Heiter. Im Burgtheater Norma, im Theater an der Wien „Fausts Mantel“, im Josephstädter Theater Scholz in „Diener zweier Herren“. Heute sollen auf dem renovierten Kärntnertor-Theater die Proben beginnen. Stubenrauch übergibt dem Leopold Schifter einen Teil der Beleuchtung. Vormittags mit Therese in den Garten, ich blieb und speiste da. Ließ das Gerüst aufschlagen; Maler, Tischler, Maurer arbeiten, langsam ! Der Korakin (?) besorgte ich einen Pass nach Klagenfurt, dem Ranftl versprach ich einen Hühnerhund von den Peters zu verschaffen; ging zur Marie, bat sie darum. Abends zu Hause, Lissl kam, dann Bétsely, brachte Brief und Geld vom Grafen.
Band 11 (XI.), Seite 11r
10512
1826
4
18
Kalt, öfters Regen. Im Burgtheater „Ahnfrau“, im Theater an der Wien „Korb“, Konzert des Mazas, im Josephstädter Theater „Primadonna“. Am Vormittag zu Kanzler wegen Sitzen im 4. Stock; auf dem Theater probieren sie schon. Kaufte für Therese Bänder, 4 fl., war bei Koch, hörte dass gestern die gute Kettel im 35. Jahre starb. Sah die Gute zum letzten Mal am 28. März im 3. Stock im Burgtheater. Mit uns speisten Dräxler, Agnes, Swoboda, Rotter und Neumann. Jeanette schrieb von den Kupferischen, nicht viel Gutes; ich ließ dem Koch den Brief. Nanette Korakin gaben wir ein rotseidenes Tüchl und ihren Passierschein. Nachmittags mit Swoboda in den Garten, sah meinen Arbeitern nach Die Gärtnerin Jaudl wurde früh von einem Buben entbunden, zu Mittag getauft. Landrat Kramer nahm in Garten Abschied. In Gesellschaft, ins Burgtheater; Wohlfarth und Janschik, Krug erzählte mir von Hassaureks Börsenspiel. Bei Therese die Lissl`schen.
Band 11 (XI.), Seite 11v
10513
1826
4
19
Sehr kalt, trüb. Im Burgtheater „Stille Wässer“, im Theater an der Wien „Palmerin“, im Josephstädter Theater „Geist in der modernen Welt“, Scholz gefiel nicht sehr. Den Vormittag zu Haus, Begräbnis der armen Leopoldine Kettel, geborene von Burgsdorf. Sie hat ausgelitten, die gute Dulderin. Sehr ergriff mich ihr Tod. Sie war evangelisch; Wächter hielt am Sarge die Rede. Mittags mit Therese und Kridl, nach Tische zur Ball wegen Hühnerhund für Ranftl. Dem Kutschersfeld schickte ich den Brief an General-FWM Carl Scheider nach Udine. Begegnete Semmler (?), Stubenrauch, hörte die Hiobskunde, dass Kommissäre um 3 h in der Nacht die Ludlam öffnen ließen, dass früh ½ 7 h Kommissäre zu Zedlitz, Schwarz, Sichrowsky, Hassaureck, Fischhof, Schlechta kamen, bis abends alles untersuchten, Protokolle aufnahmen. Zedlitz schrieb an Sedlnitzky, beschwerte sich. Alles war nur Frohsinn, Scherz ! Am meisten scheint es Zedlitz; Grillparzer; Castelli, Schlechta zu gelten; hatten auch den ganzen Tag Hausarrest.
Band 11 (XI.), Seite 11v
10514
1826
4
20
Heiter, aber sehr kalt. Im Burgtheater „Adelma“, im Theater an der Wien zum 1. Mal „Pansalvyn“, aus dem Französischen von Heigel. Im Josephstädter Theater „Bozena“, historisches Schauspiel in in 5 Akten von Reil, Einnahme des Ernest Pauli; sehr langweilig. Den Vormittag zu Haus, entwarf einen neuen Kellerstand. Mit uns speiste Lembert; bedauerte die Aufhebung der Ludlam, die doch nur Frohsinn und Wohltätigkeit zum Zweck hat. Castelli, in der Hoffnung, statt Pepermann Sekretär zu werden, kann es schaden. Mit Lembert in den Garten; Theodor ließ nichts arbeiten. Suchte Gesellschaft, ins Theater an der Wien; miserabel, Spektakel so-so, langweilte mich; halb voll. Plauderte mit Huber, Weidmann, Eckl, Birkmayer. Bei Therese war die Mühlhofer Therese, Fux samt ihr.
Band 11 (XI.), Seite 11v
10515
1826
4
21
Kalt, wie gestern. Im Burgtheater Norma, im Theater an der Wien und Kärntnertor-Theater das Gestrige. Am Vormittag in die Porzellan-Lizitation, zu Rotter, Traubenberg. Der kaiserliche Rat Biringer hat die Untersuchung. Alles findet, dass es nur Scherz sei; frohe Menschen dem Staat nie schädlich sind. Mit uns speiste die Mühlhofer Resi, verehelichte Kiniger, ihr Mann Violinist, wünscht hier angestellt zu sein. Nachmittags abonnierte ich bei Kanzler 2 Sitze für die Stullmüllerische. In den Garten; des Theodor Schläfrigkeit ärgert mich gar sehr. Der Gärtnerin schickten wir eingemachtes Huhn. Zu Reimann, fand niemand. Den Abend zu Haus, mit den Lissl’schen und Reichischen; sahen Reichs Klosterneuburg.
Band 11 (XI.), Seite 11v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).