Ein grauer Tag. Im Burgtheater „Wunderschrank“, im Kärntnertor-Theater 1. Akt „Tancred“, „Rinaldo d’ Asti“, Calvarola zum letzten Mal. Andres kam zum Frühstück in die Hütte, dann Weber. Wir steckten die Fahne auf. Ich ging nicht zum Grafen, blieb in der Hütte, unsre Gäste waren Jungmann, Andres, der Architekt Koch; dem zahlte ich für den gegossenen Ofen 148 fl.. Nach Mittag ziemlich kalt, doch große Gesellschaft: Kopfwerfen (?), Springen; Wohlfarth kam, Reimann, die Troll (?) mit Töchtern etc.. Alles ging in der Dämmerung in die Hütte und auf die Galerie, um das 4. Feuerwerk „Das Weinfest“ zu sehen. In der Dämmerung wurde viel gelacht. Um 8 h ging alles.
Band 10 (X.), Seite 99r
9522
1823
9
8
Maria Geburt, heiter, aber kalt. Norma. Früh zum Grafen, konversierte mit ihm, um 11 h wieder zu ihm. Dann in den Garten, ging herum, musste mit Koch und Neumann im Salettl speisen; der Wind blies rau. Nach Mittag kamen Seyffert mit Frau, Vio mit Sieber und Schwager Sieber, einem Zürcher, Kwiatkowsky und Künstlern. Bis zur Dämmerung wurde gespielt, alles war lustig bis ½ 9 h, dann zur Ruhe.
Band 10 (X.), Seite 99r
9523
1823
9
9
Schöner Tag, nur kalt. Im Burgtheater „Cid“, im Kärntnertor-Theater zum 3. Mal „Semiramis“; im Theater an der Wien Einnahme des Pensionsfonds „Der unsichtbare Prinz“, Schuspiel in 4 Akten aus dem Französischen von Castelli, Musik von Seyfried. Wir frühstückten im Salettl, dann ich zum Grafen. Seitz antwortete, er könne nicht zahlen; und der Graf ist schmutzig, zahlt nicht. Wir speisten mit Agnes, Ritter, Neumann in der Hütte, wo ich den Nachmittag blieb. Nach 6 h ins Theater an der Wien, ins 2. Parterre, den Reimannischen gab ich auch Sitze. Schöne Dekorationen von Neefe. Ziemlich voll, 1000 fl. Zwanziger. Demmer hielt einen Epilog von Biedenfels, war ohne Wirkung. Dauerte bis nach 10 h; dann in den Garten.
Band 10 (X.), Seite 99r
9524
1823
9
10
Heiter,aber windig. Im Burgtheater „Glück bessert Torheit“, im Kärntnertor-Theater „Nachtigall und Rabe“, „Amazonen“, im Theater an der Wien das Gestrige. Abreise des Grafen; um 8 h in die Stadt zu ihm, sprachen wenig, um 10 h reiste er ab. Ich ordnete manches im Hause und ging wieder um 11 h in den Garten. Fand Neefe und Fritz Demmer, plauderten eine Weile. Mit uns speisten in der Hütte Kridl, Fiala; mit dem Architekten Koch sollten die Reimannischen und Koch Jette kommen. Nach Mittag kam Fritsch, setzte Blumen um. Um 7 h holten wir die Reimann ab, fuhren zu Wohlfarth, Kaffeegesellschaft der Weiber. Ich spielte mit der Seitz und Wohlfarth Préférence; um 10 h in den Garten.
Band 10 (X.), Seite 99v
9525
1823
9
11
Trüb, windig. Im Burgtheater „Geächtete“, im Kärntnertor-Theater Einnahme des Donzelli, zum letzten Mal „Otello“; im Theater an der Wien das Gestrige. Frühstück im Salettl. Mittags nicht in der Hütte, mit Neefe, Demmer, Müller, Stessel, Neumann im Zelte, ließen noch die Wand vorhängen. Nach Mittag kam trotz Sturm die Schwitzer Therese mit allen Mädchen, die Etzelt mit der Baumann und Familie, Michalkovits, Kugler mit Luise und Linna, zusammen 36 Damen und ich allein. Erst spät kam Schwenninger, ich suchte sie nach Kräften zu unterhalten, mit Prismen, Optik, Schaukeln etc. Jausneten im Zelte, alles blieb bis zur Dämmerung, Kugler, Schwenninger, Fritz, DeVenne bis nach 8 h. Es wurde sehr kalt.
Band 10 (X.), Seite 99v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).