Trüb, kalt. Im Burgtheater zum 1. Mal „Pauline“, Schauspiel in 5 Akten von der Weissenthurn; langweilig. Im Theater an der Wien „Staberls Abenteuer“, im Josephstädter Theater „Männerspiegel“, „Zauberrose“, gab dem Motzelt Billetts. Am Vormittag schrieb ich dem Grafen. Erwartete Lembert, erzählte ihm T[uschers] Äußerung. Kaufte für Pepi 4¾ Ellen Musselin. Castelli schickte mir den 5. Band seiner Gedichte. Mittags mit Therese allein. Nachmittags zum Kanzler; hörte, das Haus Fries habe zu zahlen aufgehört, Parish sich ertränkt; man fand seinen Hut und Mantel beim Schüttel. Dehne erzählte, die Botta sei in Verzweiflung, kündete das Quartier und zog zur Mutter; habe von P[arish] eine Schenkung, wenn seine Brüder, besonders jener in Senftenberg, selbe auszahle. Sah in das Kärntnertor-Theater, Probe zu „Alexander“.
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Sehr kalt, Reif; gar kein Frühjahr, abends Regen. Im Burgtheater „Pauline“; die Hruschka als Gräfin Wangen, hat eine sehr undankbare Rolle. Wurde dennoch applaudiert, denn sie spielte gut. Im Theater an der Wien „Faust“, Wilhelm Kunsts Einnahme; im Josephstädter Theater „Bürger in Wien“ mit Scholz. Schenkte dem Iden das Joachimsthaler Silberbergwerk. Die Hruschka kam, gab ihr Bravo, sprachen von dem schändlichen, gemeinen Charakter, von Assen, Letocha, Frau, Louise, Kettel, Dufour. Mittags mit Therese allein, nach Tisch mit Tschepp in den Garten; Tapezier Heinrich (?) und Tischler arbeiten. Abends zu Haus, Lissl und Ball kamen.
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Ewiger Winter; kalt, Regen, Wind. Im Burgtheater „Othello“, im Kärntnertor-Theater Eröffnung neu dekoriert, Luster mit 42 Lampen, 2 Kurtinen, eine von DePian mit Tempel, Figuren von Schilcher; die zweite rote Tapezerei, tat den Augen weh. Das Ganze macht sich gut. „Jugend Peters des Großen“, von Treitschke nach Bouilly, Musik von Weigl, Cramolini, Chatinka Betty Schröder, Lefort Fürst; Gregori Preisinger etc.. Im Theater an der Wien „Pansalvyn“, im Josephstädter Theater „Freyschütze“. Am Vormittag selbst zum Kanzler, brachte der Hruschka einen Sitz, um in Gesellschaft zu sein. Mittags bei Dehne, mit Axt, Raimund und Dräxler. Wohlfarth führte mich in der Botta Quartier, recht niedlich; sie zog sogleich zur Mutter. Dehne dekorierte die Kredenz sehr geschmackvoll. Den Gionima führte ich ins Kärntnertor-Theater, die Schmirer und Gruber in die Kredenz. Mittelmäßige Darstellung. Loge im 3. Stock 6 fl., Sitz im Parterre 1 fl. 36 x, im 4. Stock 1 fl., Eintritt Parterre 1 fl., 4. Stock 36 x, 5. Stock 16 x.; sehr hohe Preise, stimmten das Publikum sehr kalt, viele gingen.
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Sturm, Eis, Schnee, Regen; man kann keinen Regenschirm halten. Im Burgtheater „Pauline“, im Kärntnertor-Theater „Jugend Peters des Großen“, im Theater an der Wien Schluss, „Pansalvyn“, Prolog des Carl, nicht voll; im Josephstädter Theater „Aline“. Den Vormittag zu Haus, mittags mit Therese allein. Schrieb an den Grafen, einen Aufsatz an die Schwitzer; verlangt für die Wäsche 120 fl.. Nachmittags zum Schenk, Müller brachte des Fries bisher bekannte Schuldenlast, ohne die vorgemerkten Posten 1,227 090 fl., darunter die Plaideux mit 90.000 fl., J. T. Rozier mit 40.000 fl., Bretel 11.800 fl., J. B. Hullin 6400 fl., Sina 35.000 fl., Joëlson 18.900 fl.. Mittels Brief von Metternich war nachmittags Parish’s Begräbnis. Ins Kärntnertor-Theater, leer; plauderte mit Traubenberg, Honegger, den 3 Reimann. Therese war den Abend allein.
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Es stürmt, schneit, regnet in einem fort; man kann kaum gehen, kein böseres Wetter denken. Im Burgtheater „Romeo und Julia“, im Kärntnertor-Theater „Des Kaisers Genesung“, Kantate von Mikan, Musik von Gyrowetz; dann „Alexander in Indien“, Ballett in 5 Akten von Vestris. Am Vormittag zu Kanzler um Sitze für Jungmann, Hruschka, Reichart (?), zum Traubenberg, ist sehr herzlich wieder. Ritter, welcher in den Augarten kommt, speiste mit uns. Nachmittags zur Ball, fand sie krank. In Gesellschaft ins Kärntnertor- Theater; Grünbaum, Wetz, Preisinger, Tietze singen; die Kantate als Musik gefiel, die Sänger nicht. Die Torelli, Roland, Heberle, Taglioni, ihr Bruder, 17 Jahre alt und Rozier tanzen, wurden mit Jubel empfangen. Die Roland ist nicht mehr in der ersten Jugend, nicht hübsch, tanzte nichts; der junge Taglioni Anfänger, die Heberle sieht verwelkt aus. Der Beifall im Ganzen nicht brillant. Rindfleisch 17 ½ x.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).