den Tag vorher mit ihm und verließ ihn erst nach 11 Uhr. Am 5. Juni – montags – um 7 Uhr fand man ihn regungslos im Bette. Man versuchte alle erdenklichen Mittel; es war zu spät. Noch am 26. Mai – freitags – hatte er ein Konzert in den Argyll Rooms gegeben, selbst dirigiert und mehrere seiner neuesten Kompositionen mit dem größten Effekt aufführen lassen. Er schrieb auch für Miss Stephens eine englische Romanze und siegte mit seltenem Glücke über die Härte der englischen Sprache, welche die unsingbarste. Auch schrieb er von Compten Napier eine Kantate „Das Friedensfest“; sie wurde mit lautem Beifall aufgenommen. Das Covent Garden Theater beabsichtigte eine Vorstellung des „Freyschütze“, zu seinem Vorteil, welche er dirigieren sollte, aber seine Krankheit hinderte es. Man glaubte, sie werde zum Besten seiner Familie statthaben und jetzt umso glänzender ausfallen. Er war im Jahre 1780 (sic) zu Eutin im Oldenburgischen F[ürstentum]. Lübeck geboren, erreichte kaum das 46. Jahr (sic). Er hinterlässt eine Frau und 2 Kinder. Er starb in der Nacht vom 4. auf den 5. Juni, schrieb Dr. Kind. Am 16. Juni – Freitag – wurden für ihn die Exequien – Mozarts Requiem – mit großem Pomp gehalten, und als Katholik in der Moorfield Kapelle beerdigt. Der Zutritt war gegen Eintrittskarten. Der Ertrag wird zu einem Denkmal verwendet. Mit ihm waren Fürstenau und Göschen.
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Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Graf von Burgund“, im Kärntnertor-Theater „Don Juan“, im Theater an der Wien das Gestrige, im Josephstädter Theater „Gouvernante“, „Schutzgeist“. Früh mit den Kindern in den Garten, die Jubiläumsprozession hemmte uns sehr die Pasage. Mit uns speisten Neumann, Schellhorn, die Hartwig – Jüdin von Frankfurt – kam mit ihrem Bruder in den Garten, wegen Holbeins Brief und Engagement in Hannover. An der Wien sang sie die Königin der Nacht und im „Don Juan“ die Elvira. Fasching von Eisenstadt erzählte, dass die Nany meistens liege. Ich schenkte ihm und für die Rosel einen neuen Zwanziger. Haus, Keller und Garten gefielen ihm, nachher kam die Schwitzer mit ganzem Anhang, Hruschka samt der Assen, Pawlikowsky, Honegger, Danninger und andere. Gingen dann zum Reimann, in den Tempel, sie und beide Reich plauderten bis 9 h mit mir. Ins Kärntnertor-Theater.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).