Ein schöner warmer Tag, nur Morgen und Abend sind kalt. Im Burgtheater „Vormund“, im Kärntnertor-Theater „Nachtigall und Rabe“, „Amazonen“, im Theater an der Wien das Gestrige, leer. Frühstück im Salettl, dann ich in die Stadt. Zu Neefe wegen Unterbringung der Gelder ihres Pensionsfonds, zur Schwitzer, plauderte mit Therese, dann in den Garten. Eckl war unser Gast und blieb auch nach Mittag. Sieber mit ihr, Bruder, Laura und Schwenninger kamen, blieben bis nach 8 h, dann machten wir uns ins Bett.
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Heiter, doch windig, kühl. Im Burgtheater zum 1. Mal „Die Waffenbrüder“ nach Kleist von Holbein, Schauspiel in 5 Akten; im Kärntnertor-Theater zum letzten Mal „Barbiere“, im Theater an der Wien das Gestrige. Frühstück im Salettl, wo wir bis um 11 h blieben. Ich zog aus unserem Gartenbuch die Verstorbenen aus und fand bis 1820 ihrer 42; wie groß die Zahl !, Dann ich in die Hütte, schrieb dem Grafen, dass Seitz nicht zahlen kann, schickte ihm einen Ring. Georg Gaal kam unvermutet zum Speisen, welches uns freute; nach Mittag seine Lina, Professor Hertl (?) mit Frau, Reimann mit Anhang, Ritter, Schwenninger, Marie. Die letzten blieben bis ½ 9 h. Es wurde kalt.
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Schöner Herbsttag. Im Burgtheater „Waffenbrüder“, im Kärntnertor-Theater „Arsena“ und 1. Akt von „Johann von Paris“, im Theater an der Wien das Gestrige. Kridl brachte Toni zum Frühstück, Dann kamen der junge Petter mit seinem Onkel von Preßburg mit Briefen und Aufträgen vom Grafen, womit ich heute Kridl plagte, dem Grafen schrieb. Um 9 h gingen die Kinder, welche Fanny Dienstag wegen der Muth abholen lässt, mit Therese in die Linienkapelle. Ich blieb in der Hütte, mit uns speisten Ritter und Jakob. Meiner Schwester schrieb ich wegen Tod der Dupré, und dass sie ihr Testament machen möchte, Rosel bedenken soll. Nach Mittag große Gesellschaft. Der Prälat von Schotten ist leider nach Pest zum Manöver; Pöck führte Petter zum Superior. Die Reimann eilte um ½ 8 h schon fort, die anderen hielt ich zurück, spielten im Zelte bis gegen 9 h; es war ein herrlicher Mondabend. Schliefen zum letzten Mal im Garten.
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Veränderlich. Im Burgtheater „Hass allen Weibern“, „Es spukt“, im Kärntnertor-Theater auf Verlangen „Otello“, im Theater an der Wien das Gestrige. Wegen Aufträgen des Grafen in die Stadt, mit Therese und Pepi, welche bitter weinte, als wir sie bei der Schwitzer abgaben. Von Walnefer nahm ich 2 Sitze zu „Otello“ für die Teschenberg, arbeitete zu Hause. Berger kam wegen Wiesers Gewölb. Dem Grafen schrieb ich, dass ich meinen Schreibkasten um 50 fl. selber nehme, wenn er ihn verkauft; dann wegen Teschenberg, welche um ½ 5 h ankam und ihr die Sitze gab. Drechsler besuchte mich einen Augenblick von Waltersdorf, Trauttmannsdorf hatte auf dem Kriminale Examen, Therese räumte die Kästen ein. Ich ins Kärntnertor-Theater, nicht voll, langweilte mich, saß eine Weile bei Wohlfarth und brachte Therese Gefrorenes. Zu Hause hörte ich, dass Theodor abends angekommen, mit dem Schnellwagen von Prag in 36 Stunden gefahren – kostet 20 fl. – und recht gut aussieht.
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Ein heisser, schöner Tag. Im Burgtheater „Waffenbrüder“, langweilte; im Kärntnertor-Theater „Nachtigall und Rabe“, im Theater an der Wien das Gestrige. Ich schlief schlecht, bin so matt. Die Stadtluft behagt mir nicht, mich quält Schnupfen. Um 9 h mit Eckl und Haizinger, die Ambraser Sammlung und Galerie zu sehen, kaufte die Beschreibung für 5 fl.. Blieben bis nach 12 h, Enich (?) führte uns in der Galerie herum; unterhielten uns gut. Speisten im Garten in der Hütte, Es wurde sehr heiß und ich außerordentlich müde. Reimann und sie brachten uns vor Tische Theodor. Sieht gut aus, drückte ihn herzlich an mich und saßen eine Weile zusammen. Nach Tische kam Gurk, dem der Garten so wohl gefiel, dass er 4 Blätter zeichnen und herausgeben will; die Schimpf, Wohlfarth, die Reimanischen etc. Abends Manöver in Simmering. Um 8 h in die Stadt. Marie brachte Therese einen sehr geschmackvollen und mühsam gearbeiteten chamoisfarbenen Beutel, der sie sehr freute. Ins Kärntnertor-Theater, langweilte mich und ging ins Bett.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).