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Anzeige von 9476 - 9480 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
9476 1823 7 24 Veränderlich, Regen und Sturm halten an, es wurde kalt. Sehr fatal ! Im Kärntnertor-Theater „Mahomet“, mit Sieber, im Theater an der Wien „Falsche Schlüssel“. Therese ist besser, nur sehr matt, Kridl brachte Toni und wir frühstückten alle im Salettl. Dann fuhr ich in die Stadt; die Maler sind endlich im Schlafzimmer fertig und arbeiten im Kabinett. Der Anstreicher fing auch an. Wegen Golls Kontrakt zum Troyer. Sprach Fechner; beim Speisen in der Hütte überraschten uns Regen und Sturm. Therese flüchtete ins Salettl, ich blieb, las, schrieb dem Grafen, ließ den Hausknecht einen Eimer Wein abziehen, das neue Bier ausfüllen. Reimann kam mit ihr, dann Kridl, nahm um 7 h die Tony mit und wir waren allein, um 8 h ging ich ins Bett. Abends heiterte es sich aus, aber es blieb windig und kalt. Band 10 (X.), Seite 94r
9477 1823 7 25 Jakob; heiter, aber stürmisch und kalt. Im Kärntnertor-Theater „Donna del lago“, im Theater an der Wien zum 1. Male „Der alte Jüngling“, Zauberposse mit Gesang in 2 Akten von Gleich. Wir frühstückten im Salettl, Morawa kam und klagte, dass Bossi seine 326 fl. Anschreibgebühr nicht zahlte. Plauderten vom Grafen, seinen Schulden, seinen 36.000 fl. Revenuen, wovon mehr als 10.000 fl. die Interessen betragen. Schloss Haus 12.000 fl., Eschelberg und Senftenberg 16.000 fl., Schaumburgerhof 8000 fl.. Ging Reimanns Bau anzusehen, setzte mich in die Hütte. Der rauhe, heftige Wind vertrieb mich, zu Therese ins Salettl, wo wir auch speisten, Kridl kam und brachte Zeitungen, nach Mittag allein in der Hütte. Abends ins Theater an der Wien; unterhielt mich, hat manche lustige Szenen. Spitzeder als alter Geck sang ein französisches Lied mit italienischen Rouladen, con furore. Andres wartete meiner, zusammen im Wolfen soupieren, dann in den Garten. Heute bekam Goll den Gesellschaftskontrakt. Band 10 (X.), Seite 94r
9478 1823 7 26 Regen und Wind machen uns das Sein im Garten unangenehm. Im Kärntnertor-Theater „Elisabetta“, im Theater an der Wien das Gestrige. Früh mit Andres in die Stadt, heute endete Leithner, Iden fing an. Schrieb an den Grafen, sprach Fechner, inventierte in No. 362, ordnete manches. Schenkte der Köchin Konradin ein Tüchl, 3 fl.. Fuhr zum Speisen in den Garten. Neumann war unser Gast im Salettl. Ein Fuhrmann kam, dem kauften wir Tücheln und ein Gilet für 90 fl. ab. Ich blieb bis 6 h in der Hütte, dann holten wir mit Therese und Pepi Kridl und Toni ab und fuhren zum Lohne ihres Fleißes ins Josephstädter Theater „Bindbänder am Annatag“, Lustspiel in einem Akt von Meisl, dann „Wunschhütchen“, Pantomime in 2 Akten, Musik von Roser. Die Vorstellung war mittelmäßig. In unserer Nähe war der Arzt Reimann mit seiner Mutter und Frau. Im Regen nach Hause, nahmen die Toni mit, welche in Pepis Bett schlief. Band 10 (X.), Seite 94r
9479 1823 7 27 Anhaltender Regen und kalter Wind; gebannt in den Garten, ist unsere Lage äußerst unangenehm. Im Kärntnertor-Theater 1 Akt aus „Johann von Paris“, „Ismaans Grab“, im Theater an der Wien „Der alte Jüngling“. Den Vormittag beschäftigte sich Therese mit den Kindern, ich las und schrieb in der Hütte, Jäger nahm Spatzennester aus, Verdruss mit dem trotzigen Hausmeister Krügler, welcher morgen ausziehen will. Ich schrieb dieserwegen durch Bretzner an Schwarzer, welcher ihn vorrufen ließ und zu bleiben befahl. Andres kam und aß allein in der Hütte. Die Reimannischen ließen uns zum Speisen laden; um 12 h zu ihnen, blieben bis 9 h, sahen den neuen 3. Stock. Andres holte uns ab, wir führten die Toni zur Schwitzer, dann in den Garten. Den Pepi ließ ich des Jean dankbaren Brief lesen, plauderten eine Weile. Band 10 (X.), Seite 94v
9480 1823 7 28 Veränderlich, kalter Wind. Im Kärntnertor-Theater „Zelmira“, im Theater an der Wien das Gestrige, unterhält. Wir frühstückten mit Andres im Salettl, ich schlich im Garten herum. Um 8 h in die Stadt, bei uns arbeiten die Anstreicher. Fing Küche und Wäsche zu inventieren an. Mittags mit Therese und Pepi allein im Salettl, nach Mittag trieb mich der rauhe Wind aus der Hütte, Morawa mit Bossi, später Seyffert mit Pálffys Zukckerbäcker, Werner, Reimann, Fieglmüller blieben im Salettl bis 9 h; die Lampe machte guten Effekt, dann ins Bett. Um 1 h überraschten uns im Zelt 4 Künstler mit einer Serenade, wovon nur Therese Ahnung hatte, ich gar nichts hörte. Heute starb in Wiesbaden am Schlag der Tenorist Franz Wild. Band 10 (X.), Seite 94v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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