Der kälteste Tag, 15 Grad. Im Burgtheater „Bräutigam aus Mexico“, im Theater an der Wien und Josephstädter Theater das Gestrige. Wohlfarth ist heute schwächer. Den Vormittag wegen Bauchschmerzen im Bett. Holbein schrieb an Hassaureck und Marie; er kann in Hannover nicht bleiben, mir aber als Geheimnis, er werde bis Ostern kommen. Mittags mit Therese allein. Roller wollte mich ins Josephstädter Theater engagieren; ich zahlte ihm den Wagen, 5 fl., blieb aber zu Haus und legte mich früh ins Bett. Neefe kam mit Desoir (?) von Carl, führte mir selben auf; den Abend allein.
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Die Kälte wächst noch. Im Burgtheater „Erbvertrag“, im Theater an der Wien das Gestrige, im Josephstädter Theater „Der alte Geist“. Wohlfarth wird immer schwächer. Den Vormittag zu Hause. Die Hruschka klagte über Dietrichstein; er sagte ihr in einem Briefe die Zulage ab. Die Zerboni klagte über die Marie, welche so mager wird. Mittags allein, nachmittags mit Holbeins Brief zum Regierungsrat Perger, bittet ihn wegen der Verlobung und Ehekontrakt. Plauderten länger als 2 Stunden, ist sehr umständlich. Man muss mit Einlegung des Taufscheins und Erklärung des Vaters beim Prager Magistrat den Verehelichungskonsens ansuchen. Den Abend mit Therese allein.
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Wie gestern, finster. Im Burgtheater „Verschwiegene wider Willen“, „Das Blatt hat sich gewendet“. Im Theater an der Wien „Staberl als Freyschütze“, Pantomime in 3 Akten, Musik von Roth und Riotte. Mich genieren sehr die Bauchschmerzen. Der arme Wohlfahrt ist immer sehr schwach. Den Vormittag zu Haus, schrieb an meinen Bruder und Holbein. Mit uns speisten Agnes, Hruschka, Rotter und Radl, für den ich besorge, dass er krank wird. Hassaureck war bei Perger, dann bei mir. Fand ihn sehr umständlich; sagte, Mariens Vormund sei ein Advokat in Prag. Nachmittags zu Ball, ins Theater an der Wien, Dekorationen von Neefe und Gail, der Saal sehr hübsch. Das Ganze ohne Gesang, einige Chöre; Carl zerriss sich fast. Mäßiger Beifall, voll; ich unterhielt mich wenig.
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Finster, nasskalt, es schneit. Im Burgtheater „Preciosa“, im Theater an der Wien das Gestrige, im Josephstädter Theater „Managerie“. Den Vormittag zu Haus, zweiter Ball; die Abnahme der Ballbilletts liegt allein auf mir; die meisten vom Ausschuss senden ihre zurück und ich allein muss wirken; fühle mich so unwohl, so matt. Lembert, Simon besuchten mich, nahmen Billetts. Kridl, Swoboda speisten mit uns. Nachmittags in den Saal wegen Arrangements, zu Wohlfarth; seine Kräfte nehmen sehr ab, kein Arzt gibt Hoffnungen. Um 8 h – mit Kopfschmerzen wegen zu starkem Heizen – ließ ich mich zum Ball tragen. Familie Meisl (?), Pleschke (?), Gionima, Assen, Etzelt waren die ersten; 195 Personen, Gewinn 59 fl. 48 x, beide [Bälle] 128 fl. 48 x. Es wurde viel getanzt. Ich hielt mich bis 2 h und fuhr mit Fieber nach Haus.
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Strenge Kälte, 10 Grad. Im Burgtheater „Haus am Scheideweg“, „Peter und Paul“, im Theater an der Wien das Gestrige, im Josephstädter Theater Einnahme des Pantomimen-Personals „Welche von beiden ?“, dann „Zauberrose“ das 30. Mal. Im Bett, von heftigen Kopfschmerzen gequält. Wohlfarth ist schlechter und erwartet sein Ende. Abends kam Fechner. Konnte nicht schlafen, mein gutes Weib saß bei mir.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).