Kalt, heiter. Anfang des Jubiläums, Norma, Prozessionen, früh ½ 8 h von St. Stephan zu den Augustinern, Michaelern, Schotten, Te Deum, Amt bei St. Stephan. Den Vormittag zu Hause, ging herum, traf Axt bei St. Stephan, sahen den Erzbischof etc; die Geschichte endete erst um 2 h. Zu bedauern ist das Militär, das 7 Stunden in heftigem Wind und Staube stand. Swoboda aß mit uns. Nachmittags ging ich herum, zur Ball, fand Birkmayer, Tschernohlawek. Den Abend Probe zur Optik, die Reichischen alle, Hoffmann, Swoboda kamen.
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Verkündigung Mariä, stürmisch, trüb, öfters Regen. Norma. Den Vormittag zu Haus. Speiste mit Krendl (?) in der Kettenbrücke, Lembert, Schwarz, Krug, Stubenrauch, 2 Biedermann, Sichrowsky, Marx (?) kamen auch dahin, blieb bis 4 h bei ihnen. Der Sturm und Regen warfen mich beinahe in die Donau. Zu Hause Probe, Radl und Schwarz machten viel Lachen. 4. optische Vorstellung im 15. Jahre; Joseph und Georg Reich, Gionima, Swoboda; Pawlikowsky spielte Pianoforte. Fux mit Dini 3, Baron Kriegl (?), Wohlfarth, August. Luise, Szabó, Janschik (?), Reich 5, Zerboni mit 2 Töchtern, Eduard 4, Holbein mit Hassaureck, Fechner mit Ubald 3, Antoine 3, Meisl 4, Joseph Biedermann, Krug, Schellhorn, Ritter, Swoboda, Gionima mit Gerstenbrand, Hebenstreit, Schenk, Hotter (?) 3, Krendl; 44 Personen. Gionima versuchte das griechische Feuer, unerträglicher Rauch und Gestank. Nach 10 h das Ende.
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Der wütende Orkan dauert fort, nur nicht so kalt; öfters Regen. Im Burgtheater „Drei Gefangene“, Lustspiel in 5 Akten von Wolff, im Theater an der Wien „Agnes Bernauer“, im Josephstädter Theater zum letzten Mal „Zauberflöte“. Den Vormittag zu Haus, sprach Birkmayer. Therese schickte durch Grill Emiliens Gartentableaux; sie und Marie waren da. Mit uns speisten Agnes, Dräxler, Schießl, Krendl (?), Gionima. Gab dem Schießl das Bild mit neuem Hause. Mein Bruder und seine Lotti, 10 Jahre, überraschten uns. Kam von Mistelbach, nach Tische ging ich mit ihm herum. In Gesellschaft, zur Ball wegen Bier und Wolle. Mit ihnen ins Burgtheater; langweilte mich.
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Windig, öfter Regen. Das Burgtheater wegen Tod des Königs von Portugal geschlossen, im Theater an der Wien zum 1. Mal „Staberl als indianischer Gaukler“, Posse in 2 Akten; im Josephstädter Theater „Welche ist die Braut ?“, Deklamation von Neubruck. Mit meinem Bruder zu tun. Er brachte für Toni und Pepi geschmackloses Kammertuch, welches wir der Ball zu geben beschlossen. Therese ließ der Lotti ein Kleid von englischer Leinwand machen, 15 fl., der Mutter 12 Ellen stahlgrünen Atlas, 40 fl., Handschuhe, 2 kleine Arbeitsbeutel, 3 fl. Ich gab der Frau einen englischen Sack, 15 fl., grünen Hut, 10 fl., zusammen 80 fl.. Schrieb dem Grafen. Jean speiste mit uns, nach Tische in den Garten. Die Tischler legten Parketten, alles gefiel ihnen. Zur Schwitzer, fand die Salmi, lud alle morgen zur Optik. In Gesellschaft, ins Theater an der Wien; fing um ½ 8 h an, war um 9 h zu Ende. Entsetzliche Sudelei, wurde ausgezischt. Carl trat mit Keckheit vor und wollte dieses elende Zeug entschuldigen.
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Veränderlich. Im Burgtheater zum 2. Mal „Adelma“, statt Koberwein Anschütz und Korn Fichtner. Im Theater an der Wien das Gestrige, im Josephstädter Theater Fischers Einnahme „Wunderpferd“, Zauberspiel in 2 Akten von Gleich, Musik von Gläser. Sehr mittelmäßige Musik, ganz elendes Buch, Maschinerie ind Dekor brav. Den Vormittag zu Haus. Arrangement zur Optik, mit uns speiste Jean und seine Lotti. Nachmittags sah ich das Kärntnertor-Theater an; mit Ortner das neue Magazin in den Kasematten, ehemals für die Saliterei. Zum Kanzler wegen Logen- und Sitzabonnements. Auf der Stiege begegnete mir Duport, nahm mich mit und überraschte mich sehr angenehm mit einer Eintrittskarte für alle Vorstellungen; herzlichst bedankte ich mich. Abends ½ 7 h Probe in der neuen Synagoge; Beleuchtung, Musik mit Chor von Drechsler. Ein imposanter Anblick, großartig. Sprach Kornhäusel, Spengler; interessierte mich sehr. Vor 8 h zu Haus, alles in voller Arbeit, 5. optische Vorstellung im 15. Jahr, für meinen Bruder, seine Lotti, die Familie Schwitzer, ihr Pensionat, 18; Fux, Dini, Sebald mit Julius Haffenmüller (?), Pinterics, Frau, Tochter, Nichte, Breitschopf, Honegger, Dehne, Petschke mit Sohn und Schwager, Binder, Stelzig mit 2 Knaben, Reich Vater, 2 Söhne, Nettl, Pichler, Gionima, Pawlikowsky, zusammen 47. Ein dankbares Publikum, dauerte bis 10 h.
Band 11 (XI.), Seite 10r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).