Früh Nebel, dann heiter. Im Burgtheater „Cid“, im Kärntnertor-Theater zum 1. Mal „Das alte Schloss“, von De la Maria, dann „Schweizermädchen“. Im Theater an der Wien Einnahme der Julie Resch „Ein Uhr“, Drama in 3 Akten aus dem Englischen, Musik von Lannoy. Ich nahm einen Sitz zu 3 fl. Den Vormittag zu Hause, mit Therese zur kranken Moser gratulieren, 78 Jahre alt; schickte ihr 3 Bouteillen roten Wein. Zum Schießl, den Wald für Jäger anzusehen. Reimann speiste mit uns. Vom Grafen hörte ich heute noch nichts, mir bangt sehr. Kridl expedierte 5 # nach Bremen anCollensi. Werner arrangiert zur Optik. Nach Mittag in den Garten, fand sehr wenig gearbeitet; war sehr unzufrieden. Dann ins Theater an der Wien, plauderte mit Meisl, Seitz, Seng, Kettel. Das Ganze machte Effekt, nur die Saal- und Zimmerdekoration von Neefe misslangen, die Farben sind gar zu schmutzig. Neefe, Roller, Resch, Neumann und Palmer wurden gerufen.
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Nebel.Im Burgtheater „Quälgeister“, im Kärntnertor-Theater „Fräulein vom See“, im Theater an der Wien „Ein Uhr“, Den Vormittag zu Hause, Therese ging zur Assen, brachte ihr Castellis „Huldigung den Frauen“, 6 fl.. Ich wegen Polborn auf die Maut, schrieb an den Grafen wegen Löhr, welcher seinen Sitz wünscht, schloss den Brief an Lebel ein. Dräxler speiste mit uns. Nach Mittag mit Therese an die Donau, welche so klein ist, wie selbe noch niemals war; man kann durchfahren. Besuchten Kramer, fanden beide zu Hause, freuten sich. sprach Kicke (!). Ins Theater an der Wien, voll; war mit Neumann, dann zum Wilden Mann soupieren. Therese war bei der Moser.
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Finster, dichter Nebel. Im Burgtheater „Sühnung“, „Hans am Scheideweg“, „Rätsel“. Im Kärntnertor-Theater „Altes Schloss“ – missfiel –, „Hamlet“; im Theater an der Wien „Ein Uhr“. Denn Vormittag zu Hause. Dräxler speiste mit uns. Nach Mittag kam ein Billett von Collens, worüber Therese stutzte; mir unangenehm. Toni ist wieder krank. Ging zur Wertheim, dort war alles erstaunt, mich wieder zu sehen. Ins Kärntnertor-Theater, plauderte mit Mayerhofer, Kupelwieser, mit den Billetts kamen Fritz, Carl und Seyrl. Sprach Kike, sehr melancholisch. Therese war bei der Moser, dann bei ihr Vio.
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Trüb. Im Burgtheater „Flucht nach Kenilworth“, im Kärntnertor-Theater „Freyschütze“, im Theater an der Wien „Ein Uhr“, im Josephstädter Theater „Schauernacht im Felsentale“, von Drechsler. Künstler-Redoute, Eintritt 4 fl.. Den Vormittag zu Hause, in Bauers Predigt, Collens. Reimann schrieb mir wegen Kupelwieser und ich schloss ihm Reimanns Brief ein. 3. Konzert des Gitarrespielers Legnani; Therese besuchte es mit der Etzelt, speiste bei der Vio. Ich besuchte Geissler und Corda in ihrer neuen Wohnung, recht hübsch, nur der Aufgang ist schlecht. Mittags bei Wohlfarth, mit Neumann, Kridl, Streitfort, Klatscherei mit Seitz. Nach Mittag mit Therese und den Vio’schen auf die Bastei, sprach Kike. Ins Josephstädter Theater, plauderte mit Seng und Kettel.
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Katharina; dichter Nebel. Im Burgtheater „Käthchen von Heilbronn“, im Kärntnertor-Theater „Altes Schloss“, „Hamlet“, im Theater an der Wien „Ein Uhr“. Therese brachte der Krieghammer ein Tüchl, 3 fl., ich kaufte Therese auch ein Tüchl für 3 fl. 45 x .Mittags allein, Stessel speiste mit uns. Die Freibilletts werden eingerufen; ich schickte meines an Kupelwieser. Dem Hensler schrieb ich wegen Zusammenrücken der Parterresitze. Vom Chorherrn Joseph Schmidberger zu St. Florian erhielt ich 3 Obstbäumchen: Kronprinz Ferdinand, eine köstliche, späte Winterbirne; Karoline Auguste, eine köstliche Septemberfrucht, und Mayers Königspflaume; kosten samt Fracht und Maut 2 fl.. Münze. Ich schrieb gleich an Reinl wegen setzen. Abends sprach ich Kike, dann ins Kärntnertor-Theater leer; fand die Reimanns, Dessauer und Fieglmüller. Zu Hause die Vio. Vermählung der Thekla Demmer bei St. Carl mit Kneissel, Souper mit Schröder, Hruschka, Korn, sie, Krüger, Pepi Teimer (?); sehr brillant. Kneissel ist Pferdekuppler, ein Jude und mit Leykam engagiert.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).