Veränderlich, fing nach Mittag zu regnen an, abends Regen und kalter Wind. Im Burgtheater „Sappho“, im Kärntnertor-Theater „Strickleiter“, „Ismaans Grab“, im Theater an der Wien „Unterbrochenes Konzert“. Früh zum Florentin (?), zum Grafen mit Gittig und Lebel, wegen Reimann ins Landhaus zum Pepermann, wegen 12 Quadratklaftern Grund vom Nachbarn. Mittags bei Reimann mit Neumann, waren fidel, in den Garten, ließ Bier abziehen. Ins Theater an der Wien, nahm Bouquets mit, sprach Kike.
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Kalt, heiter. Im Burgtheater „Mündel“, Löwe zum letzten Mal als Philipp Broock. Im Kärntnertor-Theater „Elisabeth“, im Theater an der Wien „Herzogs Befehl“. Den Vormittag beim Grafen. Schrieb Therese, dass heute die Tischler enden, aber noch keinen Ofen habe. Mittags mit Kridl zu Hause, Weidmann kam dazu und die Nachricht, dass von Raitz (?) der Ofen kam, wie froh bin ich ! Traf gleich Anstalten, dass er ins Haus gebracht werde. Ging dann mit ihnen in Neuners Kaffeehaus, zur Marie, wo heute die Fenstergitter weggenommen werden. In den Garten, trieb den Zimmermann an, dass er heute fertig werden muss. Kridl, die Neumann (?) und Reinl waren bei mir. Gegen 9 h ins Kärntnertor-Theater, Einnahme 5000 fl.. Sprach mit Kupelwieser, gab ihm, Fenini, Zampis Bouquets, dann ins Bett.
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Trüb, windig, kühl, nach mittag heiterte es sich aus. Im Burgtheater „Stuart“, im Kärntnertor-Theater „Freyschütze“, im Theater an der Wien „Zriny“, Jermann als Soliman, trug gewaltig auf. Früh besorgte ich das Aufsetzen des Ofens und Zumauern der Heizkammer. Koch kam, zeigte die Zusammensetzung. Ich ließ einen Schlosserjung kommen, welchem ich die Reinigung zeigte. Der Ofen wurde gesetzt und die Mauer vorne aufgeführt. Schrieb an Therese, war beim Grafen, aß allein auf dem Balkon. Fux brachte die Kinder in den Garten, nachher kam die Vladár Nanette, Reimann mit Fieglmüller, Wolfmayer mit seiner Frau und Kindern; der Abend war angenehm, alles unterhielt sich. Um 9 h ins Theater an der Wien, fand Zampis, mit ihm zum Schwann soupieren.
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Trüb, kühl, nach Mittag Regen; es heiterte sich aus. Im Burgtheater „Gang ins Irrenhaus“, „Leuchtturm“, im Kärntnertor-Theater „Gefangene“, „Ismaans Grab“, im Theater an der Wien „Ahasverus“. Früh kam Koch, das Einheizen wurde probiert, hat guten Zug. Zum Grafen, schrieb an Therese. Mittags mit Neumann bei Wohlfarth, wo im Kabinett ebenfalls eine Luftheizung eingeführt wird. Nach Mittag sprach ich Kike. Die Kettel nahm Abschied, reist nach Breslau; der Heurteur, er spielt in Pest. Bis 8 h im Garten, feucht, dann ins Theater an der Wien; brachte Bouquets dem Zampis, Fenini, der Resch.
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Alle Tage Nebel, wie im Herbst; die Barometer fallen. Nach Mittag etwas Regen, abends Regengüsse. Im Burgtheater „Hedwig“, mit Bandini, „Rosen des Malesherbes“, im Kärntnertor-Theater zum 1. Mal „Abufar“, Oper in 2 Akten von Carafa, mit Lablache; im Theater an der Wien „Freyschütze. Der gegossene Maschinofen raucht. War schlecht verschmiert, musste rückwärts aufgebrochen und neu verschmiert werden; wie unangenehm ! Den Vormittag beim Grafen. Schrieb Theresen, gab Tschepp, Reinl und Werner. Karten. Mittags zu Geissler, ins Bierhaus, gut. Dann in den Garten, es kam Stessel mit Frau. Ich ließ auf dem Grund aufführen. Ins Kärntnertor-Theater. Die Oper gefiel, Carafa wurde dreimal verdient gerufen. Die Introduktion, Duett von Fodor und David, Finale sind sehr schön; auch der 2. Akt gefiel, nur die Rezitative sind zu lang. Mit Lebel und Werner nach Haus; die Maurer sind fertig, der Ofen wird geheizt.
Band 10 (X.), Seite 91r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).