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Anzeige von 9696 - 9700 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
9696 1824 2 28 Regen. Im Burgtheater „Verbannter Amor“, im Kärntnertor-Theater „Witwentrauer“, „Fee und Ritter“, im Theater an der Wien Einnahme des Jos[eph] Spitzeder, zum 100. Male „Rochus Pumpernickel“, voll, Neubruch gefiel wenig. Therese bessert sich sehr wenig. Meine arme Schwester wird täglich schwächer; ich schrieb Heidtel und schickte Geld, bin sehr verstimmt. Dem Aminger zeigte ich den Plan vom Königstädter Theater und Köpps Bild von Seebenstein- Wildenstein. Dem Ranftl saß ich, blieb zu Haus, aß allein. Nach Mittag in Geringers Kaffeehaus, zu Kornhäusel wegen Reimann. Sprachen von seiner Teuerung, vom Judenbau; versprach mir, sich des Reimann anzunehmen. Sah seine große Optik, traf Spengler, bewunderte seine Figuren; blieb beinahe 3 Stunden, dann zu Reimann, referierte alles. Ins Kärntnertor-Theater; Billetts Marquart und Müller. In die Ludlam, Kellersitzer, Saphir ist ganz elend. Champagner von Biedermann, Castelli war sehr bei Laune, machte einen Betrunkenen und Kannengiesser. Dauerte bis 1 h; ist zu lang, verdirbt die Nacht. Band 10 (X.), Seite 120v
9697 1824 2 29 Faschingsonntag, ein schöner Tag. Im Burgtheater „Heirat durch ein Wochenblatt“, „Bettelstudent“. Der pensionierte Hofschauspieler Baumann hat die Ehre, am Schlusse seiner theatralischen Laufbahn mit obiger Rolle vom Publikum Abschied zu nehmen. Im Kärntnertor-Theater „Alle fürchten sich“, „Fee und Ritter“, im Theater an der Wien „Pumpernickel“. Therese bessert sich; wie beruhigt mich dies ! Mit dem Architekten Koch in den Garten; der Zimmermeister Hermann wartete unser, ihm wurden die Masse angegeben. Zum Wohlfarth speisen, nach Mittag zu Haus, blieb bei Therese. Sprach Kike, dann ins Burgtheater; voll, neben meiner waren Mellini und Wohlfarth, der ganze Hof war da. Die Stücke langweilten; Baumann spielte über Erwartung kräftig, wurde gerufen, sprach vom 10. Jahre, dass er diene, von 30 Jahren Beifall, großem Ruhm etc., punctum; ich sagte, diese Rede sei weniger gescheit als dumm. Band 10 (X.), Seite 121r
9698 1824 3 1 Heiter, kalt. Im Burgtheater „Wirrwarr“, im Kärntnertor-Theater „Joconde“ mit Cramolini, im Theater an der Wien das Gestrige. Früh zum Grafen, saß dem Ranft. In den Garten, Gärtner und Zimmerleute sollten arbeiten, fand niemanden. Zur Schwitzer, Toni und Pepi sind gesund, waren spazieren. Mit Neumann aß ich im Löwen, tranken mit Koch und Weidmann bei Neuner Kaffee, saß bei Therese, Jeanettl kam. Die Vio ließ gestern auf dumme Art absagen und Stockhammer blieb die ganze Nacht bei ihr, soupierten, tanzten, ich ging ins Kärntnertor-Theater. Stockhammer attackierte mich, der ich derb den Text las und sagte, sie ende im Spital. In Ludlam; Kettel wurde Zoteninfant. Jux mit dem roten Mohren. Rindfleisch 20 x. Band 10 (X.), Seite 121r
9699 1824 3 2 Faschingdienstag, trüb, öfters Regen. Im Burgtheater „Toter Gast“, im Kärntnertor-Theater „Goldener Löwe“, „Fee und Ritter“, im Theater an der Wien das Gestrige; Redoute, 5 fl.. Früh zu Haus, zum Grafen, Spektakel von dem Feste des Fürsten in Neapel „Die plaitoi (?) Hausfrau“, wie verrückt ! Therese bessert sich, Fechner erlaubt ihr aufzustehen. Den Architekten Koch holte ich zum Speisen; wir aßen in der Schwemm, Koch zahlte, dann in Neuners Kaffeehaus mit Weidmann. Heute fingen die Gesellen des Zimmermeisters Hermann im Garten an. Bei Therese fand ich Jeanettl und jungen Elsler. Sprach Kike, ins Kärntnertor-Theater, plauderte mit Seitz, Aminger von Pottendorf, Neumann, dann ins Bett. Band 10 (X.), Seite 121r
9700 1824 3 3 Aschermittwoch. Kalt, trüb, windig. Früh zum Grafen, dann zu Hause. Kridl mit Wagner, Neumann, Jungmann, Architekt Koch, Gottdank speisten mit uns, nach Tische kamen Jeanettl und Ball; Jux mit ihr wegen Brief von Hensler, welcher mir sehr lang schrieb und ich kraftvoll beantwortete, gleich der Jeanettl mitgab. Heidtel schickte mir eine Semperflorens; mann muss den guten Willen ehren. Zu Wohlfarth, August liegt, zu Rohrweck, dann in Ludlam: Fliegende Blätter, Punsch von Lembert; Biedermann brachte einen Bock mit Blumenkranz, wurde begnadigt. Jux von Lembert, Saphir, Schwarz, bis ½ 1 h. Band 10 (X.), Seite 121v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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