Finster, feucht, kalt. Im Burgtheater „Pagenstreiche“, im Theater an der Wien „Pauxerl“, im Josephstädter Theater „Zauberrose“. Ich bin gar so unwohl, dass ich den Fechner rufen ließ. Er verordnete Wärme, Diät und Senfteig mit Essig auf die linke Brust, wo ich stechenden Schmerz habe; lag bis Mittag. Neefe, Elsler, Emilie Zerboni besuchten mich; hörte von der Unzufriedenheit der Mutter mit Marie, dem Ball bei Apel am Dienstag. Ich aß mit Therese allein, nachmittags arbeitete ich. Abends kamen Lissl mit Gionima, mit ersterem spielte ich Préférence, ein Frost begleitete mich ins Bett. Redoute der adeligen Damen, 300 Personen, Maskenball bei Wellesley.
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Die Kälte lässt etwas nach. Im Burgtheater „Gott erhalte !“, „Wunderschrank“, im Theater an der Wien und Josephstädter Theater das Gestrige. Den Vormittag im Bett; Fechner kam, ordnete Graswurzel-Dekokt, sonst nichts. Die Schmirer besuchte uns, Neumann und Agnes waren unsere Gäste; meine Esslust ist wenig. Nachmittags fing ich an dem Holbein zu schreiben, Marie arbeitet nichts; ich drohte ihr, kein Geld mehr zu geben. Ritter, welcher krank war, besuchte uns. Er entwarf in der Gartenzeitung eine Schilderung unseres Gartens. Ich gab ihm 5 fl. zur Immatrikulierung als Mitglied. Reimann war ein paar Stunden bei mir. Wir plauderten über manches, auch Moser. Abends sah ich mit Reich Vater und Pepi Kupferstiche an. Die Redoute war sehr voll.
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Aschermittwoch. Glatteis; die Kälte lässt nach, sie währte seit dem 5. Jänner. Mein Zustand ist derselbe, Fechner kam wieder; ich gehe nicht aus. Am Vormittag schrieb ich an den Grafen, Tschepp geht wegen seiner Forderung nach Preßburg. An Holbein Fortsetzung. Mittags aßen mit uns Fogosch Kárner, Axt, Schießl, Mellini. Schießl ist krank, ich schickte ihm 25 fl. und Wein. Ein Bergmann aus Joachimsthal drang mir eine Vorstellung des Silberbergwerks auf, 30 fl. Ich gab ihm 11 fl. und zeigte den Mechanismus der Gesellschaft. Nachmittags kam die Hruschka, sprach mit mir wegen Caramelli (?) für die Toni. Dann kam die Wertheimer Marie wegen einem Diner. Lembert, Theodor, Fritz besuchten mich. Die Zerboni besuchte Therese, klagte über Marie. Abends spielte ich mit den Lissl’schen, da kam Hassaureck. Ich plauderte lange mit ihm; er erzählte von den vielen Bankrotten in England und Fallen der Obligationen; dass er sich dadurch in diesem Monat 1000 fl. verdiente.
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Tauwetter, öfter Regen und Schnee. Im Burgtheater „Hamlet“, im Theater an der Wien „Ludlams Höhle“, im Josephstädter Theater „Gemsenjäger“. Die Konskription fand mich im Bette. Raimund, Gionima besuchten mich, Elsler speiste mit uns. Ich las, arbeitete und fühle mich so abgemattet, mein Kopf so schwer. Ich schrieb der Fanny wegen Caramelli, obwohl ich mein Vertrauen auf Fuchs behalte. Am Abend war eine Zeitlang Honegger da, mit Hainz, Steinmetz und Galler (?) sind Diskussionen; mir ekelt schon von dem Ganzen. Joseph Reich und Gionima blieben, zeigte ihnen das Joachimsthaler Silberwerk und die „Umgebungen Wiens“.
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Manchmal ein Strahl der Sonne, welche wir lange nicht sahen. Wir leben wie in Sibirien. Im Burgtheater „Beide Briten“, „Komödie aus dem Stegreif“, im Theater an der Wien „Pauxerl“, im Josephstädter Theater „Großmama“. Nach 8 h kam die Personalsteuer, dann Emilie Zerboni, bat mich um Mariens Brieftasche mit Gartenbildern, will eine für Holbein machen. Den Vormittag arbeitete ich, mittags allein. Ich wagte den Ausgang zur allgemeinen Institutssitzung bei Porz, um Gutes zu wirken und wirkte es. Hirsch brachte den Dr. Hinterleitner wegen dem verlorenen Prozess gegen Goldmann, machte Bedenklichkeiten, dass von unseren 36.000 fl. bei Apponyi 60.000 fl. WW vorgemerkt sind. Die Zinsfassion ist 8970 fl., folglich pupillare Sicherheit. Nach 6 h zu Haus, spielte mit den Lissl’schen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).