Regen, dann heiter; nicht kalt. Im Burgtheater „Falsche Scham“, im Theater an der Wien „Abälino“, im Josephstädter Theater „Zauberflöte“. Vormittags zu Haus. Therese schrieb den Brief an Holbein fertig, erwähnte Mariens Krankheit, Emiliens Pflege. Dräxler und Mayer speisten mit uns. Nach Tische zu Pinterics wegen Grafen. Zum Reimann, des Evarist ersten Flügel zu hören, vorzüglich; sah die Wohnung im 3. Stock, eine Perlmutterarbeit für den Kronprinzen. Dem Hassaureck und der Marie schrieb ich wegen Geld, weil er sich so lange aufhält; endlich schickte er 250 fl. Ich hörte, Hassaureck spiele wieder auf der Börse. Ins Burgtheater, die Löwe als Hofrätin statt der Hruschka, als welche sie sehr gefiel. Ihrer Tochter Therese erster Versuch als Tochter Minchen: hübsche Figur, gutes Organ, aber kalt, sprach ihre Rolle wie eine Lektion. Die Löwe wurde gerufen, versteht sich; dankte in gewöhnlichen Worten. Voll, fand die Stegmayer mit Corra, Deinhardstein; heute sah ich die gute Kettel zum letzten Mal im 3. Stock. Die Zerboni kam zur Therese und klagte, die Marie mache auch Streiche ! Hätte Holbein nur gefolgt !
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Veränderlich. Im Burgtheater „Das Haus Barcellona“, im Theater an der Wien „Staberls Abenteuer“, im Josephstädter Theater „Vetter aus Bremen“, die Luppi, „Zauberrose“. Den Vormittag erwartete ich H[assaureck ?], kam nicht, auch kein Geld. Zum Steiner (?) wegen Mozarts Grab; am 5. Dezember starb er beim Goldenen ABC in der Rauhensteingasse; liegt auf dem Marxer Kirchhof. Zur Wohlfarth, brachte ihr ein kleines Möbel von Perlmutter zum 53. Geburtstag. Neumann, Swoboda speisten mit uns. Nach Tische kam Wetz, gab ihm sein Reisegeld, 150 fl.. Therese schrieb Marie, dass Hassaureck weder Geld noch Obligationen sendet; ist nicht recht, setzt mich sehr in Verlegenheit. Nach Tische in den Garten; ordnete das Setzen von 3 Rosenbäumen, 2 Lärchen und 2 Föhren, und wegen des Tschepp Garten alles dem Swoboda. In Gesellschaft, abends Spiel mit den Lissl’schen.
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Trüb, kalt, Regen. Im Burgtheater „Schmuckkästchen“, „Hahnenschlag“, im Theater an der Wien „Junger Herr auf Reisen“, im Josephstädter Theater „Erbschaft“, „Zauberrose“. Den Vormittag zu Hause, erwartete Geld vom H[assaureck], die Marie und Emilie. H[assaureck] kam nicht, auch kein Geld. Ich gab Marie den Auftrag, es zu fordern, Therese klagte über Schmerzen am ganzen Leibe, musste Fechner rufen lassen. Sehr unangenehm ! Mittags allein, nachmittags zu Corra. Ins Kärntnertor-Theater; die Malerei gefällt mir nicht. In Gesellschaft, ins Burgtheater; leer, langweilte.
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Kalt, öfters Schnee. Im Burgtheater „Welcher ist der Bräutigam ?“, im Theater an der Wien „Staberl als Freischütz“, im Josephstädter Theater „Rudolph von Habsburg“. Den ganzen Vormittag zu Hause, Berechnung mit Holbein. Hassaureck, dann Marie kamen mit Emilie: kann noch kein Geld haben. Las beiden den Text, besonders wegen Eifersucht und Herrschsucht. Mittags mit Therese allein und recht vergnügt, fand Arzt Glasser (?), Krendl (?) und bat ihn, Mozarts Grab – soll am 5. Dezember 1791 gestorben sein, starb im Kaiserhause, Amtshaus – ausfindig zu machen; liegt in St. Marx. In Gesellschaft, abends zu Hause. Fux, Dini, Weinmüller, sie, Krieghammer Kathi; Therese bediente sie mit Zunge, Kaffee, Torte, Guglhupf, Gefrorenem; ich spielte Préférence.
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Kalt, windig. Im Burgtheater „Adelma“, Drama in 5 Akten aus dem Englischen von Vogel, Einnahme der Regisseurs Koch, Koberwein, Krüger, Korn. Im Theater an der Wien „Johann von Calais“, Weidmann, im Josephstädter Theater Potpourri, „Zauberrose“. Früh an Theresens Bett meinen herzlichsten Wunsch über ihren 62. Geburtstag. Ich bin so glücklich mit der Guten ! Gab ihr 60 fl. und englische Seife. Den Vormittag zu Haus, schrieb Holbein, besonders über seinen Brief an Hassaureck, worin er schrieb, dass Marie nach der Vermählung mit Zerboni abbrechen, nicht mehr hingehen soll. Wie undankbar ! Dass sich die Apel um Marie in ihrer Krankheit gar nicht bekümmerte, dass er und Marie nie vergelten könnten ! Heute reist Wetz nach Prag, Swoboda speiste mit uns. Nachmittags einige Gänge, in Gesellschaft. Zur Schwitzer, Klagen über Ellmauers Brutalität. Toni war brav, Pepi nicht; darf Montag nicht zur Optik. Ins Burgtheater, voll, doch warm, Sitze und 14 Logen zu haben. Im 2. und 3. Akt Szenen mit Effekt, manches langweilig, gefiel ohne Glück zu machen; unterhielt mich sehr. Koch hält den Epilog von Weidmann, alltägliche Worte. Rindfleisch 17 ½ x.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).