Strenge Kälte, über 8 Grad, doch öfters Sonnenschein. Im Burgtheater „Tancred“, im Theater an der Wien „Montalban“, mit Jermann, Klara Pann (?); im Josephstädter Theater das Gestrige. Am Vormittag große Besuche von Neefe und Reimann, dem ich später die 1680 fl. vom Institut zu übernehmen versprach. Mittags allein, nachmittags zur Ball; sie und Fanny arbeiten fleißig am Teppich. Zur Schwitzer, in Gesellschaft, hörte neue Klagen. Den Abend zu Haus mit Honegger, Gionima und Rösner, welcher seine Skizzen brachte. Tod des Leopold Scholz früh 6 h im 78. Jahre.
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Nebel, finster, kalt. Norma wegen Joseph, im Theater an der Wien „Staberl als Freischütze“, im Josephstädter Theater „Heliodor“. Den Vormittag zu Hause, Swoboda speiste mit uns; Klagen über den faulen Gärtner. Porz wurde zu Gilleis gerufen, bei welchem Hirsch, der wegen der 36.000 fl. mit Außchluss des Porz eine separate Sitzung bei sich halten will, wozu ihm aber Gilleis die Unterschrift verweigerte; schändlich ! Nun bin ich auf den Erfolg begierig ! Zu Therese kam die Schmirer; sie sprach mit ihr wegen der Krieghammer Kathi als Stubenmädchen, verlangte sie zu sehen. Nachmittags zur Moser, zu Mayer, in Gesellschaft. Abends bei der Wohlfarth, dann in Ludlam, Abschied des Professor Abramson von Kopenhagen; er reist nach Italien und Frankreich. Er las einen vortrefflichen Abschied, Hassaureck die sehr witzige Trattnerhof-Zeitung; die Kapelle war sehr brav. Um 1 h zu Haus, bei Therese war Zerboni. Holbein schloss an mich einen Zettel der Marie und Zerboni ein.
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Laues Wetter. Im Burgtheater zum 1. Mal „Burg Gölding“, Schauspiel [in] 5 [Akten] von der Weissenthurn; lang. Im Theater an der Wien zum 1. Mal „Die Waffenrüstung“, Schauspiel in 2 Akten, übersetzt von Herzenskron; gewöhnliche Kriminalgeschichte. Im Josephstädter Theater das Gestrige. Den ganzen Vormittag in Institutsangelegenheiten, um Hirschs Winkelzügen zu begegnen und die Außchüsse auf seine Machinationen aufmerksam zu machen. Die 36.000 fl. sollen auf dem 1. Satz bei Anton Apponyi verbleiben. Mittags bei Wohlfarth, mit Dräxler, Fink, Köstner (?), Neumann; war unterhaltend. Die Wohlfarth gab mir des Gottlieb Bleistift mit Silber, welchen August aus London mitbrachte, und überraschte mich sehr angenehm. Nachmittags in die Sparkasse, zur Ball; arbeiten sehr fleißig am Teppich. Begräbnis des Wenzel Scholz; Wächter hielt die Rede. In Gesellschaft, zu Reimann, er lud uns zum Ball. Man empfing mich sehr ausgezeichnet. Die gewöhnlichen Bekannten, neu mit Allodi, Wissgrill, der junge Hainz – ein wahrer Laffe –, Danninger etc. Krebs und Fieglmüller Marie spielten, ohne Geschmack. Blieb bis 9 h, fand Therese allein.
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Nicht kalt. in den Theater das Gestrige. 3. Vereinskonzert. Den Vormittag zu Haus, Högler, Jungmann, Neefe kamen, ich legte ihnen des Hirsch Verfahren vor, bloß Winkelzüge, Kniffe; sie waren mit meinem Vortrag ganz einverstanden. Mittags mit Therese allein, nach Tische benutzten wir den Sonnenschein und fuhren mit der Weinmüller in den Garten. Sie fand an dem Hause Vergnügen, ich leider viel Ärger an des Gärtners größter Nachlässigkeit; sie war gar nicht zu Hause. Kündete ihm sogar; er bat. Dann ging ich herum, um 6 h nach Haus. Der neue böhmische Landrat Kramer (?) besuchte uns, später die Ball, nähte Theresen die Bordüre. Ich legte mich um 8 h.
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Trüb, kalt; Regen und spiegelglatt; man kann sich kaum erhalten. Im Burgtheater „Gabriele“, „Hahnenschlag“, im Theater an der Wien „Käthchen von Heilbronn“, im Josephstädter Theater das Gestrige. Porz kam; ich las die Unterschrift des Cziskowsky, Schikaneur, wie wenig offen sie handeln ! Schickte dem Hirsch meine bündige Erklärung; der Lump antwortete, wie es sich von einem Intriganten erwarten lässt; blieb aber ohne Antwort. Schrieb mich in Kochs Stammbuch. Dräxler brachte Theresen 2 Tupfmuster. Mittags speisten bei uns Neumann, die Ball; nachmittags kamen die Schmierer, Fanni, Emilie mit Marie, Hassaureck holte sie ab. Ich mit Neumann ins Kaffeehaus zu Corra, in Gesellschaft. Abends zu Hause, mit Reich Pepi sah ich das Werk von Ortner; dann spielte ich mit Lissl.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).