Heiter, im Garten feucht, nach Mittag trübte es sich wieder, kühl. Im Burgtheater „Essighändler“, „Hass allen Weibern“, im Kärntnertor-Theater Einnahme der Caroline Unger „Abufar“ von Carafa, im Theater an der Wien das Gestrige. Wir frühstückten im Zimmer, fuhren um 8 h zu den Ursulinen zur Profess der Augustina. Therese nahm Toni, Pepi und Saly mit und kam mit 2 Pfund Schokolade und Blumen beladen an, blieben bis gegen 12 h. Ich sprach die Marie, Kleiner, dann nach Haus, schrieb dem Grafen. Dann mit Therese in den Garten, setzten aber die Toni bei der Schwitzer ab. Mit Neumann speisten wir in der Hütte, ließen die gestern ganz nass gewordene Fahne trocknen. Zahlte für neue Drahtgitter samt Reparation der alten 30 fl.. Nach Mittag kam der Hausknecht mit Briefen vom Grafen und Hausmeister, welche ich expedierte. Blieb dann in der Hütte, schrieb dem Reisser und schickte ihm vom Mälzel einen runden schwarzen Spiegel, 5 fl.. Abends kamen Kühnel, sie, Treitschke, Reimann mit Anhang. Therese und ich saßen dann bis 9 h allein in der Hütte.
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Ein Halbgrauer Tag. Im Burgtheater „Peter und Paul“, „Hans am Scheidewege“, im Kärntnertor-Theater 2. Akt „Tancred“ mit Unger, „Amazonen“, im Theater an der Wien das Gestrige. Wir frühstückten in der Hütte, ich blieb, arbeitete, las. Dann mit Pepi ins Belvedere spazieren, sahen die Galerie der deutschen Schule. Kárner speiste mit uns in der Hütte, plauderten von alten Zeiten. Dem Grafen schrieb ich derb nach Preßburg. Nach Mittag kamen Jeanettl, Gottdank mit Anhang, Kupfer, Periboni, List (?) mit Sohn und Rauch, Ingenieur Straßer, Kettel mit Rosmann, Römer mit Marie, Reimann mit Anhang. Alles war sehr lustig, der Mondabend schön.
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Ein schöner Tag, nach Mittag windig. Im Burgtheater zum 1. Mal „Die Geächteten“, Schauspiel in 4 Akten von Weidmann, auf der Veste Plankenfels 1642. Mit Andres Frühstück in der Hütte. Vor 8 h in die Stadt, sprach Marie, in die Burgtheater-Kasse zu Haim um einen Sitz im Parterre. Schrieb dem Vinzenz wegen der von Betsély verlorenen und wiedergefundenen Schriften, an den Grafen. Begleitete Goll bis zum Transporthause; er richtete die Harfe, wir speisten alleine in der Hütte, Schießl blieb aus. Nach Tische stellte ich die Äolsharfe auf, welche klägliche Töne hören ließ. Nach 6 h ins Burgtheater Einige Szenen ergriffen, im Ganzen war die Aufnahme lau. Nicht voll, fand viele leere Bänke, wenig Bekannte; langweilte mich teilweise. Fuhr mit Andres in den Garten, Therese hatte große Gesellschaft. Tod des Papstes Pius des VII, früh, 6 ¼ h, alt 81 Jahre, 6 Tage; am Beinbruche.
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Ein schöner Morgen. Im Burgtheater „Geächtete“, im Kärntnertor-Theater „Cordelia“, Rose“, im Theater an der Wien „Räuber auf dem Culmer Berg“. Frühstück mit Andres in der Hütte, wo ich den Vormittag blieb. Kridl kam allein, weil die Toni sich schlecht betrug, welches sehr auf die Pepi wirkte. Müller und sein Carl speisten mit uns in der Hütte unter Harfenklang. Müller und Therese arrangierten ihre Sachen im Zelte; heute kam frisches Bier. Der Graf schrieb mir einen dummgroben Brief, welchen ich derb beantwortete. Um 5 h kam die Schwitzer Therese mit ihren 16 Mädchen, Betty Koberwein mit Aspelmayer und den Kleinischen, Reimann, Fieglmüller, Kwiatkowsky etc. Müller unterhielt sie 2 Stunden sehr angenehm, dann wurde gejausnet, geschaukelt. Zwischen 8 und 9 h ging alles. Gestern starb Papst Pius VII.
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Früh Regen, dann Sturm; nach Mittag heiter, aber kalt.Im Burgtheater „Bräutigam aus Mexico“, im Kärntnertor-Theater „Libussa“, im Theater an der Wien „Welche ist die beste Frau ?“. Vor 8 h kam Rosenzweig, verlangte laut Anweisung 600 fl. für die Pferde. Wir frühstückten im Zimmer, gingen im Garten herum, dann fuhr ich mit ihm in die Stadt, sprach Resch, schrieb an den Grafen. War wegen 34 fl. Ersatz des Johannisbrunn im Wassermagazin, Roller begleitete mich. Kaufte bei Pelikan 24 Plutzer Selters um 30 fl, besuchte Reimann. Dann langsam in den Garten, im Salettl waren Richart und Ritter unsere Gäste. Dem Csiba übergab ich das Mantelsackl des Betsély. Abends kam Sonnleithner, jausnete und holte die Richart ab. Therese servierte ihnen und den Reimannischen die Forellen des Kwiatkowsky. Ich war mit Seyffert, Burg, Link (?) und Reimann in der Hütte bis gegen 9 h.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).