Trüb. Im Burgtheater „Toter Gast“, im Kärntnertor-Theater „Geheimnis“, „Rose“, im Theater an der Wien „Hölzerner Säbel“, Fürchterl[iches] Schloss“, Den Vormittag beim Grafen. Wegen dem Gürtler Gruber beim Esch, Ottenfeld von der Kommerz-Hofkommission, welcher mir seine Verwendung versprach und erlaubte, dass ich ihn schicken darf; bat auch Ruthner; mittags allein, nach Mittag zu Haus. Sprach Kike, allein ins Leopoldstädter Theater, die Drahttänzer des Gärtner, „Komödie aus dem Stegreif“. Ziemlich voll, schlechte Aufführung, die Springer machten wenig Neues und langweilten mich. Plauderte mit Hölbling von alten Zeiten. Bei Therese war die Vio; die Gustl muss nach Baden.
Band 10 (X.), Seite 77v
9327
1823
2
25
Trüb, windig, Tauwetter. Im Burgtheater „Bräutigam aus Mexiko“, in 5 Akten von Clauren. Im Kärntnertor-Theater „Müllnerin“ mit Schütz, im Theater an der Wien „Soldaten“, Schauspiel in 5 Akten von Arnesto (?). Früh kam Gruber, Andres ordnete meine Bücher, ich zum Grafen. Beim Grafen suchte mich Schenk, dem ich alles offen und klar sagte, ihm vorhielt, wie dumm seine Frau bei Therese sprach, und dass es bei dem bestimmten Erziehungsplan bleibt. Er meinte, ich nähme die Kinder ins Haus. Wir verstanden uns und so bleibts. Zu Wohlfarth, Zuckerln für Therese. Dräxler, Andres, Jungmann, Weidmann, Zampis speisten mit uns, dann hatte ich mit Therese Debatten, welche sich nach gegenseitigen Eröffnungen zu unserer Zufriedenheit endigten. Nach Mittag bei Sonnenschein ein paar Stunden mit Therese und Andres in den Garten. Die Gänge sind rein; bestiegen die Galerie, alles noch voll Schnee, Therese probierte mit der Kupfer Luise, bekam Besuch von der Trentsensky, Jeanettl. Ich ins Burgtheater, für mich einmal zu sehen.
Band 10 (X.), Seite 78r
9328
1823
2
26
Trüb, rauer Wind. Im Burgtheater „Oberster“, „Unschuldiger muss leiden“, im Kärntnertor-Theater wegen der Schröder „Gefangene“ statt „Cordelia“; im Theater an der Wien „Fee aus Frankreich“. Den Vormittag zu Haus, beim Grafen, mittags mit Kridl, Gottdank, Neumann beim Traiteur im Blauen Igel; aßen gut, zahlten 12 fl., und sprachen viel von Duport und Kupelwieser; bei der Titschmann tranken wir Kaffee. Therese war allein, ging mit Helen zur Moser, um selbe zu empfehlen, sagte der Stockhammer auf. Zum Wolfmayer, kaufte 1 ½ graues Tuch, 30 fl.. Sprach Kike, ins Kärntnertor-Theater, plauderte mit Kramer, Neefe. Therese war bei der Moser.
Band 10 (X.), Seite 78r
9329
1823
2
27
Ein düsterer Tag, windig, kotig, Pres[…?] Stunden. Im Burgtheater „Deutsche Familie“, im Kärntnertor-Theater Einnahme des Weigl „Die eiserne Pforte“, romantische Oper in 3 Akten von Seyfried. Den Vormittag beim Grafen, er ist sehr übel. Beim Hofrat Gürtler (?), Schießl speiste mit uns. Therese studierte mit Luise Kupfer; Jeanettl kam; am Abend war Therese bei Moser, ich mit Schießl zu Rohrweck, zum Wilden Mann, Zeichnungen von Grünlings Lizitation zu sehen. Fand Peter, dann ins Kärntnertor-Theater. Die Oper missfiel ganz, wozu noch fatale Ereignisse beitrugen; die kleine Noistner (?), Forti, Schuh (?) beim Lachen (?); Fehler in der Dekoration wurden belacht, am Schlusse gar gezischt. Der ganze Hof war da, nach der Oper noch zum Grafen.
Band 10 (X.), Seite 78r
9330
1823
2
28
Neuer, tiefer Schnee, düster. In den Hoftheatern Norma wegen Leopold, im Theater an der Wien „Kupfer, Silber, Gold“. Den Vormittag in die Theaterkasse, zum Kanzler, zum Grafen. Jungmann und die Weber speisten mit uns. Kridl war bei Schenk und sagte ihm, dass die Fanny gestern bei der Schwitzer war und sich sehr albern betrug. Er tadelt sie sehr. Mit Neefe in Grünlings Lizitation, dann in Bamls Kaffeehaus, mit ihm und Neumann ins Josephstädter Theater „Witwe und Witwer“, „Männerspiegel“, altes Sujet von Lembert, „Harlekin in China“. Fanden viele Bekannte. Um 6 h abends starb des Seitz sein Eduard im 5. Jahre an […?, Todesursache fehlt].
Band 10 (X.), Seite 78r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).