Heiter. Im Burgtheater „Macbeth“, im Kärntnertor-Theater zum 1. Mal „Der Taucher“, Oper in 2 Akten von Kreutzer; das Buch schlecht, die Musik von wenig Interesse. Früh zum Grafen, zur Hruschka; Bánffy will die Schrift zurück. Als ich von der Hruschka ging, kam Fanny; ich öffnete ihr die Tür, Ciba, Betsély, Kupfer, Kridl, Marie, Gurk speisten mit uns, nach Mittag zu Neefe, sah Zeichnungen, zur Ball, dann ins Kärntnertor-Theater. Voll, die Reimannischen mit Treitschke, DeVenne, Goll; der Kaiser war auch da. Nichts gefiel sehr, ein Allegro und das Terzett von Sontag, Unger und Haizinger wurde repetiert und am Schlusse alle gerufen; aber es war nur der Gönner Beifall.
Band 10 (X.), Seite 116r
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Heiter, windig. Im Burgtheater „Einer von beiden“, „Verwund[eter] Liebhaber“, im Kärntnertor-Theater „Alle fürchten sich“, „Fee und Ritter“, im Theater an der Wien „Caspar der Thorringer“. Den Vormittag zu Hause, beim Grafen, ging herum, vor Tische kamen Schmid, Fritz und Goll; ersterem gab ich 4 Bilder zu kopieren, dem Ortner 120 fl., mittags allein, nach Tische kam Kupfer, wir plauderten, um 5 h zur Periboni, fanden Karoline und Nina mit Salzgeber (?), dann ins Theater an der Wien, fand Winters Frau, Neefe, Castelli, Kike. Erste Redoute, 1 fl. CM.
Band 10 (X.), Seite 116v
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Heiter, nicht kalt. Im Burgtheater „Hotel in Wiburg“, im Kärntnertor-Theater „Taucher“ zum 2. Mal, im Theater an der Wien „Entführung aus dem Serail“. Den Vormittag schickte ich an Heidtel eine Gartenschilderung, 20 fl., schrieb ihm und dem Archivsadjunkten Payer wegen Begräbnis meiner Schwester, welche immer schwächer wird, nach 12 h ging ich mit Therese spazieren, gingen in den Volksgarten und auf die Bastei, Sperrkommissar Rossi schickte mir eine Laterna Magica mit 16 Gläsern, dem Seidenfabrikanten Schmid schickte ich wegen Figuren den Karl Kupfer, Gurk, Csiba, Betsély speisten mit uns, Jeanettl las der Vio derb den Text wegen der Unart, dass sie Theresen den Kopfputz verweigerte, nach Tische ging ich herum, sprach Kike, ins Kärntnertor-Theater fand wieder alle Reimannischen. Nicht voll.
Band 10 (X.), Seite 116v
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Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Unvermählte“, im Kärntnertor-Theater „Zum Gold[enen] Löwen“, „Fee und Ritter“, im Theater an der Wien „Bettina“. Früh zum Grafen, zu Hause, ging mit Therese spazieren, dann ich in den Garten, kam mit Ritter zusammen. Gab den St. Florians-Platz und mehrere Abänderungen an, er, Dräxler und Agnes speisten mit uns, nach Tische kam Kupfer auf Weichselwein, zum Segner (?), Auskunft wegen Garetti (?), nach Haus, dann ins Josephstädter Theater; zum 6. Mal „Aline“, voll, sprach Römer, Kettel. Gestern führte mich Lembert zum ersten Mal in die Ludlam; fand Kettel, Grafen. Majlath, Saphir, Wahlbach, Tendler, Krug, Stubenrauch. Blieb bis 11 h und unterhielt mich gut.
Band 10 (X.), Seite 116v
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Trüb, Nebel. Im Burgtheater „Schuld“, im Kärntnertor-Theater „Taucher“, im Theater an der Wien „Wolfsbrunnen“. Früh zum Grafen, auf Anchovis aus Antwerpen lud ich beide Koch, Schauspieler und Architekt, Kárner, Neumann und Kridl, nach Mittag zu Haus, ins Kärntnertor-Theater, nicht voll, fand Reimann In einer Lizitation kaufte ich Tischzeug, 20 fl., 20 Ellen Seidenzeug, 40 fl., 19 Ellen Manchester, 15 fl. und 6 Kölnerwasser, 17 fl..Therese war mit Krieghammer bei der Hofrätin Martin, ich um 9 h auf den Protestantenball im Kleinen Redoutensaal, 4 fl.. Schöne Gesellschaft, bei 700 Personen; zu voll, keine Ordnung im Tanze. Blieb bis 11 h sitzen, dann mit Wohlfarth und Seitz soupieren. Sie war mit der Fanny, plauderten mit beiden Koch, blieb bis 3 h, ging mit Regen begleitet nach Hause.
Band 10 (X.), Seite 116v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).