Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Hab ich nicht recht ?“, „Gang ins Irrenhaus“, im Kärntnertor-Theater „Gefangene“, „Arsena“, im Theater an der Wien zum 1. Mal „Der gelbe Mann“, Posse in einem Akt, Text und Musik von Albin Pfaller. Früh mit Reimanns Obligation ins Stempelamt, übernahm von Eckl das Geld, übergab es dem Reimann, arbeitete zu Haus, Therese ging zur Reich, ich mit Pepi spazieren. Csiba war unser Gast mit Neumann. Nach Mittag in den Garten, Kwiatkowsky ließ meine Pariser Uhr, Kette und Dose repunzieren, zahlte 14 fl.. Die Illésházy brachte mir einen Brief und Geld an den Spengler Horstmann; ich schrieb gleich an den Grafen. Ins Theater an der Wien; der 1. Akt gefiel, der 2. weniger, das ganze passierte. Fand Eckl, mit ihm nach Hause. Therese blieb bei der Pepi.
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Ein angenehmer Tag. Sterbetag unserer guten Mutter vor 9 Jahren, Testament der Nany. Im Burgtheater „Adelheid von Italien“, im Kärntnertor-Theater „Donna del lago“, letzte italienische Oper, im Theater an der Wien das Gestrige. Früh schrieb ich dem Grafen, dass der Fürst nicht zu bewegen sei, an Vinzenz zu schreiben; dass Gyurkovics an ihn schreiben muss. Therese hatte großes Amt bei St. Ruprecht, die Reich Nettl sang. Dann holten wir unsere Toni ab, ihr Geburtstag. Therese machte ihr ein schwarztaffetnes Vortuch,10 fl, ich gab ihr einen grautaffetnen Hut, 8 fl., Spenzer von Anguinette, 8 fl., Stickerei und Schlüsselhaken, Nadelbüchsel die Pepi, zusammen mehr als 30 fl.; sie führte sich aber recht brav auf. Holten sie ab und speisten im Garten in der Hütte mit Schröck (?); schmeckte uns vortrefflich. Nach Mittag große Gesellschaft, kleines Spiel bis nach 8 h. Es wurde viel gelacht, besonders Sieber, Frau Laura, Vio, Lotti und alle. Ich fuhr mit Therese und Pepi gleich nach Hause und unterhielten uns mit Bilderbüchern.
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Trüb, dann Heiter. Im Burgtheater „Bräutigam aus Mexico“, im Kärntnertor-Theater „Libussa“ im Theater an der Wien das Gestrige. Früh zu Hause, mit Theodor die Camera obscura auf dem Turm des Theaters an der Wien zu sehen, die Garderobe, Rüstkammer etc.. Dann ich in den Garten. Therese besuchte ihre Schwester, dann zu Reich. Wir aßen in der Hütte, nach Mittag kam die Lembert. Ich ins Theater an der Wien; ziemlich voll, plauderte mit Schießl, Jungmann, Kupfer, Michael (?) Knoblich, Ruthner, Umlauf.
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Veränderlich. Im Burgtheater „Alte Liebschaften“, „Blitzstrahl“, „Heirat durch ein Wochenblatt“,im Kärntnertor-Theater „Geheimnis“, „Margaretha von Cataneo“, im Theater an der Wien das Gestrige. Früh zu Hause, arbeitete, schrieb an den Grafen. Zur Marie, welche die kleine Rolle im „Gelben Mann“ recht brav spielte. Zur kranken Gewey, liegt an Zehrfieber, bat mich um Tokajer und wegen Geistinger (?). Mittags mit Therese und Pepi zur Reimann; er ist auf der Schlögelmühle mit Kwiatkowsky. Nach Mittag allein im Garten, die Badewanne kam, 250 fl.. Krieghammer mit Kathi und 2 Fremden kamen; ich gab ihnen Jause. Fuhr dann zur Schwitzer, dort heute Prüfung. Voll, heiß, viele Bekannte, viele schöne Arbeiten. Von der Toni – welche die 1. Klasse bekam – ein genähtes Nähkissen für Therese, Perlenbeutel für mich. Blieben bis nach 7 h, dann mit Etzelt Lisette nach Hause, wo ich wegen Schnupfen blieb. Weinmüller und sie kamen herauf, ich zeigte ihnen meine Andenken. Nach 9 h ins Bett. Am 7. Oktober, Dienstag in Eisenstadt Vermählung der Julie Csekonics mit dem Violoncellisten Uhl. Ich schickte ihr 10 Ellen Merino, 50 fl. Heidtel und Fuchs sind Beistände.
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Veränderlich. Im Burgtheater „Waffenbrüder“, im Kärntnertor-Theater „Freyschütze“ in Webers Anwesenheit, im Theater an der Wien „Der gelbe Mann“. Früh mit Fritz wegen verlorenem Vorstehhund zu Traubenberg. Arbeitete zu Hause; schrieb der Nany, schickte ihr 60 fl., Überrock, Schuhe, 12 fl., Kramer (?) besuchte uns, Therese war bei Reich. Wohlfarth, Kridl, Csiba, Fiala speisten bei uns. Mittags in Van der Nülls Lizitation, sprach Marie. Dann ins Kärntnertor-Theater; ziemlich voll, die Vio statt der Kneifel recht brav. Attackierte Kupelwieser, warum er seinen Dienst resignierte, ob er einen Rückhalt habe ? Er meint, mit Duport werde er sich ausgleichen. Nach dem 2. Akt nach Hause, Therese bei der kranken Moser, welche stark hustet. Rindfleisch 17 ½ x.
Band 10 (X.), Seite 102r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).