Heiter, kalt. Im Burgtheater Regulus“, im Kärntnertor-Theater „Alle fürchten sich“, Marie, Mädchen, dann „Fee und Ritter“, im Theater an der Wien „Agnes Bernauer“. Den Vormittag zu Hause, zu Kike, mit Therese spazieren, mittags bei Wohlfarth mit Axt, Neumann, Kridl, nach Mittag zu Hause, Kupfer speiste mit Therese; sie hat Kopfschmerzen, fand Csekonics, mit ihm gegen den Prater spazieren, sprachen von seinen neuen Evolutionen zum „Eichenkranz“ an der Wien, dann ins Kärntnertor-Theater; DeVenne Billetts. Die Marie als Klärchen sang und spielte zur Zufriedenheit. Beim Ballett plauderte ich mit Elsler.
Band 10 (X.), Seite 118r
9677
1824
2
9
Dichter Nebel, Nebelreissen, Glatteis, abends kotig. Im Burgtheater „Loch in der Türe“, im Kärntnertor-Theater „Richard und Zoraide“, im Theater an der Wien „Agnes Bernauer“. Den Vormittag zum Grafen, schrieb an Weber nach Dresden. Debattierte mit dem Maler Natterer wegen Geisterbildern, gab ihm für die Nürnberger Bilder, 6 Stück, und 7 neue 45 fl.. Neumann und Agnes waren unsere Gäste. Mit Reimann hatte ich große Beratung wegen Goll und Rechnungslegung. Dem Bethmann gab ich für Weber meine Gartenschilderung. Ging ins Kärntnertor-Theater und ins Theater an der Wien; überall leer. Fand Bethmann, Neefe, Ehrenreich (?) mit Lessel. Bei Therese Jeanettl, Weinmüller, Krieghammer.
Band 10 (X.), Seite 118r
9678
1824
2
10
In der Nacht Regen, Sturm. Im Burgtheater „Vielwisser“, im Kärntnertor-Theater „Cordelia“ mit der Bondra, „Fee und Ritter“, im Theater an der Wien „Fee aus Frankreich“. Früh zum Grafen, Kárner, der Graf ging wegen Reimann zu Sina. Dräxler, Ritter, Andres, Fiala speisten mit uns, nach Tische kamen Kramer, Ranftl, Csekonics. Ritter fuhr mit Bogner wegen Pflanzen nach Döbling. Der Römer 2 Karten ins Kärntnertor-Theater, fand die Reimannischen, besuchte Millauer, Klagen über Magenkrampf. Blieb dann im Ballett, Therese bei der Moser.
Band 10 (X.), Seite 118v
9679
1824
2
11
Regen, Sturm. im Burgtheater zum 1. Mal „Reise nach Amerika“ von der Weissenthurn, „Traum“, „Engländerin“, jedes 1 Akt. Im Kärntnertor-Theater „Taucher“, im Theater an der Wien „Eichenkranz“, Schauspiel in 4 Akten von Zschokke, darauf „Siegesfeier“, von Csekonics und in Szene gesetzt von Minetti. Früh zum Grafen. Bethmann – Direktor des Königstädter Theaters in Berlin, war guter Laune –, beide Koch – Schauspieler und Architekt –, Lembert, Kridl, Wohlfarth, Axt, Gottdank, Neumann, Schwarzer speisten da, mit Csekonics zur Generalprobe seiner Evolutionen, nichts Außerordentliches. Schwarzer gab mir Karten in die Theresianische Akademie, nahm Evarist mit. Der Eintritt war brillant: 2 Zöglinge empfingen uns am Eingange, zwei begleiteten die Gäste in den hell erleuchteten Saal, dort teilten andere Programme aus. Es war ein schöner Zirkel versammelt; blieb bis zur Hälfte. Dann ins Theater an der Wien, 150 Infanterie, 30 Kavallerie, Ballettcorps und die Musikbanda von Gyuláy. Ein paar Figuren und die Schlussgruppe machten Effekt. Plauderte mit Architekt Koch, um 10 h in Ludlam, gedrängt voll, mit Wachs erleuchtet, der Kaisers Bild mit Rosen. Gedicht von Saphir, „Gott erhalte !“, Kellersitzer, Caliphenlied auf Bethmann von Majlath und Assmayer, Aufnahme des Balcs und Bäcker, Simon Er Weib (?).Krapfen von Bethmann, Punsch von Lembert und Balcs – Pontius Ess für sechs. Viel Jux.
Band 10 (X.), Seite 118v
9680
1824
2
12
Gefroren, stürmisch, abends heiter. Im Burgtheater das Gestrige, machte kein Glück; im Kärntnertor-Theater zum 1. Male „Witwentrauer“, Oper in einem Akt von Generali, dann „Fee und Ritter“; im Theater an der Wien das Gestrige. Früh beim Grafen, saß dem Ranftl ein paar Stunden. Werner speiste mit uns samt Ranftl, nach Tisch kam Ball. Ich ging zu Reimann, sprach nachher lange mit Kornhäusel wegen ihm, versprach, ihn zu besuchen. Ging dann zu ihm, untersuchte die Rechnung und erklärte, dass alles in die Bücher eingetragen und wegen der so schädlichen Spannung zur Sprache kommen müsse. Gab Rathmayer, Tschepp, Ranftl, Werner Karten ins Ballett, dann ins Kärntnertor-Theater, nach der Oper ins Theater an der Wien. Fand Bethmann und Schwarz und erklärte ersterem, dass Hensler auf Kochs Brief der Jeanettl den Dienstag zum Auftreten bestimmte. Dem Kapitular Joseph Schmidberger schrieb ich und schickte ihm das Diplom samt Statuten als Mitglied der Landwirtschaftsgesellschaft.
Band 10 (X.), Seite 118v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).