Sehr kalt. Im Burgtheater „Strelitzen“, im Kärntnertor-Theater „Mietmann“, „Margarethe“, im Theater an der Wien „Ein Uhr“. Früh kam die Weber von St. Pölten; ihr Schwager will die Fritzi nehmen. Ich schrieb an Weber und bestellte ihn auf morgen, samt dem Bruder. Fanny schrieb mir, dass sie mir die Erziehung überlasse. Ich ging mittags zur Vladár und wiederholte, dass die Pepi am Neujahrstag zur Schwitzer komme. Bei Möraus wegen unserer Bälle. Sprach Duport und Fenini wegen Tageskarten; wenig Erfolg. Mittags bei Wertheimer mit Corda, Nachher zu Hause, dann ins Josephstädter Theater „Fee aus Frankreich“, leer; plauderte mit Wella. Mit Iden nach Hause. Therese war bei der Moser.
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Etwas Schnee. Im Burgtheater „Alpenröslein“, im Kärntnertor-Theater „Fidelio“, im Theater an der Wien Einnahme des Neubruck „Unsinn über Unsinn“, Posse in 2 Akten. Den Vormittag zu Hause, die Weber frühstückte da. Vor Tische wegen Seyrl bei Reisser; ist mit ihm sehr unzufrieden, klagte über Klaps. Die Weber, Agnes und Putz speisten mit uns. Nach Tische mit Therese spazieren, zur Donau; am Ufer ist Eis. Zum Tuscher, hörte, dass im Hornung 1811 Ferdinand Huber den Schuft Bäuerle wegen Veruntreuung eines Brillantkreuzes der Seidenfabrikantenswitwe Frasel (?), mit welcher er einen vertrauten Umgang hatte, zu einer zweimonatigen schweren Kerkerstrafe verurteilte und ihm noch Betrügereien – wo er beim Küpper (?) 2 Schock Leinwand herausfiloutierte – nachließ. Sprach Kike, dann ins Theater an der Wien, gedrängt, Guttenberg und ich konnten nur durch das Orchester auf unsere Plätze kommen und langweilten uns sehr. Elenderes, langweiligeres gab es nie, wurde ausgepfiffen.
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Kalt. Im Burgtheater „Indianer“, im Kärntnertor-Theater „Pächter Robert“, dann zum 1. Mal „Arsena“, romantisches Ballett in 2 Akten von Henry, Musik von verschiedenen Meistern, mit der Taglioni. Im Theater an der Wien wieder „Unsinn“. Den Vormittag zu Hause, in No. 361, bei Jungmann wegen Nestroy. Mittags speisten Kridl, Neumann und Streitfort da, erzählten Bäuerles Diebereien. Nach Mittag wegen meinem Hausmeister zum Resch, damit sie ganz geheilt werde. Sah ins Theater an der Wien, leer; diese Sudelei zu geben, ist Unsinn. Sprach Kike, dann ins Kärntnertor-Theater. Überließ dem Traubenberg den Sitz No. 99. Das Ballett ist recht unterhaltend, schön dekoriert, hat liebliche Tänze und gefiel sehr.
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6 Grad Kälte. Im Burgtheater „Mann von Wort“, im Kärntnertor-Theater „Arsena“, „Gutsherr“, im Theater an der Wien abermals „Unsinn“, infam ! Früh zu Hause, schrieb an den Grafen. Ging dann in die Lizitation von Kridls Effekten, kaufte den Sekretär von Mahagoni für 80 fl., 2 Pack Tee für 20 fl.. Die Uhr wurde um 811 fl. verkauft. Jungmann, Dräxler speisten mit uns. Nach Mittag zum Sina; Wachtler (?) hat Vergleich gemacht, Vinzenz bekommt 40.000 fl.; schrieb an den Grafen, dass er nun die Richart zahlen soll. Sprach Kike, war im Kärntnertor-Theater, im Bierhaus, plauderte. Bei Therese war die Vio.
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Kalt, wie gestern; abends etwas Schnee. Im Burgtheater „Vetter in Lissabon“, dann zum 1. Mal „Gang ins Irrenhaus“, übersetzt von Kurl[änder ?]; ist schon alt. Im Kärntnertor-Theater „Fräulein vom See“, im Theater an der Wien „Ein Uhr“. Den Vormittag zu Hause, schrieb dem Grafen. In Kridls Lizitation, Bücher. Mittags allein mit Fiala, nach Tisch schrieb ich an Fenini, gab Billetts an Reinl, Rosmann, Aspelmayer. Besuchte Fiala, sah die ganze Lampenfüllanstalt, die Magazine etc. Sprach bei Ball Römer, dann ins Kärntnertor-Theater, fand Seitz, Treitschke, Traubenberg, wegen welchem ich an F[uljod ?] schrieb.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).