Öfters Regen, Tauwetter. Im Burgtheater Wallbach in „Correggio“, im Kärntnertor-Theater Unger in „Tancred“, im Theater an der Wien „Gunst der Kleinen“, „Fürchterliches Schloss“. Ich lag bis 9 h, dann erwartete ich den Grafen, welcher bis 11 h ankam und besser aussah als ich vermutete. Es war ihm alles recht. Lebel kam mit, ich plauderte mit ihm. Andres speiste mit uns. Nach Mittag fuhr ich zu Reimann, Schwitzer. Ins Theater an der Wien, sehr leer; plauderte mit Neumann, Neefe, den Lieglischen (?). Bei Therese war Jungmann. Heute früh um 4 h starb der Freund des Kaisers, Oberstkämmerer Graf Rudolph Wrbna und Freudenthal, Herr von Horzowitz, Korenov (?), Gunetz (?) und Bezdieditz in Böhmen, im 62. Jahre an der Brustwassersucht.
Band 10 (X.), Seite 75r
9302
1823
1
31
Stinkender Nebel, glat zu gehen, 2 Grad. Im Burgtheater „Balboa“ mit Korn, im Kärntnertor-Theater „Alexis“ mit Kupfer, „Lodoiska“, im Theater an der Wien „Fürchterl[iches] Schloss“. Den Vormittag beim Grafen, besuchte Wohlfarth, Vio. Mittags allein, besuchte die Vio, befindet sich wohl. Zur Schwitzer; Pepi ist krank, außer Bett, sieht aber übel aus und ist traurig. Die Mutter liegt an Seitenstechen. Sprach lange mit der Schwitzer, dass sie möchte einleiten (?), dass ich und meine Frau die Nähreltern sind. Sprach Kike, ins Kärntnertor-Theater, leer, kalt, setzte mich zur Ortner. Therese hatte Besuch von der Fux, Vio, Wohlfarth und Helen.
Band 10 (X.), Seite 75r
9303
1823
2
1
Nebel, 2 Grad ober 0. Im Burgtheater „Fähndrich“, „Großmama“, im Kärntnertor-Theater „Barbier von Sevilla“ mit Röckel, im Theater an der Wien „Häuschen in der Au“, „Das fürchterliche Schloss“. Den Vormittag beim Grafen, Jungmann und die Kupfer speisten mit uns. Dem Rohrweck brachte ich den türkischen Tabak, welchen ich vom Jäger bei Lützow erhalten. Schrieb der Schwitzer. Fanny hat eine Lungenentzündung. Um 6 h Begräbnis des Grafen Wrbna zu den Augustinern, welcher mit 6 Hofrappen dahin geführt wurde. Der Kaiser erschien im Oratorium. Die Familie und der Adel, 3 Bischöfe, viele Geistliche und Musik begleiteten den Leichenzug. Die Kirche war mit Fackeln erleuchtet. Ich sprach Kike und fuhr dann mit dem Ortner Carl ins Josephstädter Theater, „Donauweibchen“, 1. Teil; leer. Plauderte mit Hensler und Raimund. Rindfleisch 20 x.
Band 10 (X.), Seite 75v
9304
1823
2
2
Lichtmess. Dichter Nebel, finsterer Tag. Im Burgtheater „Parteienwut“, im Kärntnertor-Theater „Freyschütze“, im Theater an der Wien das Gestrige. Den Vormittag beim Grafen, sprach Kramer. Mittags bei Wohlfarth mit Kridl und Axt; Streitfort ist konsequent und blieb aus. Nach Mittag zu Haus, sprach Kike, ins Kärntnertor-Theater; schlecht zu gehen. plauderte mit Kramer, Kettel. 2. Redoute, die nämlichen Tänze.
Band 10 (X.), Seite 75v
9305
1823
2
3
Tauwetter. Im Burgtheater „Jäger“, im Kärntnertor-Theater „Junger Onkel“, „Übelgehütetes Mädchen“, im Theater an der Wien „Totenansager“, „Fürchterl[iches] Schloss“. Vermählung der Carol[ine] Spuler mit [ …?; Name fehlt] Die gestrige Redoute war leer, kaum 1000 Menschen. Den Vormittag beim Grafen. Mittags mit Therese allein. Nach Mittag mit Kridl an die Donau, ist zum Teil offen und sehr klein. Besuchte die kranke Hruschka und Ball; hörte, dass Peters und sie hier sind und sich um ihre Schwester nicht kümmern. Ins Kärntnertor-Theater; sehr leer. Fand Kridl mit Hoffmann. Ball bei der Fürstin ohne Essen.
Band 10 (X.), Seite 75v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).