Veränderlich. Im Burgtheater „Porträt der Mutter“, im Kärntnertor-Theater singt die Fodor zum letzten Mal im „Barbiere“, im Theater an der Wien das Gestrige. Früh zu Hause, arbeitete. Mit Pepi zum Andres wegen Lindentee, dann ging Therese mit ihr in die italienische Kirche. Ich besorgte Sitze für Tschepp im Kärntnertor-Theater. Mayer speiste mit uns auf dem Balkon, dann führte ich ihn zum Begräbnis des Fußer nach Hetzendorf. Mehr als 100 Wagen versammelten sich, um dem braven Mann die letzte Liebe zu beweisen. Vom Fuhrwerk und Unterkämmereramt waren viele da. Ich sah Herz (?) und Jean, die Schenk und Fanny. Dietrich feiert seinen Geburtstag in Feistritz. Fußer wurde aus Mangel einer Kirche bei der Johanneskapelle am Schloss und am Kirchhof ein gesegnet; der Zug machte die doppelte Länge des Dorfes aus. Um 6 h holte ich Therese bei der Schwitzer ab, die Toni ist besser. Therese brachte ihr einen stahl(?)farbenen Hut, Um 7 h Therese zur Moser, ich ins Kärntnertor-Theater, gedrängt, im 2. Akt plauderte ich mit Traubenberg. Im Hause Aufhebung der wilden Vestalinnen.
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Trüb, kalt, öfters Regen. Im Burgtheater „Schuld“, im Kärntnertor-Theater „Geheimnis“, „Paris“, im Theater an der Wien „Unsichtbarer Prinz“. Früh ging ich zur Reich, Pepi wollte sich zum Stricken nicht bequemen. Arbeitete den Vormittag, schrieb dem Grafen. Architekt Koch und Fiala speisten mit uns. Nach Mittag mit Therese und Pepi in die St. Stephans-Kirche, den Katafalk für den verstorbenen Papst zu sehen. Begleitete Therese zu Moser, welche sehr hustet. Später zur Toni, welche schon außer Bett und fleißig lernte; saß lange bei der Therese, sprach Kike, nach 9 h ins Bett.
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Kalt, finster, öfters Regen. Im Burgtheater „Taubstumme“, im Kärntnertor-Theater „Semiramis“, Fodor singt zum letzen Male. Früh kam Tschepp, unterhandelte lange mit ihm, brachte Traubenberg für seine Frau Sitze ins Kärntnertor-Theater, sah sein neues Bureau im Vizedom-Amte. Zu Reimann, mit ihm zusammenzurechnen, und zahlte ihm 615 fl.. Mit ihm zu Schwaiger. Fiala, Kridl, Krieghammer Kathi speisten mit uns auf dem Balkon; Therese lag an Kopfschmerzen. Nach Tische kam Jeanettl, welche mit Hensler unterhandelt. Ich fuhr mit Fiala und Pepi zu Van der Nüll nach Weinhaus, sahen die Kirche, einige Zimmer, durchgingen trotz dem Regen einige Partien des Gartens, plauderte mit ihr. Nach 6 h nach Haus, dann ins Leopoldstädter Theater „Lustspiel im Zimmer“, Koch, der Maultrommelspieler, brav; dann „Pagen“; plauderte mit Ullmann. Im Nachhause gehen kam ich mit Tony Wohlfarth zusammen. Fand die Pepi bei Therese sitzen, welche besser ist.
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Heiter, kühl. Im Burgtheater „Freemann“, im Kärntnertor-Theater „Nachtigall“, „Amazonen“, im Theater an der Wien das Gestrige. Früh zu Hause, mit Pepi spazieren, zum Löhr danken, welcher dem Kridl 100 fl. schickte. Elsler war unser Gast, Therese war bei Reich. Nach Tische gleich in den Garten, ordnete manches, ließ gießen. In diesen Tagen wurde auf der Straße viel angeschüttet. Abends beim Wegfahren kamen Ritter und Reimann. Ich ins Kärntnertor-Theater, plauderte nach langer Zeit wieder mit Seitz, Marie, Eckl wegen Geld für Reimann, Therese blieb bei der Pepi zu Hause.
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Wie gestern. Im Burgtheater „Waffenbrüder“, im Kärntnertor-Theater „Cenerentola“ zum letzten Mal, im Theater an der Wien „Unterbrochenes Konzert“. Den ganzen Vormittag zu Hause, schrieb dem Grafen. Unterhandelte mit Eckl wegen 2000 fl. und 100 # für Reimann, welche er mir zusagte. Csiba kam mit Briefen vom Grafen; ging zu Gyurkovics, schrieb ihm über alles, Therese ging zu Reich und speiste da, ich mit Pepi, Weidmann, Koch, Fiala auf dem Balkon. Nach Mittag mit Pepi zu Reimann wegen Geld; er fährt mit Kwiatkowsky in die Schlögelmühle. Dann in den Garten, zur Schwitzer; Toni darf in den Vakanzen nicht zu uns. Ins Kärntnertor-Theater, zur Wohlfarth. Brachte Therese um ½ 9 h Gefrorenes, ging nicht mehr aus.
Band 10 (X.), Seite 101r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).