Regen und Schnee, fatales Wetter. Im Burgtheater „Richard von Franken“, im Kärntnertor-Theater „Alle fürchten sich“, „Blaubart“, im Theater an der Wien „Waltron“, „Siegesfeier“. Drittes Vereinskonzert im Redoutensaal. Früh zu Hause, zum Grafen, zu Fenini, sprachen über das Ballett. Wartete bei Architekt Koch über eine Stunde, gab Römer, Aspelmayer, Iden Karten, aß mit Therese. Nach Mittag Probe und Arrangement zur großen Optik; Werner, Fritz, Evarist, DeVenne kamen, Theodor verdarb sich gestern bei Saboretti (?). Schmid und Winkler hatten wir als Zuseher, Stockhammer rief ich wegen Seebenstein, welches ohne alle Kraft ist. Bei den Würsteln waren Gäste.
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Trüb, sehr kotig, nach Mittag schneite und regnete es wieder. Im Burgtheater „Emilia Galotti“ mit der Müller, Prinz Kettel, Marinelli Korn, Odoardo Anschütz, Koberwein Conti. Kärntnertor-Theater „Taucher“, im Theater an der Wien das Gestrige. Früh zum Grafen, Architekt Koch wegen Anpflanzung (?). Mags mit Therese und Richart bei der Schmirer, fand Walcher (?), waren vergnügt. Um 5 h begleitete ich Koch, ging zur Marie, dann ins Burgtheater, gedrängt voll. Meisterhaft war die Schröder als Orsina, Heurteur Appiani, sehr schwach, die Emilia war in der letzten Szene schwach. In Ludlam große Räsonnements. Therese blieb bei Schmirer.
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Ein feuchter, kalter Tag. Im Burgtheater „Er mengt sich in alles“, im Kärntnertor-Theater „Goldener Löwe“, „Blaubart“, im Theater an der Wien „Gabriele“, Drama in 3 Akten nach Scribe von Castelli, mit Mlle. Lang[er ?], dann „Silberschlange“. Den Vormittag zu Haus, arbeitete am Kellerstand. Koch besuchte mich, mit Tschernohlawek in die Tuchlizitation, kaufte 3 ¼ Ellen semmelfarbenes Tuch für 30 fl.. Schießl, welcher den Eilwagen brachte, Dräxler, Agnes, Neumann speisten da. Ich besuchte den kranken August. Bogner schickte manches von Döbling, schenkte ihm 5 fl.. Nach Mittag zu Haus, erzählte Jeanettl, dass Bethmann sich mit den Aktionären entzweite und die Direktion des Königstädter Theaters aufgab. Ins Theater an der Wien, sehr leer; die Lang[er ?] spielte recht brav, wurde dreimal gerufen; zuviel. Plauderte mit Neefe, Roller, Mayer wegen Hensler. Mit der Seitz in die Stadt, ins Kärntnertor-Theater; voll, gefiel sehr; dann in Ludlam.
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Heiter, gefroren, sehr windig. Im Burgtheater „Armut und Edelsinn“; im Kärntnertor-Theater „Taucher“, im Theater an der Wien „Phädra“ mit Resch, weil Gottdank krank ist. Den ganzen Vormittag zu Haus, arbeitete am Kellerstand. Gurk brachte ein Tableau des Gartens und Abdrucke der Partien. Ich rechnete mit ihm; das Ganze kostet 1075 fl, viel Geld; ordnete die Exemplare. Mittags mit Kridl, Neumann, musste Gratulanten empfangen, nach Mittag in den Garten. Eine ganze Stelle roter Wein faulte ab und die Flaschen fielen herab. Die Gärtner arbeiten, ich ließ vom Stummer Erde führen. Dann ins Theater an der Wien. Esslair von München als Theseus, spielte vortrefflich, voller Kraft; war leider nicht voll. Fand die Meister des Burgtheaters, mit Schmid und Wilhelmi war Anschütz in der Loge, plauderte mit ihnen, dann in Ludlam. Lemberts Besorgnis wegen der Polizei, der Kellersitzer wurde nur stückweise gelesen; es fehlte der wahre Jux. Dann wurde gesungen, um 12 h nach Hause. Bei Therese Richart und Assen.
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Trüb, öfters Regen. Im Burgtheater „Wald bei Hermannstadt“, im Kärntnertor-Theater „Witwentrauer“, „Blaubart“; im Theater an der Wien Einnahme des Seipelt „Schloss Lowinsky“, Oper in 2 Akten von Stuntz, leer. missfiel ganz. Die Tochter des Roser verunglückte, distonierte stets. Den Vormittag zu Hause, arbeitete. Dem Andres ein Tüchel, 2 fl., Seitz Pepi Gilets. Um 12 h fuhren wir zur Peter, brachten ihr Gartenschilderung; sieht übel aus, die Fritz ist dem Tode nahe. Hruschka brachte mir ein schönes Glas mit Silberdeckel, und ein Tuch aus lila Crepon; Marie ein Büchschen mit gesticktem Blatt und kleinen Beutel mit Perlen. Die Köchin schickte eine Torte, nach Mittag zur Schwitzer, sie schickte uns Krapfen. Brachte der Pepi ein weißes Kleid, rosa Binde, 3 Paar Handschuhe, Kämme, graue Schuhe; große Freude. Therese blieb, ich fuhr mit Toni in den Garten, dann nach Hause. Ins Kärntnertor-Theater, mit Zampis nach Hause. Die Hofrat Fritz starb im 56. Jahr an Stickfluss wegen einem Gewächs im Hals.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).