Trüb. Im Burgtheater „Prüfung der Treue“, im Kärntnertor-Theater „Zum Goldenen Löwen“, „Fee und Ritter“, im Theater an der Wien das Gestrige. Den Vormittag beim Grafen, zu Hause, Schmid, Winkler und Gned kamen. Zeigte ihnen die ganze Manipulation zur Optik, gab ihnen Theben mit, mittags bei Koch mit Koberwein, Korn, Hauschka, Stegmayer, Axt, Wohlfarth; August liegt, Weissenthurn, Fanny und Schwiegersohn Pradatsch (?) reisen nach Laibach, wurde viel aufgetischt, alles war munter; blieb bis 6 h, dann zur Kupfer, Therese fuhr mit Jeanettl zur Schimpf, ich holte sie bei Schimpf ab, dann ins Leopoldstädter Theater „Barometermacher“; voll, alles war gut disponiert.
Band 10 (X.), Seite 115v
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Nass, trüb. Die Hof Theater wegen Tod des Königs Emanuel von Sardinien geschlossen, im Theater an der Wien, Einnahme des Lewin, zum letzten Mal „Gold[ener] Schlüssel“. Den Vormittag zu Hause, beim Grafen, zu Wohlfarth; August ist besser, mittags speisten Dräxler, Agnes, Elsler mit uns, ging nach Mittag herum, sprach Kike, Eckl schickte uns einen Tiegel voll kleiner Anchovis, den Abend war Therese allein, ich ins Josephstädter Theater „Aschenbrödel“; plauderte mit Hensler und Kettel. Tod der Gräfin Juliane Széchény im 71. Jahre
Band 10 (X.), Seite 116r
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Heiter. Im Burgtheater „Balboa“, im Kärntnertor-Theater „Alle fürchten sich“, „Fee und Ritter“, im Theater an der Wien „Leben – ein Traum“, Volkmar von Hannover als Roderich. Früh beim Grafen, dann Anstalten zum Ball, mittags speisten Kridl, Wohlfarth, Axt und Ball da und lachten viel, nach Mittag zu Hause, zur Marie Ball, dann in die Mehlgrube; Tschepp drapiert die Credenz sehr galant, bei Therese waren Weinmüller, Krieghammer und Kathi, ich ruhte eine Stunde, um 8 h auf unseren 1. Institutsball im 9. Jahre; 282 Personen, sehr animiert. Erst um 9 h rückte alles an, viel junges schönes Blut, alles war lustig, Gewinn 440 fl.. Die Wohlfarth tat nobel und wollte sich wegen den Kupferschen nicht an meinen Tisch setzen; ließ sie laufen. Blieb bis 5 h und fand Therese schon wach.
Band 10 (X.), Seite 116r
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Ein heiterer, schöner Tag. Im Burgtheater zum 1. Mal „Einer von beiden“, Lustspiel in 3 Akten aus dem Französischen nach Victor; im Kärntnertor-Theater „Freyschütze“, im Theater an der Wien „Entführung aus dem Serail“. Um 7 h ließ sich Therese in die Burg tragen; sie und Fux haben Audienz beim Kaiser, welcher sehr gnädig war und das Gewöhnliche versprach. Waren auch beim Diertrichstein, welcher sagte, wegen ihnen sei schon der Vertrag nach Billigkeit gemacht; schlimme Aspekte ! Sehr artig betrug sich Strack. Um 11 h kam Therese zurück, bis 12 h ruhte ich im Bette, ging herum, sprach Kike, Csiba und Betsély kamen, mittags bei Wertheimer mit Corda, nicht sehr amüsant, dann zu Hause, ins Josephstädter Theater „Aline“, Math[äus ?] Fischers Einnahme, ganz neu dekoriert. Elegante Produktion, schöne Dekorationen und Garderobe. Gedrängt, plauderte mit Huber, neben mit Marquart, Sonnleithner.
Band 10 (X.), Seite 116r
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Barometer auf Wasserguss; nach Mittag Schnee. Im Burgtheater „Einer von beiden“, „Wunderquelle“, im Kärntnertor-Theater Akademie, der Waldhornist Levy, der Fagottist Hürth, dann „Pilger“; im Theater an der Wien „Machtspruch“, Volkmar als Adolfo. Früh zu Hause, zum Grafen, mit Kárner nach Erdberg, da speisten Brandstätter, Müller mit Dünthaler, Rossi, Hoffmann. Nach Tische kam Lange, abends sprach ich Marquart, dann ins Kärntnertor-Theater, leer. Die Bläser gefielen, doch nicht besonders; haben wenig Takt; sprach DeVenne, Kike.
Band 10 (X.), Seite 116r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).