Trüb,kühl. Im Burgtheater „Falsche Vertraulichkeiten“, im Kärntnertor-Theater wegen Namensfest des Königs Ferdinand von Neapel der 2. Akt von „Cenerentola“, dann Divertissement von Taglioni „Die Unschuldigen“, mit Calvarola, welcher nicht viel machte. Im Theater an der Wien „Unser Fritz“, „Weisse (sic) und rote Feder“. Den ganzen Vormittag mit Balassa wegen Testament beschäftigt. Vor Tische zeigte mir Ehmann Wieners Haus, mittags bei der Vio mit Neumann. Nach Mittag in den Garten, Horner Bier abziehen. Der Zimmermann arbeitet an der Planke. Koch zeichnete das Heizungsgewölbe, Therese ordnete alles zur Reise. In den Garten kam Pollack zusammen mit Reimann, zusammen ins Kärntnertor-Theater; das Divertissement missfiel.
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Landregen, schon zu viel. Im Burgtheater „Gabriele“, „Buchstäbliche Auslegung“, im Kärntnertor-Theater „Barbiere“, im Theater an der Wien das Gestrige. Um ½ 8 h fuhr Therese mit Sepherl und Dini nach Baden. Ich beim Grafen mit Balassa wegen Testament beschäftigt. Mein Bruder schickte ein Schock Leinwand. Mittags bei Wertheimer mit Corda und Kreutzer, war angenehm überrascht, plauderten. Sprach Kike, besuchte Geissler, ins Kärntnertor-Theater, voll, sehr heiß, Therese kam gut hinaus. Der Regen ließ nach.
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Trüb, der Vormittag heiterte sich aus, nach Mittag veränderlich, öfters wieder Regen. Im Burgtheater „Adelheid von Italien“, im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“, „Unschuldiger“, im Theater an der Wien „Don Juan“. Früh schrieb ich Therese nach Baden, zum Grafen, mit ihm und Balassa wegen Testament beschäftigt, mit Pepi in die Josephstadt, sahen die Prozession der Pilgerinnen, Ernte(?)-Mädchen und Thirsis(?)-Buben, Blumen-Kelch, Schäferinnen u. dgl., sehr feierlich von Hensler veranstaltet, waren bei der Vladár, dann bei Reimann speisen, Seitz war da, zu sehen, wer Gast ist, Fieglmüller und ich holten die Kinder ab in den Garten, wohin außer dem reimannischen Anhang niemand kam. Wir unterhielten uns gut; Pepi schnitt auf, gegen 9 h ins Kärntnertor-Theater; leer, sprach Kike, dann ins Bett. Rindfleisch 22 ½ x.
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Veränderlich. Im Kärntnertor-Theater Einnahme der Fodor-Mainville „Zelmira“, voll, gefiel, Einnahme bei 10.000 fl.. Im Theater an der Wien „Unser Fritz“, „Schwarze und rote Feder“. Den Vormittag beim Grafen mit Balassa, mittags bei Reimann, um bei ihm die neuen Handmühlen (?) zu sehen, zum Bau und in den Garten; der Zimmermann arbeitet, Pepi traktierte im Garten seine Amasia (?) und andere ohne Erlaubnis und nahm die Saly. Reimanns Schwester saß mit uns im Garten.
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Trüb, öfters Regen, Donner, finster. Im Burgtheater neu studiert „Glück bessert Torheit“, im Kärntnertor-Theater „Junger Onkel“, „Arsena“, im Theater an der Wien „Putzsucht“, Lustspiel in 3 Akten. Den Vormittag beim Grafen, mit Reinl auf den Tandelmarkt wegen eisernen Bändern. Mittags ganz allein zu Hause, schrieb an Therese, besuchte Marie. In den Garten, trieb die Arbeiter an. Ins Theater an der Wien, langweilte mich; viele passen nicht in das Stück, am wenigsten Pufferl, welchen Palmer (?) spielte. Reinl brachte den Damen Bouquets.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).