Im Burgtheater „Falsche Vertraulichkeiten“, im Kärntnertor-Theater „Zelmira“, im Theater an der Wien „Käthchen von Heilbronn“, erster Versuch der Schwarzböck. Früh arbeitete ich zu Hause, zu Teschenberg mit Sitzen, schrieb an den Grafen. Vor Tische besuchten uns Weinmüller und Frau. Mittags mit Wohlfarth, Axt, Theodor, plauderten von der Reise. Therese hatte Kridl zu Gast, fuhr mit der Weinmüller in den Garten. Nach Mittag zum Resch, sahen des Franz Tücheln in neuem Dessin, sind schön, dann in den Garten, wohin die ganze Kridlische Familie kam, 12 Personen, und sich unterhielt. Ich ging ins Theater an der Wien; die Schwarzböck gefiel sehr, hübsche Figur, angenehmes Gesicht, gutes, deutliches Organ; wurde nach jedem Akt gerufen. Mit dem missvergnügten Wille in die Stadt, fand Therese wegen Kopfschmerzen schon im Bett.
Band 10 (X.), Seite 100r
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Schöner Tag. Im Burgtheater „Es spukt“, „Hass allen Weibern“, im Kärntnertor-Theater 2. Akt von „Tancredi“, „Amazonen“, im Theater an der Wien „Unsichtbarer Prinz“. Früh arbeitete ich zu Hause, schrieb an den Grafen. Um 10 h holte ich mit Therese Toni und Pepi ab in den Garten, speisten in der Hütte. Nach Mittag kamen Stoß und Frau, Schauenstein, Rotter von der Polizei, Fux, Künstler. Alle unterhielten sich sehr gut, blieben mit Ritter bis 8 h, schöner Mondabend. Wir setzten Toni bei der Schwitzer ab, Therese fuhr mit Pepi nach Hause, für welche ein Bett zu unseren Füßen gemacht wurde. Ich ins Kärntnertor-Theater; Bauchgrimmen trieb mich ins Haus.
Band 10 (X.), Seite 100r
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Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Eine Freundschaft der anderen wert“, „Wie machen sie es in der Komödie ?“, im Kärntnertor-Theater „Semiramis“, Sitz der Reimann, im Theater an der Wien „Welche ist die beste Frau ?“. Früh kamen Ranftl, Schwenninger, Scheller etc; zeigte ihnen meine Bilder, mehrere der Optik. Blieb den ganzen Vormittag zu Haus, Therese aß mit Pepi allein, ich bei Wohlfarth mit Neumann, Segner (?), Schreibers, Fink, Axt. Nach Mittag in den Garten, Wein und Bier abziehen; außer Ritter und Neumann kam niemand. Ich ging ins Theater an der Wien, langweilte mich. Die Wien stinkt unausstehlich.
Band 10 (X.), Seite 100v
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Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Waffenbrüder“, im Kärntnertor-Theater „Nachtigall und Rabe“, „Amazonen“, im Theater an der Wien „Käthchen von Heilbronn“. Wir frühstückten auf dem Balkon; Pepi ist unartig, bekam keines. Um 10 h in den Garten, Neumann und Ritter unsere Gäste in der Hütte. Nach Mittag kam Kridl, bekam Garderobe vom Rebhann; dann Fritsch. Ging im Garten herum, alles trocknet aus; nahm auch Eckart zu gießen. Hörte, dass der gute Fußer heute in Hetzendorf im 61. Jahr gestorben; wie sehr ergriff mich sein Tod ! Therese fuhr mit Pepi nach Hause, ich mit Theodor und DeVenne ins Josephstädter Theater; zum 1. Male „Arsena“, Feerei in 2 Akten von Meisl; so-so, Musik von Gläser, hübsch, Dekorationen und Maschinen von Engert (?) und Roller, brav. Überraschte den jungen Roller; zusammen im Mondenschein in die Stadt.
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Regen, es heiterte sich aus, trübte sich aber wieder, nach Mittag wieder Regen und so abwechsend fort. Im Burgtheater „Turnier zu Kronstein“, im Kärntnertor-Theater „Matrimonio segreto“, im Theater an der Wien „Unsichtbarer Prinz“. Den Vormittag zu Hause, schrieb an den Grafen, von dem ich seit 8 Tagen keinen Brief habe. Andres brachte die Toni nicht in den Garten, sondern, weil es sich ausheiterte, holte sie Therese selbst ab. Ich ging erst um 12 h hinaus, hörte, dass die Toni unpässlich, im Bette liege, sehr brav sei. Wir aßen allein in der Hütte. Um 5 h in die Stadt, nahm die Amsel mit. Zur Therese Schwitzer und der Toni, blieb 2 Stunden, unterhielt mich mit mehreren Herren am Pianoforte. Dann ins Theater an der Wien, fand Neefe, Mayer, dem ich versprach, ihn morgen nach Hetzendorf zum Begräbnis des braven Fußer mitzunehmen.
Band 10 (X.), Seite 100v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).