Ein kalter, rauer Tag. Sterbetag meines guten Eckhart, 1811 im 46. Jahre. Im Burgtheater „Intermezzo“, Unzelmann Junker, Wothe Matz, im Kärntnertor-Theater „Otello“, im Theater an der Wien „Gefangene auf Hochberg“ von Rosenau (?), miserabel, dann „Schwarzbart“. Den Vormittag beim Grafen, zur Pepi, ist wohl. Mittags mit Therese und den Reimannischen bei Seitz, nach Mittag in die Leopoldstadt zu Goll; Kreutzer unterhielt uns angenehm. Mit Seitz ins Theater an der Wien, leer; plauderte mit Jeanettl, Demmer – nun Ziegler–, Gottdank. Bei Therese war die Rangstein.
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Heiter, kalt. Im Burgtheater „Gabriele“, „Vetter aus Bremen“, im Kärntnertor-Theater „Geheimnis“, Arsena“, im Theater an der Wien „Zauberflöte“, Jäger. Früh zum Grafen, revidierte den Vertrag des Reimann mit Goll, schrieb Wohlfarth eine Bittschrift an den Kaiser. Ging mit Therese auf die Bastei, die Reimann speiste mit uns. Brachte der Pepi Zwieback, sie häutelt ab; fand Fanny, welcher ich bereits mein Ultimatum schrieb. Ging ins Kaffeehaus, in die Josephstadt „Rasender Roland“, fand Kettel, Kupfer Luise, Ball, ging mit Roller nach Haus, welcher mit uns Bœuf à la mode aß. Therese war bei der Moser.
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Kalt, veränderlich. Im Burgtheater „Eine Stunde in Carlsbad“, übersetzt, nach Scribe, „Vetter aus Bremen“. Im Kärntnertor-Theater statt „Barbiere di Siviglia“, Fodor Rosina, Donzelli Almaviva, Lablache Bartolo, doch wegen Absage – schon zum 2. Mal – der Fodor „Libussa“; im Theater an der Wien das Gestrige. Des Grafen Geburtstag; früh zu ihm. Die Maurer und Zimmerleute arbeiten an den Retiradeschläuchen und im kleinen Keller. Schenk kam und sagte, die Fanny willige in alles, sei sanft wie ein Lamm, nur schriftlich wolle sie nichts geben, worauf ich aber bestehe. Die Geissler, wo ich Peter fand, sagte, dass sie dass sie zu Michaeli ihr Gewölb aufgebe. Wille, dem das Engagement abgesagt wurde, speiste mit uns. Nach Tisch kamen die Vio, Jeanettl, Bschaidner. Ging herum, sprach Kike, mit Therese ins Kärntnertor-Theater, sie unterhielt sich. Plauderte mit Fuljod, Unger, Wille, Leitenkammer (?).
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Sehr kalt, heiter. Der Fürstin Marie Geburtstag. Im Burgtheater „Eine Stunde in Karlsbad“, „Diener zweier Herren“, Unzelmann von Dresden als Truffaldino; im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“, „Milchmädchen“, Im Theater an der Wien „Zauberflöte“. Den Vormittag beim Grafen, zum Reimann; dahin kamen Kreutzer, Goll, Sohn; wir legten ihnen unseren Gesellschaftsentwurf vor, berateten uns. Fieglmüller war auch dabei. Wurden in allen Punkten einig. Goll empfängt für sein Privileg 1000 fl., für Lehre 500 fl.. Dann speisten wir, nach Mittag kam Ehmann, Deliberation wegen Hausplan außen und innen. Wohlfarth, Seitz mit Anhang kamen, ich ging mit Reimann in den Garten, teilten die Unterkunft von Kreutzer und Goll ein. Ich ins Kärntnertor-Theater, Therese war mit Dini allein, Sepherl und Saly auf Antons Hochzeit.
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Trüb, nicht sehr kalt; gegen Mittag erhob sich ein kalter Wind. Im Burgtheater „Othello“, im Kärntnertor-Theater „Barbier von Sevilla“, im Theater an der Wien „Kupfer, Silber, Gold“. Den Vormittag beim Grafen, Jungmann, Kárner. Besuchte die Vladár, wegen der Kälte kann die Pepi nicht gebadet werden, Jungmann, welcher mit Giller (?) infame Verlegenheit hat, speiste mit uns. Nach Mittag zu Seitz, sprach Kike, um 6 h mit Therese ins Kärntnertor-Theater auf die Galerie. No. 40 gab Kanzler der Adaile; wir kamen hinter der Duport. Lablache mit seiner ungeheuren Stimme setzte alles in Bewegung. Sehr gefiel die Fodor, weniger Donzelli, mehr Ambrogi. Der Kaiser mit ihr und der ganze Hof waren versammelt. Wir waren gut unterhalten, im Komödiengassel fiel Therese, aber ohne Schaden.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).