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Anzeige von 9456 - 9460 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
9456 1823 7 4 Trüb, düster, öfters Regen; nach Mittag anhaltender Regen, alles umzogen. Im Kärntnertor-Theater „Strickleiter“, dann zum 1. Mal „Rinaldo d’ Asti“ von Taglioni mit dem Komiker Calvarola von Neapel; Musik von Gyrowetz; im Theater an der Wien „Räuber“, Jermann Franz. Kassa- Öffnung 6 h, Anfang 7 h, Ende 10 h. Den Vormittag zu Hause, Gratulanten: Fux mit Anhang, Jeanettl. Mittags mit Therese bei Reimann, nach Mittag in den Garten, Herrichten für Sonntag. Es wurden bei 50 Fuhren abgeladen. Um 8 h ins Kärntnertor-Theater, war müde. Erregte Langeweile; das Ballett ist zu lang, manche Späße sind Seiltänzer-Manier; im 2. Akt störte Calvarola die Tänzer durch seine Lazzi. Die Musik ist angenehm. Am Ende wurden alle gerufen. Band 10 (X.), Seite 91v
9457 1823 7 5 Es heitert sich aus. Im Kärntnertor-Theater „Abufar“, gab den Sitz der Stessel. Im Theater an der Wien zum 1. Mal „Preciosa“, Schauspiel in 4 Akten von Pius Wolff, Musik von Carl Maria von Weber. Zum 53. Geburtstag gab mir mein braves liebes Weib mit herzlichem Glückwunsch ein Beinkleid von Satinkloth und veranstaltete, dass Kridl die Kinder abholte. Vor Mittag zu Hause, arbeitete, schrieb an den Grafen. Lud Rohrweck, sprach Kike. Mittags mit den Kindern; die Wohlfarth schickte mir Likör und Bavarois, Tony brachte mir einen mit Gold umwickelten Zahnstocher. Kramer, Vio, Kupelwieser wegen Neumann kamen, um 3 h mit den Kindern in den Garten, Zurichtung zum morgigen Feste. Evarist und DeVenne halfen im Zelt Girlanden aufschlagen; Hans Georg musste an das erste Zelt ein zweites aufschlagen. Lampen füllen etc. Heute ließ ich zum Anführen der Straße die letzten Fuhren abladen und entließ Eckart (?), gab ihm 5 fl., Kridl, Reimann, Fieglmüller kamen, wir schliefen zum 1. Mal im Garten. Band 10 (X.), Seite 92r
9458 1823 7 6 Ein schöner Morgen. Im Kärntnertor-Theater „Alle fürchten sich“, „Rinaldo d‘ Asti“, im Theater an der Wien „Preciosa“, mit der Schröder; gefällt. Im Garten, wir frühstückten in der Laube bei der Grotte. Ich zierte das 2. Zelt mit Girlanden, ordnete die Beleuchtung. Therese samt Kopfschmerzen schnitt (?) auf. Um 1 h kam Sepherl mit dem Niklas, brachte Schlegel, Schinken, Wildpret, Kuchen, Kirschen, Obst und dgl. Wir fuhren mit ihr zu Reimann, ich ganz im Negligé. Mittags bei ihm, 24 Personen, Pollack fehlte; waren bei Tisch froh. Dann Grundsteinlegung des Hauses des Freundes Reimann, am Schaumburger Hof Nr. 69; Baumeister Karl Ehmann, Polier Karl Drexler. Die weitläufigen Gewölbe waren erleuchtet und mit Transparenten, festlichen Inschriften geziert. Auf einem Gerüst legte ich den Grundstein. Im Lusthaus unterschrieben alle Anwesenden die Urkunde. Freund Kreutzer spielte das Panmelodicon. Die Marie Fieglmüller überreichte mir und Betty Treitschke mit herzlich gesagten Versen Wünsche meiner Therese. Zu Tränen waren wir gerührt. Alles versammelte sich nachher im Garten. Dem Polier Drexler gab ich zum Andenken eine silberne Dose, 25 fl. Vom Wilde spielten 3 Musiker bis gegen 11 h recht brav. Zu spät kamen Raimund und Gläser. Das Ganze war ein frohes Fest, das Notwendigste arrangierten wir noch; um 12 h ins Bett. Band 10 (X.), Seite 92r
9459 1823 7 7 Angenehmer Morgen im Garten; gegen Mittag windig. Im Kärntnertor-Theater Einnahme des Lablache „Barbiere“, im Theater an der Wien „Preciosa“. Therese erwachte mit Kopfschmerzen. Der Tag verstrich mit Zusammenräumen; manches wurde zerschlagen. Gegen 10 h brachte die Sepherl die Pepi mit ihrem Pinkel, welche bei uns im Garten schläft. Ich setzte mich in die Hütte, arbeitete. Wir speisten bei der Grotte mit Pepi und es schmeckte recht gut. Nach Mittag saßen wir am Hause, gegen Abend in Reimanns Haus, fanden ihn mit Anhang und Jungmann, welcher mir vom Schönauer die 600 fl. Interessen brachte. Ich ließ einen Schinken sieden; der junge Verida (?) und seine Frau, Fux mit Dini, dann Marie kamen. Als es dämmerte, fiel die Pepi die Sehnsucht nach Haus und zur Toni an; sie weinte, ließ sich endlich beruhigen. Therese war den Abend besser, arrangierte Pepis Bett; gegen 10 h zur Ruhe. Band 10 (X.), Seite 92r
9460 1823 7 8 Im Garten kühl, windig. im Kärntnertor-Theater „Cenerentola“, im Theater an der Wien „Preciosa“. Therese kleidete die Pepi an. Wir frühstückten in der Hütte, ich arbeitete, Hans Georg ließ sich nicht sehen, vermutlich ein Rausch. Ihr schenkte ich 1 fl. Münze, Therese gab sich mit der Pepi ab, da kam Boito und wollte durchaus unsere Porträts anfangen, welches ich durchaus verweigerte. Wir aßen in der Hütte, nicht angenehm, denn teils Wind, teils kleine Spritzer trieben uns in ein Hinterzimmer. Nach Mittag kam Kridl mit Sepherl, brachte Briefe vom Grafen, welche ich beantwortete. Ich machte Therese heimlich die Überraschung und führte Pepi, welche fleißig arbeitete, ins Josephstädter Theater „Überall ist gut; Wien, Paris, London, Konstantinopel“, in 3 Akten von Meisl, Musik von Drexler; passiert für einmal zu sehen. Ziemlich voll; um 10 h waren wir wieder zu Hause, heute war Richterwahl; die meisten Stimmen bekam Weichart. Band 10 (X.), Seite 92r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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