Nebel, finster. Im Burgtheater „Er mengt sich in alles“, „Zerstreute“, im Kärntnertor-Theater „Gabrielle di Vergi“, im Theater an der Wien „Kurzer Mantel“. Früh brachte mir Röser die Bäume von St. Florian, 3 Pfirschen, 3 Birnen. Wegen Zahlung an die Terzaghi – monatlich 30 # – zu Florentin. Wegen Gartenplan zu Koch, sprach Birkmayer. Bei Therese speiste Drexler mit Agnes. Sprachen von Czernins Dekret an die Direktion. Mittags bei Gyurkovics mit Kárner, Wohlfarth, Szábo, Seitz, Kamper (?) mit Pepi, Brinl (?), Schmidt, Fux; bis nach 5 h, langweilig, Szabó und sie nahmen Abschied. In Gesellschaft ins Kärntnertor-Theater; plauderte mit Honegger.
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Düster, feucht. Im Burgtheater „Emilia Galotti“, im Kärntnertor-Theater „Goldener Löwe“, „Blaubart“, im Theater an der Wien Einnahme des Georg (?) Palmer „Cath[arina] von Curland“, Schauspiel in 3 Akten, langweilig, ohne Effekt, fast miserabel. Früh kam der Graf wegen Silber, das er dem Tschernohlawek verpfändet. Die Illésházy ließ mich wegen Putzsachen auf die Maut rufen, ging mit selber zu Wurm, bekam Nachlass der Maut und gleich die Kiste. Zu Peter ins Gärtchen; er verkauft sogar Rooses Monument; dann zur Kranken, suchte sie aufzuheitern. Röser, welcher Abschied nahm, Neumann und Kridl speisten mit uns. Nach Tische kam Minna, Therese sang mit ihr. Ich sah Antonio Sacchettis Zimmerreise – besonders gelungen der Vesuv – in Müllers Gebäude, 1 fl.. Wohlfarth und Szabó reisten heute in seinem schlechten Kalesch ab, sehr unbequem. Ich besuchte Held (?), plauderten von alten Zeiten, August. Der Abschied war sehr rührend. Sprach Kike, ins Kärntnertor-Theater, leer; plauderte mit Swoboda, Seitz. Mit Schwarz in Ludlam, Aufnahme der zwei Leipziger Limburg und Frosch, Marchese Formaggio und Ludlams Qua qua, Seiffert und Vetter, Vetter von Lerchenheim (?), Edler von Völkerschlacht. Es wurde gesungen, punschiert. Ging um ½ 1 Uhr.
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Regen, Sturm; nie erlebte ich einen so schlechten November. Im Burgtheater „Sein und Schein“, im Kärntnertor-Theater „Elisa e Claudio“, im Theater an der Wien das Gestrige. Den Vormittag zu Hause, mittags allein. Therese und ich schrieben der Jeanette einen langen Brief. Nach Mittag zu Wertheimer, sprach Kike, Seitz. Ins Kärntnertor-Theater, sehr leer, plauderte mit Lembert von Schwarz’ Geburtstag. Ich lasse ihm von Schießl einen roten Mohren malen. Mit Therese spielte die Hoffmann.
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Windig, öfters heiter. Im Burgtheater das Gestrige, im Kärntnertor-Theater „Le Lagrime etc.“, „Fee und Ritter“, Einnahme der Therese Heberle, sie reist mit Rozier nach Turin. Im Theater an der Wien das Gestrige. Vor Mittag zum Grafen, zu Koch wegen Gartenplan, fand nur halben Entwurf. Mittags mit Therese allein. Nach Tische zur Schmirer; ließ sich 2 Zähne brechen. Um 4 h mit Therese in den Garten, konzertierte mit Swoboda wegen Versetzungen; der Bauplatz wird mit Obstbäumen ausgesetzt. Zur Schwitzer; später kam die Fux, blieben bis 9 h. Ich ins Theater an der Wien, ungemein leer. Plauderte mit den 2 Mayer, Neefe, Wächter, Schön. Um 9 h nach Hause, spielte mit Therese Domino.
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Ein düsterer Tag. im Burgtheater zum 1. Mal „Blutrache“, Drama in 1 Akt, gefiel so-so; dann „Seltsame Audienz. Im Kärntnertor-Theater auf allerhöchsten Befehl „Mosè“, David reist ab; im Theater an der Wien „Herzogs Befehl“. Früh zum Grafen, vergebens zum Architekten Koch, sprach mit ihr und Honegger. Ging mit dem Grafen herum, dann mit Therese. Mittags wieder einmal bei Wertheimer, mit Corda; langweilig. Zu Haus fand ich Holbein, plauderten, zusammen ins Theater an der Wien, sehr leer. Dann in Ludlam; Jux mit Schwarz, feierte sein Geburtsfest mit vielen Geschenken, Gedichten, Liedern; waren sehr lustig. Ich ließ ihm einen roten Mohren machen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).