Schöner Tag. Fahrt des Kaisers nach St. Stephan. Im Burgtheater „Bräutigam aus Mexico“, im Kärntnertor-Theater „Geheimnis“, „Arsena“, im Theater an der Wien Einnahme des Fritz Demmer, „Armida“ von Rossini; Jäger singt zum letzten Mal den Rinaldo. Früh zum Grafen, mit Therese ins Gewölb zur Geissler, sahen von dort die Fahrt des Kaisers nach St. Stephan. Mit Kreutzer und Goll von Zürich zum Reimann, auf seinen Baugrund, in unseren Garten, weideten uns an der schönen Aussicht, Reimann speiste bei Wohlfarth, wir bei Vio mit Vernier (?) und 2 Töchtern. Sie muss Probe von der 2. Dame machen, schrieb aber wieder an Duport und schickte den Part zurück. Therese fuhr mit ihr und Vernier in den Prater, sehr voll, ich zur Vladár, fand die Pepi recht gut, zu Kike, ins Kärntnertor-Theater und mit Werner nach Haus, bei Therese war die Vio.
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Windig, heftiger Staub. Im Burgtheater „Gabriele“, „Vorsichtige Brautwerber“, im Kärntnertor-Theater zum 3. Mal „Otello“,im Theater an der Wien „Ein Uhr“. Ich feiere heute meines Weibes 49. Geburtstag und bin mit ihr so glücklich. Gab ihr blauen Merinos 48 fl., Hut von Polborn 40 fl., 6 Paar Handschuhe 15 fl. und Flacon 10 fl.. Ich ließ eine große Torte machen Kridl brachte um 10 h die Toni, welche ihr gratulierte, einen Wunsch schrieb und eine niedliche Brieftasche machte. Sie schrieb und sprach recht gut. Früh zum Grafen. Wohlfarth schickte eine Torte, Dini brachte ein genetztes Bayadére, Ball eine Tatze mit Blumen, Moser wollte Therese überraschen, und kam mit Werner zum Speisen, um auch bei der Optik zu bleiben. Weinmüller kam mit ihr, besahen und bestanden den 1. Stock, mittags speisten die Moser, Werner, Toni und Dräxler, wir tranken Champagner. 4. optische Vorstellung im 12. Jahrgang, für die Schwitzer und ihr Pensionat; sie liegt. Prinzessin Coburg mit 2 Söhnen, Moser, Fechner mit Ubald, Kreutzer, Gall und Sohn, Kletzinsky, Kridl. Die Optik ging gut und unterhielt sehr. Die Gesellschaft wurde mit Kaffee, Tee, Torte und Guglhupf serviert; dann saßen wir Männer zusammen, Andres, Kletzinsky, Werner, Evarist, Fritz, Aspelmayer, Fux, Dini, aßen Würsteln, Schinken, Guglhupf und schieden um ½ 11 h, die Vio kam noch, errang die 1. Dame; die Bondra singt die zweite. Rindfleisch 20 x.
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Früh trüb, dann warm, heiter. Im Burgtheater „Corsar“, im Kärntnertor-Theater „Altes Schloss“, „Paris“, im Theater an der Wien „Ein Uhr“. Den Vormittag beim Grafen. Unterhandlung wegen jungem Goll und Reimann, auf der Maut. Zum ersten Mal speisten Koch, Kridl, Neumann mit uns auf dem Balkon. Nach Mittag mit Therese in den Garten; Maurer arbeiten. Zum 1. Mal zur Schwitzer und Vladár; erstere lag im Bette, bei letzterer war Fanny mit Vorsatz. Therese sprach mit ihr, dann ging sie zur Assen und blieb den Abend, ich ins Harrach’sche Haus, fand in der Hofkammer Wohlfarth mit Wothe. Dann ins Leopoldstädter Theater „Blöder Ritter“ mit Kupfer.
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Veränderlich. Im Burgtheater „Unschuldiger muss leiden“, „Sekretär und Koch“, im Kärntnertor-Theater „Otello“, im Theater an der Wien „Ein Uhr“. Früh machte ich dem Simon einen Aufsatz an den Sina, zum Grafen. Bei Therese war die Schenk, dummes Gewäsch. Ich fuhr wegen der Maurer in den Garten, sprach die Reimann, später Seitz Jungmann speiste mit uns. Nach Mittag mit Therese zum Fußer, ich zu Reimann, Deliberation wegen Gesellschaftsvertrag mit Goll. Fuhr mit den Kupferischen ins Leopoldstädter Theater „Spadifankerln“, mit Luise und Ruess. Letzterer machte kein Glück, seine Stimme ist schwach und ohne Klang. Sehr gefiel die Luise.
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Trüb, kalt. Im Burgtheater „Peter und Paul“, Gang ins Irrenhaus“; im Kärntnertor-Theater „Gutsherr“, „Rose“, im Theater an der Wien „Don Juan“, Mlle. Sontag als Donna Anna, die Vio tritt auf als Zerline, die Bondra Elvira.Volles Haus, gelungene Darstellung, alle gefielen. Die Vio sang brav, ich empfing sie am Vormittag beim Grafen, mittags bei ihm mit Kárner. Die Schenk kam dahin, ärgerte mich gewaltig; drohte, wenn sie uns mit den Kindern begegnet, die Kinder wegzureissen, der Schwitzer zu verbieten und dergleichen. Ich antwortete nach Verdienst, erzählte es der Schwitzer, welche sehr zürnte. Therese ließ den Hegyaljer abziehen, mit 160 Bouteillen, Dem Kárner gab ich für die Nany 30 fl. Therese war den Abend allein.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).