Ein schöner Morgen. Im Burgtheater „Eine Freundschaft der anderen wert“, „Geteiltes Herz“, im Kärntnertor-Theater „Donna del lago“, im Theater an der Wien das Gestrige. Ich arbeitete den ganzen Vormittag in der Hütte, schrieb an den Grafen, die Reichardt in Döhlen bei Dresden. Mittags mit Therese und Pepi allein in der Hütte, nach Mittag zu Reimann. Jäger zieht ein, Reimann, Andres, Hitzinger kamen; dann Carl Ritter, sprachen von Haiti.
Band 10 (X.), Seite 96r
9492
1823
8
9
Im Garten; öfters Regen, der Morgen war schön; abends rauer Wind. Im Burgtheater „Freemann“, im Kärntnertor-Theater „Matrimonio segreto“, dann zur Einnahme des Henry zum 1. Male „Amazonen“, Ballett in 3 Akten. Im Theater an der Wien „2 Gastmähler“. Um 7 h kamen Stessel und sie zum Frühstück in den Garten und speisten samt Reimann mit uns im Salettl. Er fuhr früh mit uns in die Stadt, die Stessel blieb. Expedierte, schrieb an den Grafen, war bei Rohrweck und Geissler, welche am 29. Juli Corda heiratete und mich samt Therese am Freitag, den 15. mit 30 Personen nach Baden zum Hochzeitsschmaus im Sauerhof einlud, welches ich aber absagte. Sprach Kike wegen Troyer, ging im Regen in den Garten. Die Fanny kam von Baden herein, ließ die Pepi abholen und fuhr mit ihr und Toni samt Schenk in den Prater speisen. Die Schwitzer ist in Baden. Nach Mittag meistens im Salettl. Ins Kärntnertor-Theater, [das Ballett] hat recht hübsche und niedliche Züge, der erste Waffentanz der Amazonen musste wiederholt werden. Viele Logen leer, Sieber trug mir seinen Sitz an, Taglioni gab mir einen Brief vom Grafen, Fenini sandte ich Blumen. Nach 7 h führte Niklas mich und Pepi nach Hause, es war rabenschwarz. Pepi schlief schon.
Band 10 (X.), Seite 96r
9493
1823
8
10
Ein kalter, veränderlicher, unangenehmer Tag, Wind und öfter Regen wechselten. Im Burgtheater „Jungfrau von Orleans“, im Kärntnertor-Theater 1. Akt von „Jean de Paris“, „Amazonen“, im Theater an der Wien „Alter Jüngling“. Wir frühstückten mit Pepi in der Hütte, Therese ging in die Linienkapelle, ich musste wegen Brief zum Starhemberg, marschierte über die Wasserkurglacis und fand ihn bei seinem Pfleger von Schlosshaus. Dann schrieb ich dem Grafen einen langen Brief, sprach Reimann. Nach 12 h in den Garten, mit Andres speiste ich in der Hütte. Nach Tische kamen Ranftl und Burg mit 4 Malern, welche entzückt über die Aussicht sich lange unterhielten, dann hutschten, bis 9 h blieben. Rohrweck, Herrmann, Reimann, Goll mit Anhang, bei einem Regenguss unser 20 in der Hütte, dann wurde im Zelt gespielt.
Band 10 (X.), Seite 96r
9494
1823
8
11
Heiter, windig, kalt, nach Mittag trüb. Im Burgtheater „Erinnerung“, im Kärntnertor-Theater „Barbiere“, im Theater an der Wien „Alter Jüngling“. Wir frühstückten im Salettl, fuhren vermög Moreaus Brief nach Penzing in die Bandfabrik, um Mälzels (?) optische und physikalische Apparate zu sehen; fanden wenig mehr. Rospini, Moreau waren da, plauderten eine Weile, sahen die kleine Optik, welche die Pepi unterhielt. Wollten die Assen besuchen, fanden nur Eckl; die Hruschka, fanden die Franzl. Um 12 h nach Haus, Pepi und ich stiegen beim Kirchhof aus, sahen den Gräbern nach. Zu Hause war Ritter mit Zeichnungen von Kapstadt und Kostümen, speiste mit uns im Salettl. Nach Mittag kam Kridl mit Briefen vom Grafen, welche ich beantwortete, ihm die Ausweise beilegte, bis 6 h arbeitete, Therese hatte Besuche von der Malerin Prenczykowski (?) und dem Kalligraphen Mikotz (?). Den Abend waren wir allein mit Reimann und Fieglmüller; spielten, hatten unseren Spaß mit Pepi. Unerträglicher Gestank vom Bierbrauer.
Band 10 (X.), Seite 96r
9495
1823
8
12
Regen, windig. Im Burgtheater „Othello“, im Kärntnertor-Theater 2. Akt von „Müllerin“, „Amazonen“, im Theater an der Wien „Räuber auf dem Culmer Berge“. Schauspiel in 5 Akten. Früh bestimmten wir, in die Stadt zu ziehen; dies ergriff Pepi so sehr, dass sie in ein heulendes Weinen ausbrach und lange nicht zu besänftigen war. Wir frühstückten im Zimmer und fuhren um 9 h in die Stadt. Den Vormittag zu Hause, arbeitete, schrieb der Geissler, dass wir Freitag nicht zum Hochzeitsschmaus nach Baden kommen, aßen auf dem Balkon allein. Nach Mittag zur Wohlfarth; er ist in Baden. Zu August in die Burg, von Marie hörten wir, dass den Tenoristen Wild in Wiesbaden im Bad der Schlag getroffen hat; großer Verlust. Dann ins Theater an der Wien; ich langweilte mich, fand Seitz, Reimann, dann nach Hause. Therese war bei Moser.
Band 10 (X.), Seite 96v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).