Nebelreissen. Im Burgtheater „Erinnerung“, im Kärntnertor-Theater spielte Legnani Gitarre, dann „Clary“, mit Madame Courtin; im Theater an der Wien „Ein Uhr“. Dem Zeiller und Schießl schickte ich Karten, auch 3 dem Reimann, Schwarzer und Fieglmüller. Den Vormittag zu Hause, mit Kletzinsky in Müllers Galerie, Fexlers (?) optische Bilder zu sehen, 1 fl.. Eintritt; viele sind recht brav. Kridl, Wohlfarth Seitz, Radl, Neumann, Axt, Streitfort, Gottdank, Kupelwieser speisten da; beim Essen galt es dem Streitfort. Abends zur Ball und ins Kärntnertor-Theater. Die Sepherl suchte mich, weil der Graf von Preßburg durch Leopold den Kleiner rufen ließ. Ich machte gleich Anstalten, plauderte, fand zu Hause Vio.
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Trüb. Im Burgtheater „Lear“, im Kärntnertor-Theater „Libussa“, im Theater an der Wien „Ein Uhr“. Im Josephstädter Theater „1722-1822-1922“, der Hof kommt. Früh schrieb ich dem Grafen; Kleiner kam, diesen schickte ich mit Leopold nach Preßburg. Um 12 h besuchte ich zum ersten Mal die Schwitzer. Fand eine würdige Frau, welche ganz meine Erziehungsgrundsätze hat. Sie verlangt für beide 1600 fl., ich trug ihr 1400 an und ließ ihr Bedenkzeit. Speiste bei Streitfort mit Seitz, Wohlfarth, Kridl, Axt, Gottdank und Hofstätter, waren vergnügt. Bei Therese speiste Jungmann. In den Garten, ins Josephstädter Theater, nahm Sitze für die Wohlfarth, Vladár und mich, der Hof wurde mit Trompeten- und Paukenschall und Klatschen empfangen; das Publikum bewies sich sehr artig. Plauderte mit Seitz und Meisl. Therese war abends bei der Moser, dann bei ihr die Vio.
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Kalt, abends Schnee. Im Burgtheater „Westindier“, im Kärntnertor-Theater zum 1. Male „Mietsmann“, Musik von Kinsky, dann „Clary“; im Theater an der Wien „Ein Uhr“. Früh beantwortete ich einen dummen Brief des Evarist, schrieb an Fenini, weil vor 7 h niemand eintreten darf; der Fanny wegen der Schwitzer. Ging vor Mittag gar nicht aus, mittags allein. Nach Mittag ging ich herum, sprach Kike, war bei Seitz, dann ins Bureau des Tuscher (?). Ins Kärntnertor-Theater, die Oper missfiel ganz, langweilte mich. Leopold kam mit Kleiner von Preßburg zurück; der Graf schrieb mir eigenhändig.
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Heiter, kalt. Im Burgtheater „Flucht nach Kenilworth“, im Kärntnertor-Theater „Libussa“, im Theater an der Wien „Ein Uhr“. Am Vormittag besorgte ich mehrere Aufträge für den Grafen, schrieb ihm, sprach Kleiner, Kárner und war bei Sina. Kárner, Fiala, Ball speisten mit uns. Kridl brachte mir von der Schwitzer die Nachricht, dass sie in alles einwillige, alles nach meinem Wunsch und Willen geschehe. Dies schrieb ich der Fanny und verlangte von ihr die Erklärung, dass sie die Erziehung unbedingt mir überlasse und dass die Pepi am 1. Jänner bestimmt zur Schwitzer komme. Nach Mittag zu Hause, ging herum, dann ins Kärntnertor-Theater. Therese war bei Vio. Hörr schickte den grauen Caput-Rock mit grünem Taffet-Futter. Tod meiner Klara 1795.
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Kalt. Im Burgtheater „Wunderschrank“, im Kärntnertor-Theater „Libussa“, gab Evarist, Römer, Högler, Andres Karten. Im Theater an der Wien „Ein Uhr“, im Josephstädter Theater „Fee aus Frankreich“. 2. Gesellschaftskonzert. Den Vormittag zu Hause, sah Collens. In den Garten, dann mit Therese – im neuen grauen Überrock und lila Hut – spazieren. Mittags bei Wohlfarth, mit Neumann, Streitfort, Axt, Koch; wir waren unterhalten. Nach Tische kam Seitz. Abends war Gesellschaft, um 5 h ging ich, sprach Kike, dann ins Kärntnertor-Theater. Therese speiste bei Vio.
Band 10 (X.), Seite 70r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).